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Für eine Stärkung und Neuorientierung des Naturschutzes

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Drucksache 14/9852 – 12 – Deutscher B<strong>und</strong>estag – 14. Wahlperiodegemessen werden. Einerseits wurde in vielen Fällen durchdie Eingriffsregelung <strong>eine</strong> erfolgreiche Kompensationvon Funktionsverlusten <strong>des</strong> Naturhaushaltes bewirkt. Andererseitstrüben erhebliche Umsetzungsdefizite die Erfolgsbilanzdieses Instruments. Des Weiteren konnte z. B.mithilfe von EU-Förderprogrammen in vielen GebietenGrünland erhalten oder die Nutzung extensiviert werden.Seit 1990 wurde auch <strong>eine</strong> nicht unbeträchtliche Steigerungder Fläche der Naturschutzgebiete von 1,3 % derLan<strong>des</strong>fläche auf 2,6 % im Jahr 2001 erzielt (BfN, persönlicheMitteilung vom 30. 04. 2002). Auch Erfolge, diedurch den technischen Umweltschutz erzielt wurden, z. B.die Verbesserung der Wasserqualität von größeren Fließgewässern,haben sich positiv auf die Funktionsfähigkeit<strong>des</strong> Naturhaushaltes ausgewirkt. Die Bestände bestimmterschutzwürdiger Pflanzen- <strong>und</strong> Tierarten konnten stabilisiertoder vergrößert werden. Diese Teilerfolge im Artenschutzsind allerdings lediglich punktueller Art odernur dort erzielt worden, wo k<strong>eine</strong> gr<strong>und</strong>legenden Nutzungsänderungenauf größeren Flächen erforderlich waren,sondern die Pflege kl<strong>eine</strong>rer Flächen oder die Beseitigungeinzelner Störfaktoren wie z. B. die Bejagung oderdie Unterbrechung von Wanderstrecken ausreichte (vgl.auch BfN, 1999, S. 64).Insgesamt vermögen diese erfreulichen Teilerfolge allerdingsnicht darüber hinwegzutäuschen, dass für die großeMehrheit der naturschutzrelevanten Umweltproblemek<strong>eine</strong> ausreichenden Erfolge bei der Problembewältigungerzielt worden sind. Vielmehr sind negative Trendverläufeim Bestand der Naturgüter als Regelfall festzustellen.1.3 Ungelöste Kernprobleme4. Materiell handelt es sich bei den ungelösten Problemen(s. dazu SRU, 2002, Tz. 32 ff.) um die weiterhin fortschreitendenEinschränkungen der Leistungs- <strong>und</strong> Nutzungsfähigkeit<strong>des</strong> Naturhaushaltes, um die Reduzierungder Biodiversität <strong>und</strong> um die Beeinträchtigung der Erholungsqualitätder Landschaft. Die Defizite bei der Erreichungder Naturschutzziele wurden bereits im Umweltgutachten2000 aufgeführt (vgl. SRU, 2000, Tz. 343 ff.,Tz. 452 ff., Tz. 585, Tz. 715 ff.). Im Folgenden sollen <strong>des</strong>halbnur die Kernprobleme hervorgehoben werden.1.3.1 Lebensraum- <strong>und</strong> Artenschw<strong>und</strong>5. Ein zentrales Problem <strong>des</strong> <strong>Naturschutzes</strong> stellt derVerlust sowie die Beeinträchtigung von Lebensräumen<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Dezimierung der Artenvielfaltdar. Nur wenige Kennzahlen sollen an dieser Stelle dennach wie vor bestehenden dringlichen Handlungsbedarfveranschaulichen (s. auch SRU, 2000, Tz. 344, 353). Überzwei Drittel (69 %) aller in Deutschland vorkommendenBiotoptypen werden hierzulande als gefährdet eingestuft.Ein Anteil von 15 % der Biotoptypen ist in Deutschlandsogar von völliger Vernichtung bedroht. Min<strong>des</strong>tens39 % aller in Deutschland vorkommenden Tierarten <strong>und</strong>28 % der Pflanzenarten sind in ihrem hiesigen Bestandgefährdet oder bereits ausgestorben (BfN, 1999, S. 59, 66).In <strong>eine</strong>r Aufstellung der Europäischen Umweltagenturhinsichtlich der Verantwortung der EU-Mitgliedstaaten fürdie Erhaltung von