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Freier Wille 21.08.2013 - WissIOMed

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Studium generale: Projekt© Herausgeber: Prof. Dr. med. Bernd Fischer www.wissiomed.de e-mail:memory-liga@t-online.deDies gilt überraschenderweise auch für biographische Erinnerungen (Aufrufvon Erinnerungen sind konstruktive Gedächtnisprozesse), bei denen auch; siewerden nicht wiederholt abgespult, sie werden rekonstruiert - jedoch jeweils ausaktueller Sicht. Das bedeutet, sie haben zwar einen wahren Kern, sind aberinakkurat. Interessanterweise…sind Individuen typischerweise höchst überzeugtvon der Richtigkeit ihrer autobiographischen Erinnerungen. Vermutlich basteltesich der Homo erectus auf dies Weise eine Art Sicherheitsleine im ansonsten sounsicheren Dasein.“Dadurch ist auch das beliebte Phänomen des Tratsches zu erklären. Jeder, der diedoch „sooo“ interessante Neuigkeit einer weiteren Person weitererzählt, lässtunbewusst Information weg und ergänzt die ursprüngliche Information mitweiteren Informationen. Nach mehreren „Gesprächsdurchgängen“ ist dieursprüngliche Information kaum noch wiederzuerkennen. Sie gleicht dann ehereiner Erzählung eines Märchens.Geyer (2004) fasst diese Erkenntnisse kurz und prägnant folgendermaßen zusammen:„Tradierungsprozesse sind nun einmal nichts anderes als ein schon durch dasPartyspiel „Stille Post“ bekanntes und durch die Vorsichtsmaßregel „Man höreauch die andere Seite“ nur leidlich korrigierbares Verzerrungsgeschehen. Traukeiner Quelle, die auf einem Gehirn mit über 30 Neuronen beruht, lautet dieBotschaft mit der Fried hier im Grunde also bloß die Prinzipien seriöserQuellenkritik noch einmal auf einen neuronal abgesicherten Begriff bringt. Sobewahrheitet sich, was der Hirnforscher Gerhardt Roth schrieb: DieNeurowissenschaften, sofern sie die Bedingtheiten des Gedächtnissesaufzeigen, sagen „nichts, was nicht Philosophen, Psychologen und guteMenschenkenner zu allen Zeiten bereits gesagt haben.“Im weiteren Fortgang seiner Betrachtungen lässt Fried jedoch dann dieGeschichtswissenschaft nur noch als neuronale Geschichtswissenschaft gelten undmöchte sie als Kognitionswissenschaft verstanden wissen.Kant sagt zu solchen Gedankenexperimenten: „Reine Gedanken konstruierenhinsichtlich der Dinge keine Erkenntnisse.“Solche geistigen Muster sollten der realen Lebenswelt (dem Vorfindbaren) nicht alsDeutungsmuster (Bedeutungszuweisung) übergestülpt werden. Es handelt sich umeine inverse Rückbezüglichkeit, deren Ausgangspunkt unvalidierte, nichtoffensichtliche Annahmen darstellen. Diese Annahmen sind komplex (nichttrivial), in sich schlüssig (nicht paradox), jedoch utopisch.Das Vorfindbare wird entsprechend diesem geistigen Muster geordnet. Vorgängerdieser Methode sind z. B. Hegel.50

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