Anforderungen an Finanzvermittler â mehr Qualität ... - Evers und Jung
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Bausparvermittler, aber auch Vermittler geschlossener Fonds haften weiter nicht für ihr<br />
Tun. Die großen Anlagesk<strong>an</strong>dale der verg<strong>an</strong>genen Jahre blieben in dieser Hinsicht<br />
folgenlos.<br />
8. Lückenhafte Tr<strong>an</strong>sparenz über Status <strong>und</strong> Abhängigkeiten des Vermittlers<br />
Das Versicherungsvermittlergesetz schreibt Versicherungsvermittlern seit Mai 2007 vor,<br />
ihre K<strong>und</strong>en vor Vertragsabschluss darüber aufzuklären, ob sie geb<strong>und</strong>en oder<br />
ungeb<strong>und</strong>en agieren. Eine solche Vorschrift fehlt im Anlage- <strong>und</strong> Kreditbereich völlig.<br />
Daher ist es dort nach wie vor möglich, sich „unabhängig“ zu nennen, auch wenn<br />
Vertriebsaufträge eines oder <strong>mehr</strong>erer Produktgeber bestehen.<br />
9. Lückenhafte Information über Vergütung des Vermittlers<br />
Es besteht keine allgemeingültige <strong>und</strong> einheitliche Offenlegungspflicht für die<br />
Fin<strong>an</strong>zvermittler von Provisionen gegenüber dem K<strong>und</strong>en. Aufgr<strong>und</strong> der Vielzahl <strong>an</strong><br />
Regelungen in den einzelnen Teilmärkten wird es dem K<strong>und</strong>en deutlich erschwert, sich<br />
einen vollständigen Marktüberblick zu verschaffen <strong>und</strong> unterschiedliche Produktarten <strong>und</strong><br />
Angebote hinsichtlich der Kosten <strong>und</strong> Vergütung des Vermittlers zu vergleichen.<br />
10. Isolierte Denkstrukturen im Retailsegment, obwohl im Private B<strong>an</strong>king<br />
Gr<strong>und</strong>zusammenhänge unumstritten sind<br />
Was im Private B<strong>an</strong>king richtig ist, k<strong>an</strong>n im breiten Retailgeschäft nicht falsch sein.<br />
Dennoch ist im aktuellen Fin<strong>an</strong>zvermittlungsmarkt nach wie vor eine Gr<strong>und</strong>haltung zu<br />
spüren, dass Durchschnittshaushalte keine individuelle Beratung benötigen <strong>und</strong> mit<br />
St<strong>an</strong>dardprodukten <strong>und</strong> wenig <strong>an</strong>gemessenen Prozessen bedient werden können. Dabei<br />
gilt für sie nach ges<strong>und</strong>em Menschenverst<strong>an</strong>d das gleiche, was in folgendem Zitat eines<br />
B<strong>an</strong>kiers als konstituierendes Element für das Privatb<strong>an</strong>king dargestellt wird:<br />
„Die Privatb<strong>an</strong>k ist ein aufwändiges Geschäftsmodell, erklärt Hummler. 191 Im<br />
besten Fall funktioniere es wie eine Arztpraxis: Zuerst Anamnese, d<strong>an</strong>n die<br />
Diagnose, <strong>und</strong> aus diesen Erkenntnissen entwickelt m<strong>an</strong> eine Therapie. Das Ziel<br />
sei eine l<strong>an</strong>gjährige Beziehung, in der möglichst alle Probleme, die im Laufe eines<br />
Lebens auftreten können, berücksichtigt werden, Das Modell unterscheidet sich<br />
stark vom schnelleren, produktorientierten B<strong>an</strong>king der Großen. Die Privatb<strong>an</strong>k<br />
steht nicht so unter Druck, aus dem <strong>an</strong>vertrauten K<strong>und</strong>envermögen zig Millionen<br />
Gewinn zu erwirtschaften, sagt Konrad Hummler. Sie verdiene zwar unter<br />
Umstände weniger schnell Geld, verliere aber auch weniger schnell K<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
müsse entsprechend weniger Neuk<strong>und</strong>en werben. Und das ist einer der größten<br />
Kostenfaktoren im heutigen B<strong>an</strong>kwesen: die Akquisition von neuem Geld. „ Die<br />
Privatb<strong>an</strong>k ist ein Modell mit viel Zukunft“ , ist Hummler überzeugt.<br />
191<br />
Vgl. „Der Anarcho – B<strong>an</strong>ker“ von Lukas Egli, in: br<strong>an</strong>d eins 1/2008, S. 56–57: Konrad Hummler, Geschäftsführer der<br />
Schweizer Privatb<strong>an</strong>k Wegelin&Co, die 20 Milliarden Fr<strong>an</strong>ken verwalten.<br />
© <strong>Evers</strong> & <strong>Jung</strong> 2005 <strong>Anforderungen</strong> für Fin<strong>an</strong>zvermittler – <strong>mehr</strong> Qualität, bessere Entscheidungen Seite 127