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Für eine Stärkung und Neuorientierung des Naturschutzes

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Drucksache 14/9852 – 26 – Deutscher B<strong>und</strong>estag – 14. WahlperiodePolitikauffassung, die von möglichst konkret formuliertenZielen bei flexibler Handhabung <strong>des</strong> Instrumentenspektrumsausgeht <strong>und</strong> in den Industrieländern imZusammenhang mit Konzepten <strong>eine</strong>r Reform <strong>des</strong> öffentlichenSektors (New Public Management) Verbreitunggef<strong>und</strong>en hat (JÄNICKE, 2001, S. 66, 72). Konkrete,gut begründete, handlungsrelevante Umweltziele<strong>und</strong> -standards auf den verschiedenen politischen Entscheidungsebenen– schaffen transparente <strong>und</strong> verlässliche Rahmenbedingungenfür das Handeln staatlicher <strong>und</strong> gesellschaftlicherAkteure <strong>und</strong> ermöglichen <strong>eine</strong> zielorientierteKontrolle von Politik („management by objectives“).Zielverfehlungen bewirken <strong>eine</strong>n Handlungsdruckhinsichtlich der Überprüfung von bestehendenHandlungskonzepten <strong>und</strong> der Umsetzung neuer, weitreichendererMaßnahmen;– erweitern den Zeithorizont der politischen Aufmerksamkeitüber das tagespolitische Geschehen hinaus<strong>und</strong> tragen somit zur langfristigen Stabilisierung derpolitischen Agenda für Naturschutzthemen <strong>und</strong> -maßnahmenbei;– erleichtern die Konsensbildung sowie die Begründungfür Naturschutzmaßnahmen (SRU, 1998, Tz. 68). Aufder Gr<strong>und</strong>lage von konkreten Zielvorgaben kann besserabgeschätzt werden, welche Instrumente <strong>und</strong> inwelchem Ausmaß Haushaltsmittel zur Realisierungbereitgestellt werden müssen;– erleichtern die Setzung von Prioritäten <strong>und</strong> fördern einflexibles Vorgehen in der Naturschutzpraxis, da dieZielerreichung <strong>und</strong> nicht bestimmte Maßnahmen oderAuflagen im Vordergr<strong>und</strong> stehen. Der praktische Naturschutzkann dadurch auch s<strong>eine</strong> Kooperationsspielräumegegenüber den Nutzern von Natur <strong>und</strong> Landschaftbesser definieren. Prioritätensetzungen sindzudem Voraussetzung für <strong>eine</strong>n effizienten Einsatzvon Naturschutzmitteln;– dienen dazu, die Berücksichtigung der Belange vonNatur <strong>und</strong> Landschaft in der Abwägung zu verbessern,denn klar formulierte oder gar verbindliche Ziele sindweniger leicht zu übersehen oder „wegzuwägen“ alsallgem<strong>eine</strong> Willensbek<strong>und</strong>ungen.41. Weder auf B<strong>und</strong>es- noch auf Länderebene existierenderzeit ausreichend viele, konkrete Naturschutzziele, dieden genannten Zwecken dienen <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>lage <strong>eine</strong>smodernen zielorientierten Verwaltungshandelns darstellenkönnten. Zwar versucht das B<strong>und</strong>esamt für Naturschutz,Leitbilder insbesondere aus der Sicht <strong>des</strong> Arten-<strong>und</strong> Biotopschutzes für einzelne Naturräumezu erarbeiten (z. B. FINCK et al., 1997), diese erreichenjedoch k<strong>eine</strong>sfalls den Status von b<strong>und</strong>espolitischenZielen. Die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie (B<strong>und</strong>esregierung,2002) enthält auch für den Naturschutzwichtige Zielsetzungen wie beispielsweise die Reduzierungder Flächeninanspruchnahme, die Umkehrungder Rückgangstendenzen von