europaweit schutzwürdigen (FFH-)Arten<strong>und</strong> Biotopen, insbesondere der atlantischen <strong>und</strong> kontinentalenbiogeographischen Regionen, wird Deutschlandan fünfter Stelle geführt (EEA, 1999, Fig. 3.11.6).Angesichts dieser internationalen Verantwortung wiegtdie Aussicht besonders schwer, dass bei Fortwirken derGefährdungsursachen mit dem vollständigen Verlust <strong>eine</strong>rgroßen Zahl von Biotoptypen <strong>und</strong> in der Folge voraussichtlichauch vieler an diese Lebensräume geb<strong>und</strong>enerArten zu rechnen ist (BfN, 1999, S. 81).Die Roten Listen für Deutschland geben k<strong>eine</strong> Anhaltspunkte,ob <strong>eine</strong> gefährdete Art ihren Verbreitungsschwerpunktin Deutschland hat oder ob hier der Rand ihresVerbreitungsgebietes liegt bzw. sie als Inselpopulationvorkommt. Zwar besteht <strong>eine</strong> besondere nationale Verantwortungselbstverständlich in erster Linie für endemische,ausschließlich in <strong>eine</strong>m abgegrenzten Areal vorkommendeArten <strong>und</strong> Sippen oder für Arten <strong>und</strong> Biotoptypenmit Schwerpunktvorkommen in Deutschland (vgl. z. B.BOYE <strong>und</strong> BAUER, 2000; FLADE, 1999). Doch auchisolierte oder randliche Vorkommen können sowohl fürdie genetische Weiterentwicklung <strong>eine</strong>r Art als auch fürdie regionale Vielfalt an Arten <strong>und</strong> Biotoptypen <strong>eine</strong>besondere Bedeutung haben. Die Roten Listen (vgl.Abschn. 5.2.8.2) erfüllen daher trotz gewisser Schwächen(SRU, 2000, Tz. 347, 354) <strong>eine</strong> wichtige Warnfunktionfür den Zustand der nationalen Biodiversität.6. Ursachen für den Arten- <strong>und</strong> Lebensraumschw<strong>und</strong>sind vor allem die direkte Zerstörung <strong>und</strong> mechanischeSchädigung sowie die Verinselung <strong>und</strong> Zerschneidungder Lebensräume, insbesondere durch den Städtebau,den Bau von Verkehrsanlagen <strong>und</strong> den Abbau von Rohstoffen.Abbildung 1-1, zeigt die Flächeninanspruchnahmedurch Siedlung <strong>und</strong> Verkehr in Deutschland. Hinsichtlichder Verinselungs- <strong>und</strong> Zerschneidungsproblemeist der Bau von Verkehrsanlagen hervorzuheben. InDeutschland existierten im Jahr 2000 bereits 230 735 kmStraßen <strong>des</strong> überörtlichen Verkehrs (Statistisches B<strong>und</strong>esamt,2001). Dieses dichte Netz soll nach den derzeit in derDiskussion befindlichen Planungen <strong>des</strong> B<strong>und</strong>esverkehrswegeplansbeträchtlich erweitert werden. Die Barrierewirkungvon Straßen verhindert die Wiederansiedlung,Ausbreitung <strong>und</strong> die Bildung stabiler Populationen sehrvieler Tierarten (z. B. <strong>des</strong> Luchses). Auch im europäischenVergleich weist Deutschland <strong>eine</strong>n sehr hohenZerschneidungsgrad auf (s. EEA, 1999, S. 297). DieAufrechterhaltung der Populationen wird dadurch fürviele Arten erheblich erschwert. Abgesicherte Erkenntnissehierzu liegen für Indikatorarten von Vögeln <strong>und</strong>Säugetieren in Feuchtgebieten <strong>und</strong> Wäldern vor (s. EEA,1999, Fig. 3.11.7 <strong>und</strong> 3.11.8).Weitere wichtige Ursachen <strong>des</strong> Arten- <strong>und</strong> Lebensraumschw<strong>und</strong>essind <strong>eine</strong>rseits die intensive landwirtschaftlicheNutzung mit der Ausbringung von Nähr- <strong>und</strong> Schadstoffensowie andererseits die Nutzungsaufgabe extensivbewirtschafteter Lebensräume <strong>und</strong> in der Folge der Verlustvon wertvollen Offenlandbiotopen. Auch Agrarumwelt-

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