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Freier Wille 21.08.2013 - WissIOMed

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Studium generale: Projekt© Herausgeber: Prof. Dr. med. Bernd Fischer www.wissiomed.de e-mail:memory-liga@t-online.de„Eine Nachfolgeuntersuchung von Keller und Heckhausen (1990) spricht dafür, dasses sich bei Libets ‚Drang’ um einen normalerweise unbewussten (A.d.V.automatischen) Bewegungsimpuls handelt, der nur durch dieVersuchsinstruktion ins Bewusstsein trat. (Pauen, 2004, 201 mit Bezug auf Keller/Heckhausen 1990) Dasvon Libet gemessene Bereitschaftspotential entspricht in seinem zeitlichenVerlauf dem Potential, das typischerweise bei unbewussten Bewegungenauftritt.“ (Keil 2007, 174)In Bezug auf simulierte Handlungen äußert sich Wingert (2005) folgendermaßen:„…Handlungen sind nicht reine Körperbewegungen. Handlungen sind einleibliches Verhalten mit steuernden Gedanken des Handelnden. Zu diesenGedanken gehören auch Gedanken von der Art wie - der vielleicht sehr flüchtige -Gedanke, dass jetzt, da ich vor der Tür meines Gastgebers angelangt bin, besser ist,den Klingelknopf zu drücken, als ihn nicht zu drücken. Das muss natürlich nichtalles sehr „bewusst“ geschehen. Wenn man einen klaren Begriff von Handlungenhat, dann sieht man, dass in den vielzitierten Libet-Experimenten nicht wirklichHandlungen untersucht wurden, sondern von den Probanden simuliertePseudohandlungen. Die Libet-Probanden sollten aus freien Stücken Knöpfedrücken. Aber sie hatten keinen Gedanken, dass es jetzt besser ist, den Knopfzu drücken, als ihn nicht zu drücken. Denn es gab gar keine Hinsicht für sie,unter der das zu tun sinnvoller erschien, als es zu unterlassen. Die Philosophiekann unter anderem dazu beitragen, die Aussagekraft solcher Experimente wie derLibet-Experimente besser abzuschätzen, indem sie Begriffe klärt.Etwas Ähnliches gilt für die Freiheit. Man muss ein klares, kohärentes Verständnisfür die Freiheit haben, bevor man die Frage einer gut begründeten Antwort näherbringen kann, ob wir frei sind. Hier ist festzustellen, dass Hirnforscher oftFreiheit mit Zufälligkeit verwechseln und die Existenz einer fälschlich soverstandenen Freiheit dann - zu Recht! - bestreiten.Eine freie Handlung wird danach so gedacht wie ein Würfel, der zufällig auf derPosition von sechs „Augen“ zu liegen kommt. Er hätte aber auch auf der Positionvon vier „Augen“ zu liegen kommen können, wenn der Würfelwurf eben andersausgefallen wäre. Entsprechend wird dann eine freie Handlung vorgestellt als dasProdukt eines zufälligen Wollens. Ich hätte auch anders handeln können, wenn ichnur anders gewollt hätte. Das ist das Würfelmodell der Freiheit.Dieses Modell ist jedoch falsch. Denn in ihm begreift man den freien <strong>Wille</strong>nnach dem Vorbild eines unbewegten Bewegers.“ (Keil 2007, 173)14

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