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Für eine Stärkung und Neuorientierung des Naturschutzes

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Deutscher B<strong>und</strong>estag – 14. Wahlperiode – 153 – Drucksache 14/9852Verbesserung der Gr<strong>und</strong>wasserqualität, zur Qualität <strong>und</strong>Struktur der Oberflächengewässer, zur Reduzierung derBodenerosion oder zur Erhaltung (bzw. Wiederherstellung)unzerschnittener Räume (s. Tz. 74, Tab. 2-6). AusNaturschutzsicht noch unbefriedigend sind derzeit dieZiele der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie in den SektorenVerkehr <strong>und</strong> Energie.Eine Darstellung von Zielen mit b<strong>und</strong>espolitischer Bedeutungist notwendig, um die Lokalisierung weiterer gesamtstaatlichrepräsentativer Gebiete zu ermöglichen, denLändern Hinweise auf ihre Verantwortung für bestimmteRäume <strong>und</strong> deren Inventar zu geben <strong>und</strong> die Dokumentationvon Veränderungen auf Schwerpunkträumebeschränken zu können. Eine solche Darstellung sollte– in Form <strong>eine</strong>s B<strong>und</strong>eslandschaftskonzeptes – die national<strong>und</strong> international bedeutenden Gebiete <strong>des</strong> Arten<strong>und</strong>Biotopschutzes, <strong>des</strong> Geotopschutzes, <strong>des</strong> Kulturlandschaftsschutzes,<strong>des</strong> länderübergreifenden Fließgewässerschutzes,<strong>des</strong> Bodenschutzes sowie der Erholung enthalten<strong>und</strong> großräumige klimatische <strong>und</strong> lufthygienischeZusammenhänge berücksichtigen. Die Umsetzung derprioritären Ziele in solchen Gebieten erfolgt zum <strong>eine</strong>nim Rahmen der Zuständigkeit der B<strong>und</strong>esländer für denNaturschutz, zum anderen durch direktere Einflussnahme<strong>des</strong> B<strong>und</strong>es im Rahmen der Förderung von gesamtstaatlichrepräsentativen Gebieten sowie Erprobungs- <strong>und</strong>Entwicklungsvorhaben.394. Die Dokumentation der Zielumsetzung sollte aufder B<strong>und</strong>esebene angesiedelt sein. Zur Messung der Fortschrittesind Indikatorensysteme zu entwickeln, die mitinternationalen Ansätzen kompatibel sind <strong>und</strong> die durch<strong>eine</strong> auf sie ausgerichtete Umweltbeobachtung gestütztwerden (s. ZIESCHANK, 2001, S. 25). Im Bereich derQualitätsmaßstäbe insbesondere für Ökosysteme ist nochin erheblichem Maße Entwicklungsarbeit zur Aufstellungaussagekräftiger Indikatoren zu leisten. Die Erfassungs<strong>und</strong>Bewertungsstandards für Landschaftsfunktionen <strong>und</strong>Naturgüter in den B<strong>und</strong>esländern müssen einander angeglichenwerden, wenn auf B<strong>und</strong>esebene <strong>eine</strong> zufriedenstellendeInformationszusammenführung gelingen soll.Auch die Zahl <strong>und</strong> Auswahl der naturschutzbezogenen Indikatorender deutschen Nachhaltigkeitsstrategie ist nochunbefriedigend (Tz. 53 ff.). Eine Konzentration auf Indikatoren,die zwangsläufig nur <strong>eine</strong> unvollständige Abbildungder Situation leisten können, oder auf beliebte so genannteFlaggschiffarten darf nicht dazu führen, dass <strong>eine</strong>problemorientierte Umweltbeobachtung an der Basis, dieallein die notwendigen Informationen zu <strong>eine</strong>r umfassendenEinschätzung der tatsächlichen Umweltentwicklungliefern kann, vernachlässigt wird (Abschnitt 5.2.8). Wennin der Nachhaltigkeitsstrategie im Unterschied zur Naturschutzstrategievor allem einfache, publikumswirksameZiele dargestellt werden sollen, wäre ein Artenindex, der<strong>eine</strong> größere