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Für eine Stärkung und Neuorientierung des Naturschutzes

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Deutscher B<strong>und</strong>estag – 14. Wahlperiode – 161 – Drucksache 14/9852sollten auch bei der Realisierung von Kompensationsmaßnahmengenutzt werden, um Synergismen zu erzeugen<strong>und</strong> die Basis <strong>des</strong> <strong>Naturschutzes</strong> zu erweitern.6.5 Strategieempfehlungen zur Umsetzung6.5.1 Naturschutzstrategien in der Umsetzungvor Ort411. Die vielfach anzutreffende Ablehnung von Maßnahmen<strong>des</strong> <strong>Naturschutzes</strong> durch die Betroffenen vor Ortstellt hohe Anforderungen an die Vertreter <strong>des</strong> behördlichen<strong>und</strong> ehrenamtlichen <strong>Naturschutzes</strong>. Um Umsetzungsdefizitezu verringern <strong>und</strong> die Akzeptanz <strong>des</strong> <strong>Naturschutzes</strong>zu steigern, werden seit längerem große Hoffnungenauf „weiche“ Strategien gesetzt. Solche nichthoheitlichen Strategien umfassen akzeptanzförderndeMaßnahmen, die Kooperation mit den Nutzern, z. B. ingemeinsamen Vermarktungs- oder Tourismusprojekten,oder das Bündnis mit Akteuren, die in Teilbereichen ähnlicheZiele verfolgen. Eine Öffnung <strong>des</strong> ehrenamtlichen<strong>Naturschutzes</strong> wie auch der Naturschutzbehörden in dieseRichtung hat bereits begonnen. Sie ist unerlässlich, umdem Naturschutz politische Schubkraft zu verleihen <strong>und</strong>ihn aus der gesellschaftlichen Defensive zu bringen. Beivielen Adressaten von Naturschutzanliegen wie dem organisiertenSport, der örtlichen Bevölkerung oder denkommunalen Behörden kann durch <strong>eine</strong> frühzeitige Information,die Beteiligung an der Zielgestaltung <strong>und</strong> <strong>eine</strong>transparente Handhabung rechtlicher Regelungen <strong>eine</strong>höhere Akzeptanz von Naturschutzzielen erreicht werden.Geeignete Maßnahmen können auch auf der B<strong>und</strong>esebeneergriffen werden. Beispielsweise können mit den Spitzenverbändenvon Landschaftsnutzern Vereinbarungen getroffen<strong>und</strong> gemeinsame Informationskampagnen überNaturschutzanliegen initiiert werden.412. Eine notwendige, aber nicht hinreichende Voraussetzungfür <strong>eine</strong> Behebung von Akzeptanzdefiziten,die auf unterschiedlichen Wertvorstellungen beruhen(Tz. 83), ist allerdings, dass die betroffene Bevölkerungk<strong>eine</strong> einschneidenden ökonomischen Nachteile in Kaufnehmen muss. Außerdem ist <strong>eine</strong> Vielzahl weiterer Bedingungennotwendig, um erfolgreiche Naturschutzprojektezu initiieren (s. BRENDLE, 1999). Werden Maßnahmenohne <strong>eine</strong> ausreichende finanzielle <strong>und</strong> rechtlicheBasis ergriffen, bleibt der Erfolg auf Einzelfälle mitgünstigen Konstellationen beschränkt. Wenn Naturschutzvertreter„nichts anzubieten haben“, werden insbesonderedie Landnutzer kaum ein Interesse an <strong>eine</strong>r Kooperationentwickeln, es sei denn, im Hintergr<strong>und</strong> kannmit rechtlichen Maßnahmen gedroht werden. Solange dieintensive landwirtschaftliche Produktion mit <strong>eine</strong>m Vielfachender Finanzen wie die naturschutzgerechte Produktiongefördert wird (SRU, 2002, Tz. 720) <strong>und</strong> der Naturschutznur sehr marginal zum Gesamteinkommen in <strong>eine</strong>rRegion beitragen kann, stellen Kommunikations- <strong>und</strong>Kooperationsstrategien allein k<strong>eine</strong>n Königsweg <strong>des</strong><strong>Naturschutzes</strong> dar.413. Deshalb ist die Bereitstellung ausreichender Fördermittelein wesentlicher Schritt, um die Gr<strong>und</strong>lagen