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Für eine Stärkung und Neuorientierung des Naturschutzes

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Deutscher B<strong>und</strong>estag – 14. Wahlperiode – 37 – Drucksache 14/9852auf Länderebene insbesondere zur Handhabung der Eingriffsregelung,der Landschaftsplanung <strong>und</strong> der Umweltbeobachtungstattfinden. Die Umsetzung <strong>des</strong> BNatSchG n. F.bietet bei allen Schwierigkeiten, die aufgr<strong>und</strong> der Aufgabeder unmittelbaren Geltung vieler Regelungen bestehen(vgl. SRU, 2002, Kapitel 3.2.4), <strong>eine</strong> neue Chance, dieRechtszersplitterung im Naturschutz in Deutschland abzumildern.Wünschenswert mit Blick auf die möglichst einheitlicheUmsetzung der neuen Vorgaben wären daherfachliche Vorarbeiten auf der B<strong>und</strong>esebene, die als Diskussionsbasisin die Abstimmung eingespeist werden könnten.Bisher liegen für die Beurteilung der Lebensräume gemäßFFH-Richtlinie <strong>und</strong> für die Umsetzung der Vogelschutzrichtliniemit dem BfN-Handbuch (SSYMANK et al.,1998; vgl. auch PETERSEN et al., 2001; ELLWANGERet al., 2000 zur Bestandsermittlung; SSYMANK, 2000)gute naturschutzfachliche Bewertungsgr<strong>und</strong>lagen vor. Aktualisierte„fachliche Hinweise“ für die nationale Bewertungvon Lebensraumtypen <strong>und</strong> Arten nach der FFH-Richtliniehat das B<strong>und</strong>esamt für Naturschutz veröffentlicht(BALZER et al., 2002a <strong>und</strong> b; ELLWANGER et al., 2002;KEHREIN, 2002).65. Die Festlegungen von Naturschutzzielen auf Lan<strong>des</strong>ebenein Landschaftsprogrammen <strong>und</strong> Lan<strong>des</strong>raumordnungsprogrammenbeschränken sich häufig auf allgem<strong>eine</strong>Aussagen (s. Zusammenstellung in ARUM, 1998,S. 181 ff.) <strong>und</strong> neuerdings auf Natura-2000-Gebiete. Ausnahmenstellen die neueren Landschaftsprogramme einigerLänder dar (Tab. 2-4 zeigt Beispiele für konkretereFestlegungen in den Landschaftsprogrammen). Das LandschaftsprogrammSchleswig-Holsteins (MUNF, 1999,S. 9) benennt beispielsweise <strong>eine</strong>n Anteil von 15 % derLan<strong>des</strong>fläche, der vorrangig für den Arten- <strong>und</strong> Biotopschutzgesichert werden soll. Die Ziele werden kartographischdargestellt <strong>und</strong> z. T. mit Prioritätensetzungen verb<strong>und</strong>en.Das Landschaftsprogramm Schleswig-Holst<strong>eine</strong>nthält darüber hinaus <strong>eine</strong>n eigenen Teil, in dem derHandlungsbedarf für die Umsetzung der Naturschutzzieleaufgezeigt wird. Teilweise finden sich auch spezifischeDarstellungen zu Schutzgebieten <strong>und</strong> einzelnen Biotoptypen.Die meisten Länder konzentrieren sich aber aufquantitative Angaben zum Bestand. Nur selten werdenZielflächenanteile genannt oder die Ziele mit konkretenMaßnahmen <strong>und</strong> dem geschätzten Mittelbedarf verb<strong>und</strong>en.Dadurch bleiben die Aussagen auf Lan<strong>des</strong>ebene relativunverbindlich <strong>und</strong> der Erfolg bzw. die Zielerfüllung istnicht anhand einfacher Parameter überprüfbar.Eine befriedigende Berücksichtigung von Naturschutzzielenlan<strong>des</strong>weiter Bedeutung in Entscheidungen auf denuntergeordneten Ebenen scheitert angesichts dieser Situationmöglicherweise häufig schon aufgr<strong>und</strong> der nicht ausreichendkonkreten oder nicht instrumentierten Vorgabender Lan<strong>des</strong>ebene.2.2.3 Schwierigkeiten <strong>und</strong> Ansatzpunkte beider Entwicklung von Zielen, Standards<strong>und</strong> Indikatoren im Naturschutz66. Die vorausgegangenen Ausführungen machen deutlich,dass im Naturschutzsektor ein Mangel an handhabbaren<strong>und</strong> überprüfbaren Zielen besteht. Im Vergleichhierzu gibt es in anderen