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Freier Wille 21.08.2013 - WissIOMed

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Studium generale: Projekt© Herausgeber: Prof. Dr. med. Bernd Fischer www.wissiomed.de e-mail:memory-liga@t-online.deGerade die computergenerierten Gehirnbilder sind hierfür ein Beleg. Hagnerdeutet sie als eine nach „innen gewendete Physiognomik“ (s. Gall: Phrenologie),die wie ihre nach außen gewendeten Vorläuferin nur höchst vageAnhaltspunkte darüber zu liefern vermag, wie es um den geistigen odercharakterlichen Zustand der betreffenden Person steht.“ (Seel 2006)“Die erhaltenen Befunde werden schlicht überinterpretiert. Sie entsprechen fast einerGlaubensbotschaft.Bei der funktionellen Kernspintomographie „macht man sich die unterschiedlichenmagnetischen Eigenschaften von sauerstoffreichem und sauerstoffarmem Blutzunutze. Man misst gewissermaßen die Sauerstoffversorgung. Erfasst werden dieHirnareale, die stark durchblutet werden, und man setzt voraus, dass diese erhöhteDurchblutung durch die neuronale Aktivität in dem entsprechenden Arealhervorgerufen wird. Eine neue Arbeit in der Zeitschrift „Science“ (Bd. 320, S. 1638) machtallerdings deutlich, dass schon diese alte Annahme, es handele sich um dieAktivität der Neurone, nicht zutrifft – jedenfalls nicht immer zutrifft.Im Sehzentrum der Großhirnrinde von Frettchen haben James Summers und seineKollegen vom Massachusetts Institute of Technology gezeigt, dass die Astrozyten,die dort bei weitem in der Mehrzahl sind und die Neurone umgeben, einengroßen Teil des Sauerstoffbedarfs erzeugen. Ihre Aktivität, die eng mit denNeuronen gekoppelt ist, beeinflusst entscheidend, wie das aktivierte Hirnareal mitSauerstoff versorgt wird – und wie stark entsprechend das Signal durch denKernspintomographen zu erkennen ist. Logethetis spricht von einem „Surrogat“ anSignalen, die letztendlich die Aktivität von „Massen“ von Zellenwiederspiegelt…Allerdings ergeben sich schon allein daraus schonEinschränkungen, was die Aktivität der Nervenzellen angeht: Mit einem typischen‚Voxel’, einer Art Messpunkt, werden heute nämlich immer noch knappfünfeinhalb Millionen Nervenzellen, mehr als zwanzig Milliarden Synapsen, rund22 Kilometer Dentridenausläufer und 220 Kilometer Axone – Hauptleitungskabel –erfasst. Aber nur knapp drei Prozent in diesem erfassten Hirnvolumen werden vonden Blutgefäßen eingenommen, deren Spur im Kernspintomographen verfolgtwird.Weit mehr Kopfzerbrechen bereiten Logothetis freilich die aufgefangenen Signale,die meist als „neuronale Aktivität’ ausgelegt werden, in Wirklichkeit aber nur dieStoffwechselaktivität in jenem Gebiet wiederspiegeln. Wie zahlreiche Experimentenämlich nahe legen, feuern viel Neurone weniger auf einen bestimmten Reiz hin,sondern es laufen in den Mikonetzwerken erregende und hemmende Entladungender Zellen ab, die zwar im Tomographen sichtbar werden, jedoch zu keiner odernur unterschwelliger Beteiligung des jeweiligen Areals an der Verarbeitung desReizes führen. Der Energieverbrauch wird also fälschlich mit Aktivität undneuronaler Verarbeitung gleichgesetzt. Die internen ‚Neuromodulationen’, von182

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