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Freier Wille 21.08.2013 - WissIOMed

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Studium generale: Projekt© Herausgeber: Prof. Dr. med. Bernd Fischer www.wissiomed.de e-mail:memory-liga@t-online.de„Der amerikanische Neuropsychologe Benjamin Libet bat vor vielen Jahren seineVersuchspersonen, zu einem selbst gewählten Zeitpunkt eine bestimmte Bewegungauszuführen - zum Beispiel einen Finger zu beugen. Dabei sollten die Probanden aneiner Uhr ablesen, wann genau sie die Absicht zu der Handlung in sich aufsteigenfühlten. Durch gleichzeitige Messung der Hirnströme stellte Libet fest, dass dieNervenzellen im motorischen Cortex bereits aktiv wurden, ehe die Probanden sichbewusst zu der Bewegung entschlossen. Libet (A.d.V: bzw. die Interpreten seinerBefunde) werten dies als Beweis dafür, dass der freie <strong>Wille</strong> eine Illusion sei.Es handelt sich hier um ein Scheinargument: Erstens ist eine Absicht keinGeisteszustand, der sich irgendwie erfühlen lässt - im Gegensatz etwa zuSchmerzen. Zweitens hat das Experiment nicht die von Libet angenommenenKonsequenzen für die Frage der <strong>Wille</strong>nsfreiheit. Ob eine Handlung frei ist, hängtnicht von der Existenz eines vorausgegangenen Gefühls ab. Unser täglichesReden zum Beispiel geht ebenso wenig mit einem solchen Zustand einher - und isttrotzdem keineswegs unfrei.“ (Schulz, 2004, s. a Bennet et al. 2003, pp. 229-231)„<strong>Wille</strong>nsfreiheit gründet nicht auf einem Gefühl, geschweige denn auf einemursprünglichen.“ (Keil, 2007, 157)„Die Instruktion lautet: ‚to let the urge come on ist own spontaneously’ (Libet 1999, 48)Die Probanden sollen die Finger krümmem ‘at any time the desire, urge decicion orwill should arise in them. (Libet 1985, 530) Desire, urge, decision or will – was denn nun,möchte man fragen. Ein Drang (urge) ist sicherlich etwas anderes als eineEntscheidung (decision). Halten wir uns an die Formulierung ‚to let the urge cometo ist own spontaneously’. Diese Anweisung kann man kaum anders auslegen, alsdass sie Person den Zeitpunkt gerade nicht frei wählt. Vielmehr soll sie einenDrang über sich kommen lassen. Sich einem Drang zu überlassen ist nicht nurein schlechtes Beispiel einer frei gewählten Handlung, die Aufforderung einenDrang spontan über sich kommen zu lassen, ist auch widersinnig. Es ist nichtzu sehen, was die Person tun sollte, um dieser Aufforderung nachzukommen.Sie soll ja gerade nichts tun: Sie soll sich dem nicht entgegenstellen, was in ihrgeschieht. Gleichwohl nennt Libet das Ergebnis ‚willentlich’ und hält es fürein Paradigma einer frei gewählten Handlung. Diese Auffassung ist eineKarikatur dessen, was man vernünftigerweise unter <strong>Wille</strong>nsfreiheit versteht.Freiheit, an der uns gelegen sein sollte, ist nicht das Auftreten erratischerWillkürbewegungen oder das Zulassen derselben, sondern die Fähigkeit zurvernünftigen Selbstbestimmung im Handeln. Wer sich stets demüberlässt, was ihm gerade in den Sinn kommt, ist nichtfrei, sondern willenlos. Er wählt nicht nach Gründen,sondern macht sich zum Sklaven seiner erratischen (verirrt;21

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