für<strong>eine</strong>n Naturschutz zu legen, der willkommen geheißenwird. Zur Schaffung <strong>eine</strong>r Basis für die Akzeptanz <strong>des</strong> <strong>Naturschutzes</strong>sind <strong>des</strong>halb auf B<strong>und</strong>es- wie auf Lan<strong>des</strong>ebenepolitische Weichenstellungen vorzunehmen, die<strong>eine</strong> breitere Honorierung von Umweltleistungen ermöglichen<strong>und</strong> Subventionen abbauen, die naturschädigen<strong>des</strong>Verhalten honorieren (s. Tz. 395 ff.). Erst bei Erfüllungdieser Voraussetzung können Strategien ansetzen, dieVorurteile abbauen, Synergieeffekte durch Koalitionen<strong>und</strong> Kooperationen nutzen <strong>und</strong> Sympathien für denNaturschutz erzeugen. Die bevorstehende Reform derGemeinsamen Agrarpolitik ist <strong>eine</strong> situative Handlungschance,die der Naturschutz k<strong>eine</strong>swegs ungenutztlassen sollte.414. Ein wichtiges Strategieelement zum Abbau vonAkzeptanzdefiziten, die auf der Angst vor Bevorm<strong>und</strong>ungdurch den Naturschutz oder vor der Degradierung zuDienstleistern beruhen (s. Tz. 85 ff.), ist die Präsentationder Naturschutzanliegen. Es muss verhindert werden,dass Naturschutzziele als Forderung aufgefasst werden.Statt<strong>des</strong>sen sollten Naturschutzziele, die im Rahmen <strong>eine</strong>rIntegration von Schutz <strong>und</strong> Nutzung verfolgt werden, alsAngebot an die Landnutzer zur Honorierung <strong>eine</strong>s Gutespräsentiert werden, auf <strong>des</strong>sen Erhalt die Gesellschaftgroßen Wert legt. Naturschutzleistungen wie die Neuentwicklungwertvoller Biotope, die Anreicherung der Landschaftmit Feldgehölzen oder die Anlage von Rainen könnendurch die verschiedensten Nutzer <strong>und</strong> auf vielenFlächen erfolgen. Hier sollte die gesellschaftliche Nachfragenach bestimmten Leistungen auf den entsprechendenFlächen dargestellt <strong>und</strong> ein Budget zur Honorierungbereitgehalten werden. Bestimmte Leistungen eignen sichauch für <strong>eine</strong>n Ausschreibungswettbewerb.Durch <strong>eine</strong> stärker ergebnisbezogene Honorierung werdendie Landnutzer zu <strong>eine</strong>r größeren unternehmerischenInnovationsbereitschaft <strong>und</strong> zur Weiterentwicklung geeigneternaturschutzkonformer Nutzungssysteme angeregt.Wenn nicht mehr die Einhaltung bestimmter Auflagenhonoriert wird, sondern das erzielte Ergebnis(RICHTER, 2001, S. 113 f.), könnte auch der Nebeneffekteintreten, dass Landnutzer sich stärker für die naturräumlicheAusstattung <strong>und</strong> für die lokale Biodiversität interessieren.Voraussetzung für das Gelingen <strong>eine</strong>r solchen Strategieist, dass ergebnisorientierte Honorierungsmodellestärker in die Programmgestaltung der B<strong>und</strong>esländerEinzug halten.Die Berücksichtigung der Interessen der Betroffenen bereitsim Vorfeld von Naturschutzmaßnahmen kann ebenfallsstark zur Versachlichung der Auseinandersetzungensowie zur Effektivierung <strong>des</strong> Naturschutzhandelns beitragen(zur Berücksichtigung agrarstruktureller Bedingungensiehe von HAAREN et al., 1999). Nicht immer findensich aber Lösungen, die dem Naturschutzanliegen genügen<strong>und</strong> zugleich in die bestehenden Strukturen betroffenerlandwirtschaftlicher Betriebe integrierbar sind.Gegebenenfalls können Konflikte dann mithilfe der Flurneuordnungentschärft werden.415. In Großschutzgebieten ist es notwendig, sich eingenaueres Bild von der Art <strong>und</strong> Ausprägung der so genannten„Akzeptanzkrater“ zu verschaffen. Es ist durchauswahrscheinlich, dass sich bei genauerer Analyse ört-

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