Indikatorarten <strong>und</strong> dieSteigerung <strong>des</strong> Flächenanteils <strong>des</strong> ökologischen Landbaus(s. Tz. 51 ff.). Diese Ziele betreffen bisher jedochnur <strong>eine</strong>n kl<strong>eine</strong>n Ausschnitt der relevanten Probleme<strong>und</strong> sind nicht in ein umfassen<strong>des</strong> Zielkonzept integriert.Die Erarbeitung <strong>eine</strong>s übergreifenden Zielkonzepts <strong>des</strong> <strong>Naturschutzes</strong>auf B<strong>und</strong>esebene ist daher <strong>eine</strong> wichtige Aufgabe.Dies sieht auch die OECD so, die in ihrem jüngstenUmweltprüfbericht ausdrücklich empfiehlt, „<strong>eine</strong> Reihekonkreter nationaler Ziele für den Naturschutz formell zubeschließen <strong>und</strong> auf der Ebene der B<strong>und</strong>esländer konkreteNaturschutzpläne zu erarbeiten“ (OECD, 2001b, S. 97).In diesem Zusammenhang sei auch die Erarbeitung <strong>eine</strong>rnationalen Biodiversitätsstrategie für Deutschland voranzutreiben(OECD, 2001b, S. 101).Im Folgenden sollen zunächst Anforderungen an dieZielvorgaben auf den einzelnen Politikebenen dargestelltwerden (Abschn. 2.2.1.2). Die kursorische Wiedergabe<strong>des</strong> Stan<strong>des</strong> der Zielentwicklung in Deutschland<strong>und</strong> der Bezug auf entsprechende Ziele der EU zeigenvor diesem Hintergr<strong>und</strong> Ansatzpunkte für ein Zielkonzeptauf B<strong>und</strong>esebene auf (Abschn. 2.2.2). Diese bildendie Basis für Vorschläge <strong>des</strong> Umweltrates zu konkretenZielen sowie zu Indikatoren für die Erfolgskontrolle(Abschn. 2.2.3 <strong>und</strong> 2.2.4, hier Tabelle 2-6, Seite 41).Diese Empfehlungen sind als exemplarische Zielvorgabenaus naturschutzfachlicher Sicht zu verstehen. Siewurden nicht unter Gesichtspunkten <strong>eine</strong>r politischenUmsetzung – mit den dazugehörigen Kompromissprozessen– formuliert, sondern sollen in <strong>eine</strong>m zweistufigenProzess der wissenschaftlichen <strong>und</strong> politischenZielbildung als <strong>eine</strong> Gr<strong>und</strong>lage für die politische <strong>und</strong> öffentlicheDiskussion dienen (s. dazu JÄNICKE, 2001,S. 70). Es ist besonders wichtig, in diesen Diskurs auchdie Verursacherbereiche einzubeziehen <strong>und</strong> sie zu veranlassen,in Eigeninitiative Strategien zur Zielerreichungzu entwickeln (SRU, 2000). Diese Strategiensollten von übergeordneten Instanzen im Formulierungsprozesskritisch verfolgt <strong>und</strong> später auf ihre Umsetzunghin überprüft werden (JÄNICKE, 2001, S. 74).2.2.1.2 Anforderungen an Zielvorgaben aufunterschiedlichen PolitikebenenAllgem<strong>eine</strong> Anforderungen42. Zielformulierungen, die den oben genannten Zweckengenügen sollen, sollten gut begründet (s. Kapitel2.1), im Sinne <strong>eine</strong>r Zielpyramide hierarchisiert, zeitlichkonkretisiert, gegebenenfalls regionalisiert oderflächenhaft spezifiziert, möglichst quantifiziert <strong>und</strong> gegebenenfallsverbindlich, insgesamt also operabel sein. DieForderung nach <strong>eine</strong>m hierarchisierten Zielsystem istnicht in dem Sinne zu verstehen, dass hier ein klares „topdown“-Verfahren der politischen Regulation favorisiertwird. In <strong>eine</strong>m politischen System mit mehreren, sehr ausgeprägten<strong>und</strong> eigenständigen politischen Ebenen wie derB<strong>und</strong>esrepublik sollte jedoch der vertikalen Koordination

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