Umweltpolitiksektoren <strong>eine</strong> erheblichgrößere Zahl von qualitativen <strong>und</strong> quantitativenZielen <strong>und</strong> akzeptierten Standards. Die Gründe dafür, dassinsbesondere die Vorgabe von quantifizierten Zielen <strong>und</strong>aussagekräftigen Indikatoren im Sektor Natur <strong>und</strong> Landschaftbesonders langsam voranschreitet, sind <strong>eine</strong>rseitspolitischer <strong>und</strong> andererseits methodischer Art. Der geringeStellenwert <strong>des</strong> Schutzes von Arten, Biotopen <strong>und</strong> komplexenLandschaften im Vergleich zu ges<strong>und</strong>heitsrelevantenSchutzgütern führt dazu, dass ambitionierte, ergebnisorientierteZiele <strong>des</strong> <strong>Naturschutzes</strong> auf politischesDesinteresse stoßen. Die benötigten <strong>und</strong> von den Fachwissenschaftenangebotenen Zielvorgaben <strong>und</strong> Standardsetzungensind z. T. sehr komplex <strong>und</strong> lassen sich nurschwer gegenüber der Öffentlichkeit darstellen. Eher seltenkam es bisher dazu, dass gut kommunizierbare Zielewie z. B. „Lachs 2000“ <strong>eine</strong> Orientierungsfunktion übernehmenkonnten. Die Gründe dafür, dass auch die Fachwissenschaftenvon Naturschutz <strong>und</strong> Landschaftspflegezögern, solch einfache Ziele vorzuschlagen, sind vor allemmethodischer Art. Komplexe Geoökosysteme („Landschaften“)lassen sich nur schwer mit quantifizierten Zielenin <strong>eine</strong> naturwissenschaftlich eindeutige Verbindungbringen (FINKE, 1997). Ökosysteme sind durch <strong>eine</strong> hoheKomplexität <strong>und</strong> Dynamik der Wechselwirkungen zwischenihren abiotischen <strong>und</strong> biotischen Teilkomplexen gekennzeichnet.Dies, aber auch die Wechselwirkung mitden soziokulturellen Prozessen, erschwert die Festlegungeindeutiger Belastungsgrenzen <strong>und</strong> Zielzustände für Ökosysteme<strong>und</strong> deren Bestandteile. Beispielsweise kann manin der Regel nicht einfach <strong>eine</strong> Schirmart (zu Begriffens. MEYER-CORDS <strong>und</strong> BOYE, 1999, S. 101) bestimmen,die die Ansprüche aller anderen Arten <strong>des</strong> Ökosystems abbildet,<strong>und</strong> die Naturschutzziele auf die Optimierung derLebensbedingungen für diese <strong>eine</strong> Art konzentrieren.Allzu oft hätte ein solches Vorgehen nicht den Erhalt alleranderen Arten, sondern den Verlust von Arten mit anderenAnsprüchen zur Konsequenz.67. Komplexität darf jedoch kein Hinderungsgr<strong>und</strong>sein, zunächst allgemein formulierte Ziele mit leichterhandhabbaren <strong>und</strong> kommunizierbaren Standards <strong>und</strong>Indikatoren zu unterlegen. Ein Beispiel hierfür ist dieÜberprüfung <strong>des</strong> Schutzes von Arten durch ein (starkreduktionistisches) Zielartensystem <strong>und</strong> die Beobachtungder Entwicklung von Arten im Rahmen <strong>des</strong> 100-Arten-Korbes(Tz. 54). Ohne ein solches vereinfachtesIndikatoren- <strong>und</strong> Bewertungsset für Natur <strong>und</strong> Landschaftist der Grad der Zielerreichung kaum nachvollziehbarzu machen (vgl. Abschn. 5.2.8). Auch die Formulierungvon einfachen Standards, z. B. zum erwünschtenFlächenumfang von gefährdeten Biotoptypen, muss nichtan den Problemen der exakten Herleitung solcher Standardsscheitern. Je mehr flächenkonkrete Daten auch aufB<strong>und</strong>esebene vorliegen <strong>und</strong> ausgewertet werden können,<strong>des</strong>to plausibler werden Darstellungen von Knappheiten,Entwicklungspotenzialen <strong>und</strong> anzustrebenden Flächenanteilen(s. ARUM, 1998).68. <strong>Für</strong> Kulturlandschaften ist es nach heutiger Kenntniszwar kaum möglich, <strong>eine</strong>n einzigen Gesamtschwellenwert

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