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Freier Wille 21.08.2013 - WissIOMed

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Studium generale: Projekt© Herausgeber: Prof. Dr. med. Bernd Fischer www.wissiomed.de e-mail:memory-liga@t-online.dedenen viele noch dazu unerforscht sind, könnten leicht zu Fehlschlüssen über dieBeteiligung bestimmter Hirnareale in den kognitiven Prozessen führen.Ein besonders markantes Beispiel ist der Primäre visuelle Kortex, das zentraleAreal in der Großhirnrinde, das bei vielen Untersuchungen immer wieder alsdasjenige Gebiet identifiziert worden war, das als erstes und besonders stark aktivwird, wenn wir etwas Neues mit dem Auge wahrnehmen. Wie sich zeigte, sindoffenbar ganz andere Areale in der Großhirnrinde zuerst involviert, und achtzig bisneunzig Prozent der Signale, die der Primäre Visuelle Kortex erzeugt, stammen vonmodulierenden Erregungen aus dem Kortex.…Ohne flankierende andere Methoden, die letztlich auch tierexperimentelleEingriffe erfordern, wird man die Funktionsweise des Gehirns über kurz oder langnicht besser verstehen.“ (Müller-Jung 2008)Wenn darauf verwiesen wird, dass Raine et al. (1994,1997) bei Mördern eineVerminderung der Glucoseaufnahme im praefrontalen Kortex nachgewiesen habenund deshalb diese Personen dazu determiniert seien bei ungünstigen sozialenVerhältnissen schwere Straftaten zu begehen, so sind dies schon ziemlichabenteuerliche Schlussfolgerungen. Diese Schlussfolgerungen sind a posteriori-Schlüsse. Die Autoren sagen selbst, dass ihre Ergebnisse vorläufiger Natur seienund dass viele Möglichkeiten bestehen, die diese Veränderungen hervorrufenkönnen, wie psychoaktive Drogen, Hyperaktivität, Epilepsie, organischeHirnerkrankungen usw. „Die Folgerungen, solche Auffälligkeiten, seien Indizdafür, dass der Täter ohne Schuld gehandelt habe, sind bisher in den luftleerenRaum hinein behauptet worden.“ (Boetticher 2008)„Um von einer Situation in die nächste zu gelangen, orientieren wir uns anGedanken, nicht an zerebralen Aktivitätsmustern. Doch folgt man einigenHirnforschern, so müsste sich das Verhältnis mit der Visualisierung derHirnvorgänge bei Denken umkehren. Das neuronale Geschnatter ist das Reale, derGedanke ist das Phantastische.“ (Hagner 2006)„Wer den Gedanken hat, dass Schnee weiß ist, befindet sich in einem bestimmtenGehirnzustand - soviel dürfte gewiss sein. Nur ist deshalb dieser bestimmteGedanke kaum mit einem bestimmten Gehirnzustand identisch. Denn dassunterschiedliche Personen denselben Gedanken haben, bedeutet noch lange nicht,dass die denselben Gehirnzustand aufweisen; jede von ihnen mag diesen Gedankenmit jeweils anderen Gedanken, Assoziationen und Emotionen verbinden.Wie lassen sich Gedanken als Gedanken individuieren?Nicht durch das Starren auf bildlich oder sonst wie repräsentierte Gehirnzustände,sondern allein durch das Erfassen seines jeweiligen Gehalts im Medium einer183

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