Anforderungen an Finanzvermittler â mehr Qualität ... - Evers und Jung
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die die jüngere Behavioral Fin<strong>an</strong>ce-Forschung zu Tage gebracht hat: Wer den Weg sieht,<br />
k<strong>an</strong>n sich auch auf den Weg begeben.<br />
J.3 Beispiel: Leitbild „Private Fin<strong>an</strong>zen als Terrassensystem“<br />
Ein ideales Leitbild für den Bereich Vermögen ist das „Terrassenmodell“. Es eignet sich,<br />
um dem Verbraucher eine Vorstellung seiner privaten Fin<strong>an</strong>zen zu vermitteln. 215 Es führt<br />
die Sinnhaftigkeit der fin<strong>an</strong>ziellen H<strong>an</strong>dlungen vor Augen <strong>und</strong> überwindet die zentrale<br />
Frage d<strong>an</strong>ach, wo m<strong>an</strong> am besten <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen soll.<br />
Das Bild ist eingängig <strong>und</strong> operationalisiert den Anspruch, in kurz- mittel- <strong>und</strong><br />
l<strong>an</strong>gfristigen Anlagen zu denken: Der Vermögensaufbau sollte im Prinzip von der<br />
Kurzfristigkeit in die L<strong>an</strong>gfristigkeit erfolgen <strong>und</strong> „terrassenförmig“ gestaltet sein, wie der<br />
Acker eines Bergbauern. So wie das Wasser dort von Terrasse zu Terrasse hinab fließt,<br />
sobald eine Stufe geflutet ist, sollte sich alles Geld tendenziell vom Girokonto aus in die<br />
kurz-, mittel- <strong>und</strong> l<strong>an</strong>gfristigen Anlageformen ergießen, sobald spezifisch fest zu legende<br />
Schwellenbeträge überschritten werden. Auf diese Weise entsteht eine natürliche <strong>und</strong><br />
lebensnahe Bal<strong>an</strong>ce im Zielkonflikt aus dauerhaft notwendiger Zahlungsfähigkeit <strong>und</strong><br />
höchstmöglicher realistischer (!) Rendite. Gleichzeitig werden bewährte Daumenregeln<br />
verwendet, um die individuell in Frage kommenden Summen zu qu<strong>an</strong>tifizieren.<br />
Die Terrassen sind typunabhängig <strong>und</strong> bleiben ein Leben l<strong>an</strong>g gleich. Was sich<br />
verändert, sind allein die Summen, die in den einzelnen „Töpfen“ liegen, sowie die zum<br />
Einsatz kommenden Fin<strong>an</strong>zprodukte. Die beiden generellen „Spielregeln“ lauten lediglich:<br />
1. Wird Geld aus einer Terrasse entnommen, sollte zunächst diese wieder gefüllt<br />
werden.<br />
2. Ziel aller Bemühungen ist es, schnell bei der untersten Terrasse (Altersvorsorge)<br />
<strong>an</strong>zukommen.<br />
Nach Erläuterung des Leitbildes Terrassenmodell k<strong>an</strong>n der Berater mit dem Verbraucher<br />
dessen vorh<strong>an</strong>dene Soll- <strong>und</strong> Ist-Werte direkt eintragen oder ihn bitten, dies als<br />
Vorbereitung eines Folgegesprächs selbständig durchzuführen.<br />
215<br />
Das Terrassensystem wurde von Marco Habschick entwickelt <strong>und</strong> 1999 erstmals publiziert, vgl. Baye/Habschick, 1999, S.<br />
32ff. Es hat sich seitdem verbreitet <strong>und</strong> wird auch immer wieder von Publikums- <strong>und</strong> Fachmedien aufgegriffen. Mehrere<br />
Journalisten erhielten dafür Auszeichnungen (Helmut-Schmidt-Preis für die Serie „Das 1x1 des Geldes“ des Stern, 2004,<br />
Henry-Schroder-Award für den Artikel "Maßnahmen vor der Altersvorsorge - Das Terrassenmodell des<br />
Vermögensaufbaus", Börse Online 2007).<br />
© <strong>Evers</strong> & <strong>Jung</strong> 2005 <strong>Anforderungen</strong> für Fin<strong>an</strong>zvermittler – <strong>mehr</strong> Qualität, bessere Entscheidungen Seite 143