13.07.2015 Aufrufe

Für eine Stärkung und Neuorientierung des Naturschutzes

Für eine Stärkung und Neuorientierung des Naturschutzes

Für eine Stärkung und Neuorientierung des Naturschutzes

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Drucksache 14/9852 – 168 – Deutscher B<strong>und</strong>estag – 14. WahlperiodeNitratatlas zu Stickstoffeinträgen <strong>und</strong> Stickstoffgehaltenin Ökosystemen erforderlich, die auch auf kleinräumigeNaturschutzaspekte eingeht.436. <strong>Für</strong> die in der Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft typischenBewirtschaftungsformen sollten an repräsentativen Standortennutzungsbezogene Daten im Zusammenhang mitDaten über Naturschutzmaßnahmen erhoben werden. Dadurchkönnen die Auswirkungen solcher Maßnahmen aufunterschiedliche Bewirtschaftungsformen (Intensivlandwirtschaftvs. Ökolandbau) beurteilt werden.437. Der Umweltrat empfiehlt <strong>eine</strong> Schwerpunktsetzungbei der Erfassung von Kerndaten <strong>des</strong> <strong>Naturschutzes</strong><strong>und</strong> von Daten, die für nationale <strong>und</strong> internationaleBerichtspflichten <strong>des</strong> B<strong>und</strong>es erforderlich sind. Das B<strong>und</strong>esamtfür Naturschutz hat <strong>eine</strong> entsprechende Bewertungsmethodikfür die Bestandsermittlung von Lebensräumen<strong>und</strong> Arten der FFH- <strong>und</strong> Vogelschutzrichtlinieentwickelt, die auch Gr<strong>und</strong>lage <strong>eine</strong>s b<strong>und</strong>esweit einheitlichenPflichtansatzes der kontinuierlichen Datenerhebungfür die EU-Berichtspflichten werden sollte(BALZER et al., 2002a <strong>und</strong> b; ELLWANGER, 2002;KEHREIN, 2002;). Die Erhebung darf nicht – wie bislang– allein auf Freiwilligkeit <strong>und</strong> <strong>eine</strong>r entsprechend heterogenenDatenerfassung beruhen. Die im Rahmen derverschiedenen Berichtspflichten (Natura 2000, Wasserrahmenrichtlinie,Agrarumweltprogramme) zu erhebendenDaten <strong>und</strong> ihre Auswertungen sollten konzeptionellaufeinander abgestimmt werden, sodass sie mehrfach genutztwerden können.Ebenfalls werden naturschutzbezogene Daten zu Veränderungenin der genutzten Landschaft sowie darüber hinauszu allgem<strong>eine</strong>n Umweltveränderungen an wenigenausgewählten Standorten, in Biosphärenreservaten,benötigt, die durch <strong>eine</strong> kontinuierliche ökosystemareUmweltbeobachtung gewonnen werden können. DieserAnsatz sollte durch <strong>eine</strong> fragengeleitete Aufklärung speziellerUmweltprobleme ergänzt werden, die zum großenTeil Inhalt von Forschungsprojekten sein kann. Auf dieerforderliche Integration <strong>eine</strong>r dauerhaften Beobachtunggentechnisch veränderter Organismen in die ökologischeUmweltbeobachtung hat der Umweltrat bereits hingewiesen(SRU, 1998, Kapitel 3.2).Auch die für planerische Zwecke erforderlichen Basisdaten<strong>des</strong> <strong>Naturschutzes</strong> sollten nach einheitlichen Kriterienerhoben, bewertet <strong>und</strong> bereitgestellt werden, um <strong>eine</strong> verbesserteBerücksichtigung der Belange <strong>des</strong> <strong>Naturschutzes</strong>zu gewährleisten.Da die Flächeninanspruchnahme durch Zersiedelung <strong>und</strong>Zerschneidung der Landschaft ein zentrales, ungelöstesProblem für den Naturschutz ist <strong>und</strong> hierfür k<strong>eine</strong> angemessenenaturschutzbezogene Datenbasis existiert,empfiehlt der Umweltrat, verbindliche Indikatoren <strong>und</strong><strong>eine</strong> entsprechende Bewertungsmethodik für <strong>eine</strong> b<strong>und</strong>eseinheitlicheDatenerfassung zu erarbeiten.6.7 Akzeptanzförderung <strong>des</strong> <strong>Naturschutzes</strong>438. Akzeptanzsicherung <strong>und</strong> Konfliktbewältigung sindDaueraufgaben von Naturschutz <strong>und</strong> Landschaftspflege(SCHRÖDER, 1998). Eine erste Voraussetzung hierfür istes, dass „Natur“ in <strong>eine</strong>r Weise thematisiert wird, die nichtvorrangig Assoziationen an Verbote weckt, sondern Vorstellungenvon Reichtum <strong>und</strong> Vielfalt auslöst. Verbotsschilderam Eingang <strong>eine</strong>s Naturschutzgebiets bewirkenwenig, wenn der (Seltenheits-)Wert der vorfindbaren Naturnicht dargestellt wird. Im Hinblick auf wirtschaftlicheVorteile (Tourismus, Naturreichtum als Standortvorteil)ist die Vorstellung von Natur als „Tafelsilber“ der Regionoft durchaus angemessen. Eine weitere Voraussetzungvon Akzeptanz ist es, dass die in diesem Gutachten dargestellteKonstellation von Fremdbestimmtheit (Tz. 85)so weit wie möglich vermieden wird. Es ist k<strong>eine</strong>swegsso, dass Naturverb<strong>und</strong>enheit auf dem Lande erst von Naturschutzfachleutenverbreitet werden muss. Diese könnenallerdings den besonderen Wert von vorhandenen Artenvor Ort verdeutlichen <strong>und</strong> so zu <strong>eine</strong>m Naturschutzdurch die Einwohner selbst (einschließlich <strong>des</strong> nötigenKontrollverhaltens) beitragen. Eine besondere Erfolgsvoraussetzungsind sinnvolle, begründbare Ziele. EinseitigeVorstellungen von „Wildnis“ können, wenn es vorrangigum den Schutz traditioneller Kulturlandschaftgeht, die Akzeptanz für <strong>eine</strong>n breit in die Fläche ausgreifendenNaturschutz behindern (vgl. Tz. 94 ff.). Schließlichist es als Voraussetzung für <strong>eine</strong> Akzeptanz <strong>des</strong> <strong>Naturschutzes</strong>innerhalb <strong>und</strong> außerhalb von Schutzgebietenwichtig, dass von den derzeitigen Landnutzern k<strong>eine</strong>Einkommenseinbußen abverlangt <strong>und</strong> im Gegenteil möglichstpositive Anreize für den Naturschutz geschaffenwerden. Diese können auch in Verweisen auf best practicebestehen. Mittlerweile gibt es vielfältige ökonomischeVorteile <strong>des</strong> <strong>Naturschutzes</strong>, die diesen auch mitmateriellen Interessen vor Ort in Einklang bringen können.Abgesehen vom Politikstil der Naturschutzakteure,der Verdeutlichung <strong>des</strong> Wertes <strong>des</strong> überkommenen Naturvermögens<strong>und</strong> verbesserter Strategien vor Ort sollten Akzeptanzprobleme<strong>des</strong> <strong>Naturschutzes</strong> vor allem durch <strong>eine</strong>Verbesserung der Anreizstrukturen verringert werden(s. Tz. 251).Die Bildung von strategischen Allianzen ist ein andererAnsatz, der insbesondere auf <strong>eine</strong> Verbesserung derHandlungskapazität hinwirken soll. Eine spezielle,konfliktbezogene Form der Akzeptanzförderung istschließlich der gezielte <strong>und</strong> professionell organisierteDiskurs. Auf diese beiden Ansätze soll kurz eingegangenwerden.6.7.1 Allianzbildung439. Zur <strong>Stärkung</strong> ihrer Durchsetzungsfähigkeit solltendie Naturschutzakteure verstärkt nach potenziellen BündnispartnernAusschau halten. Diese müssen nicht identischeMotive <strong>und</strong> Interessen haben. Es reicht, wenn sie<strong>eine</strong>n potenziellen Nutzen aus dem Naturschutzvorhabenerzielen können <strong>und</strong> dieses <strong>des</strong>halb unterstützen(BRENDLE, 1999). Diesen Nutzen zu identifizieren <strong>und</strong>offensiv damit zu werben, ist nach Ansicht <strong>des</strong> Umweltrates<strong>eine</strong> wesentliche Erfolgsbedingung von Naturschutzpolitik,wobei dies Behörden <strong>und</strong> Verbändegleichermaßen einbeziehen muss. Im Fall der Wasserversorgungbetrifft dies die geringeren Kosten für dieAufbereitung von Trinkwasser durch die Verhinderung

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!