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Freier Wille 21.08.2013 - WissIOMed

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Studium generale: Projekt© Herausgeber: Prof. Dr. med. Bernd Fischer www.wissiomed.de e-mail:memory-liga@t-online.dehandelsüblichen intersubjektiven Sprache. Das bedeutet: Der Beobachter vonGehirnprozessen muss den Gedanken, dessen neurophysiologisches Korrelat er ineinem beobachteten Gehirn ausmachen will, selbst bereits auf die gewöhnlicheWeise verstanden haben, bevor er eine Realisierung im Kopfe dieses oder jenesMitmenschen ausmachen will.Nur hier, in der sozialen Praxis des wechselseitigen Verstehens, lassen sichGedanken überhaupt erst identifizieren. Nur hier gewinnt die Rede von Gedankenund allem, was mit ihnen zusammenhängt - und also vom ‚Geist’ des Menschen -,überhaupt Sinn. Dass Gedanken, wenn sie jeweils gedacht werden, auchGehirnzustände sind, bedeutet nicht, dass sie Gehirnzustände sind. Sie sind Inhaltedes Denkens von Lebewesen, die im Zuge ihrer natürlichen und kulturellenEvolution die Gehirne entwickelt haben, die sie befähigen, sich im Mediumsprachlich artikulierter Gedanken zu orientieren.Die ‚Zerebralisierung des Menschen’ muss den Menschen verkennen, weil sie denSinn seiner gedanklichen und sonstigen Lebensäußerungen zu neutralisierenversucht…Das lebensweltlich erlernte und erprobte Verstehen von Gedanken, Gefühlen undHandlungen nämlich stellt den Schlüssel auch und gerade zu einernaturwissenschaftlichen Erschließung des menschlichen Geistes dar. Wird dieserSchlüssel weggeworfen, bleiben der Hirnforschung in Sachen Geist und Gehirn nurvollmundige Spekulationen, deren Haltbarkeitsdatum, wie Hagner nüchternbemerkt, ‚nicht wesentlich länger als das des Joghurts im Kühlregal’ ist.“ (Seel 2006)„Ich würde gerne die gegenwärtige Situation, insbesondere die vehementvorgetragene Forderung nach Abschaffung des Schuldstrafrechts, gerne mit denWorten meines Freundes und forensischen Psychiaters Peter Gruberzusammenfassen: ‚Die gegenwärtige Diskussion um die Ergebnisse derHirnforschung kommt mir so vor, wie wenn jemand eine Uhr auseinandernimmt,alle Rädchen ausbaut, sie anschaut und glaubt, nun habe er die Zeit verstanden.’“(Boetticher 2008)„Es liefe auf einen naiven Begriffsrealismus hinaus…wegen der sprachlichenmöglichen Ausdrucksweise ‚dies ist mein <strong>Wille</strong>’ oder ‚ich habe den <strong>Wille</strong>n’ (fürden schlichteren Ausdruck ‚ich will’) anzunehmen, es gäbe ‚etwas’ ‚für sichSeiendes’, das als ‚<strong>Wille</strong>’ bezeichnet werden könnte, der uns überdies auch nochvon sich aus bewegen würde, irgendetwas zu tun!“ (Kittel I.-W.)„Gerade die Neurowissenschaft als empirisch-naturwissenschaftlich geprägteDisziplin sollte immer wieder an ihre eigenen Einschränkungen erinnern. Sonst trittan die Stelle von soliden Interpretationen der Ergebnisse komplexer184

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