Zahl geeigneter Arten zusammenfasst, gegenüberwenigen nicht ausreichend repräsentativen Artenzu bevorzugen.6.3 Sektorale Integrationsstrategien6.3.1 Handlungsfelder <strong>und</strong>prozedurale Aspekte395. Die Integration von Naturschutzbelangen in anderePolitikfelder ist als <strong>eine</strong> Voraussetzung für <strong>eine</strong>n erfolgreichenNaturschutz kaum umstritten. Sektorale Strategienzur Integration von Naturschutzbelangen in derLand- <strong>und</strong> Forstwirtschafts-, Verkehrs- oder Baupolitikwurden aber bislang nur wenig diskutiert. Bei richtigerAusgestaltung beinhalten sie aber ein großes Potenzialfür die Umsetzung <strong>des</strong> Integrationsprinzips.Sektorale Integrationsstrategien zielen auf <strong>eine</strong> Internalisierungder Problemverantwortung ab, indem sie die fürNaturschutzprobleme mitverantwortlichen Fachministerienauch stärker in die Problemlösung einbeziehen(JÄNICKE, 2000; KRAAK et al., 2001; LENSCHOW,2002).Sie sind <strong>eine</strong> große Herausforderung für den Naturschutz,sowohl hinsichtlich s<strong>eine</strong>s Selbstverständnisses als auchs<strong>eine</strong>r Organisation, s<strong>eine</strong>r Strategien <strong>und</strong> s<strong>eine</strong>r personellen<strong>und</strong> finanziellen Kapazitäten. Sie müssen als<strong>eine</strong> langfristige, kontinuierlich zu verfolgende Aufgabeverstanden werden. Nicht nur der Grad an Zielerreichungsollte entscheidend sein, sondern auch das Ausmaß, indem es gelungen ist, <strong>eine</strong>n Prozess der Strategieüberprüfung<strong>und</strong> -revision einzuleiten <strong>und</strong> diesen dauerhaft zu institutionalisieren(vgl. SRU, 2002; Tz. 278 ff.).Handlungsfelder396. Auf B<strong>und</strong>esebene sollten Sektorstrategien vor allemfür die Bereiche Verkehr, Bau, Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaftsowie Wirtschaft <strong>und</strong> Tourismus erarbeitet werden.Darüber hinaus könnten aber auch die Bereiche Energie,Bildung <strong>und</strong> Forschung, Verteidigung, Entwicklungszusammenarbeit<strong>und</strong> Finanzen sektorale Naturschutzkonzepteentwickeln. Im Folgenden werden exemplarischeStichpunkte für solche Strategien in ausgewählten Politikfelderngenannt, deren Bezugspunkt die B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong>Lan<strong>des</strong>ebene ist:– Verkehrspolitik: die naturschutzkonforme Gestaltungder Verkehrsinfrastruktur durch die Überarbeitunginsbesondere <strong>des</strong> B<strong>und</strong>esverkehrswegeplans, <strong>des</strong> B<strong>und</strong>esfernstraßengesetzes<strong>und</strong> <strong>des</strong> Eisenbahngesetzesmit dem Ziel der Minimierung von Zerschneidungseffektenin besonders schützenswerten Räumen; Förderprogramm„Brücken für die Natur“ (JÄNICKE<strong>und</strong> VOLKERY, 2002) für bestehende Verkehrswegemit starkem, auch unfallträchtigem Wildwechsel;– Baupolitik/Raumordnung: Neugestaltung der Raumplanung,der Bauleitplanung <strong>und</strong> der Städtebauförderungmit dem Ziel <strong>eine</strong>r naturschutzbezogenenFlächenvorrangplanung <strong>und</strong> der vorrangigen Konzentrationauf Entwicklungsmaßnahmen im Innenbereich;Neugestaltung der Gr<strong>und</strong>steuer <strong>und</strong> <strong>des</strong> Länderfinanzausgleichs(Kapitel 5.1; vgl. SRU, 1996);Baupolitik als Partner <strong>des</strong> <strong>Naturschutzes</strong> in Bereichenwie Flächenentsiegelung, Bodensanierung, naturfre<strong>und</strong>licheUmgestaltung von Verkehrswegen;

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