Anforderungen an Finanzvermittler â mehr Qualität ... - Evers und Jung
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e) Bausparverträge<br />
Eines der beliebtesten <strong>und</strong> politisch am stärksten geförderten Anlageprodukte in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d ist in seinem Wesen zunächst auch nichts <strong>an</strong>deres als ein<br />
Kombinationsprodukt: der Bausparvertrag. Ein Bauspardarlehen ist zunächst ein<br />
„normaler“ Annuitätenkredit, den m<strong>an</strong> zu relativ günstigen <strong>und</strong> vorher festgelegten<br />
Konditionen von der Bausparkasse erhält, wenn m<strong>an</strong> zuvor eine bestimmte Summe über<br />
einen bestimmten Zeitraum <strong>an</strong>gespart <strong>und</strong> damit eine sogen<strong>an</strong>nte „Bewertungszahl“<br />
erreicht hat. Das Bauspardarlehen wird d<strong>an</strong>n in Höhe der Bausparsumme (das ist der<br />
<strong>an</strong>gesparte Betrag zuzüglich des Bauspardarlehens) "zugeteilt". D<strong>an</strong>n k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich<br />
entscheiden, ob m<strong>an</strong> sich das <strong>an</strong>gesparte Geld auszahlen lässt oder zusätzlich – was der<br />
eigentliche Sinn dieser Konstruktion ist – zu Bauzwecken ein zinsvergünstigtes Darlehen<br />
aufnimmt, in das die <strong>an</strong>gesparte Summe mit einfließt.<br />
Insbesondere bei Vermittlern erfreut sich das Bauspargeschäft nach wie vor großer<br />
Beliebtheit, da hiermit relativ hohe Provisionen zu erzielen sind. Da das Produkt trotz<br />
seiner „Bek<strong>an</strong>ntheit“ ohnehin schon komplex <strong>und</strong> für den Normalk<strong>und</strong>en nicht unmittelbar<br />
tr<strong>an</strong>sparent ist, lassen sich zudem relativ problemlos dem K<strong>und</strong>en weitere<br />
Kombinationsmöglichkeiten verkaufen (mit entsprechenden Provisionsmöglichkeiten für<br />
den Vermittler) wie etwa Bausparsofortdarlehen. Im Unterschied zum normalen<br />
Bauspardarlehen erhält m<strong>an</strong> bei einer Bausparsofortfin<strong>an</strong>zierung die Darlehenssumme<br />
ohne Wartezeit <strong>und</strong> ohne Ansparleistung ausgezahlt. Auch demjenigen, der nicht in der<br />
Lage ist, Eigenkapital <strong>an</strong>zusparen, soll mit diesem „Bausparvollfin<strong>an</strong>zierungsmodell“<br />
trotzdem ein Bauspardarlehen verkauft werden. Letztlich wird hier neben dem<br />
Bausparvertrag ein weiteres Darlehen aufgenommen <strong>und</strong> ausgezahlt, das später, nach<br />
Zuteilung des Bausparvertrages, durch das (zinsgünstige) Bauspardarlehen abgelöst<br />
werden soll. Da aber der Kreditnehmer nichts <strong>an</strong>gespart hat <strong>und</strong> nicht <strong>an</strong>sparen will, wird<br />
die gesamte Mindest<strong>an</strong>sparsumme eines Bausparvertrages als Einmalzahlung über<br />
Kredit fin<strong>an</strong>ziert. Die Höhe der Bausparsumme liegt d<strong>an</strong>n aber deutlich über dem<br />
eigentlichen Fin<strong>an</strong>zierungsbedarf. Das muss auch so sein, da ja das Darlehen, das<br />
später durch den Bausparvertrag bei Zuteilung abgelöst wird, nicht nur den ausgezahlten<br />
Fin<strong>an</strong>zierungsbedarf decken muss, sondern eben auch die einmalige Einzahlung der<br />
Ansparsumme. Wenn nämlich nach einer im Bausparvertrag festgelegten<br />
Mindestsparzeit von beispielsweise vier Jahren das Bauspardarlehen zugeteilt wird, wird<br />
erst d<strong>an</strong>n das aufgenommene B<strong>an</strong>kdarlehen mit dem Bauspardarlehen abgelöst.<br />
Während dieser gesamten Zeit musste also eine weit über dem eigentlichen<br />
Fin<strong>an</strong>zierungsbedarf liegende Darlehenssumme mit Zinsen bezahlt werden, deren Höhe<br />
über denen der Ansparphase des Bausparvertrages liegt.<br />
© <strong>Evers</strong> & <strong>Jung</strong> 2005 <strong>Anforderungen</strong> für Fin<strong>an</strong>zvermittler – <strong>mehr</strong> Qualität, bessere Entscheidungen Seite 31