Drucksache 14/9852 – 136 – Deutscher B<strong>und</strong>estag – 14. WahlperiodeTabelle 5-8Fachliche Standards nach den Kriterien umweltverträglicher Landwirtschaft (KUL)KategorieNährstoffhaushaltBodenschutzPflanzenschutzIndikatoren– NH 3 -Emissionen bis zu 50 kg N/ha . a bei Tierhaltung– P-Saldo zwischen –15 kg <strong>und</strong> +15 kg P/ha . a– K-Saldo zwischen –50 kg <strong>und</strong> +50 kg K/ha . a– Humusbilanz zwischen –0,3 t <strong>und</strong> +1,0 t ROS/ha . a– Erosionsdisposition nicht mehr als 10 t/ha . a– Verdichtungsgefährdung bis Belastungsquotient 1,25– Feldgröße in Grenzlagen bis 15 ha– Feldgröße in Vorzugsgebieten bis 40 ha– Anwendung <strong>des</strong> integrierten Pflanzenschutzes– Pflanzenschutzintensität bis zu 20 % über den regionalen Richtwertkostenpro HektarLandschafts- <strong>und</strong> Artenvielfalt – Ökologisch-lan<strong>des</strong>kulturelle Vorrangflächen im Durchschnitt bei 11 %,in agrarischen Vorranggebieten bei 7 %, in Grenzlagen bei 15 %– Kulturartendiversität bei min<strong>des</strong>tens vier Fruchtarten, bzw.Diversitätsindex mind. 1,25Energiebilanz– Gesamtbetrieb Pflanzenbau mit Energiesaldo von mind. +50 GJ/ha . a– Gesamtbetrieb Tierhaltung mit Energiesaldo nicht unter –10 GJ/ha . aQuelle: ECKERT et al., 1998B<strong>und</strong>esnaturschutzgesetz wurde – namentlich mit § 5Abs. 4 – versucht, die Lücke zu schließen. Die Gr<strong>und</strong>lagenhierfür wurden mit <strong>eine</strong>m Kriterienkatalog zur gutenfachlichen Praxis, der einige zusätzliche Aspekte umfasst(KNICKEL et al., 2001), gelegt. Im neuen B<strong>und</strong>esnaturschutzgesetzwird der Begriff der standortangepasstenBewirtschaftung in § 5 Abs. 4 BNatSchG n. F. eingeführt<strong>und</strong> durch sieben Regelungen, die im Folgenden diskutiertwerden, näher beschrieben.Natürliche Bodenfruchtbarkeit343. Nach § 5 Abs. 4 1. Spiegelstrich BNatSchG n. F. istdie natürliche Bodenfruchtbarkeit <strong>und</strong> die langfristigeNutzbarkeit der Böden zu sichern. Diese gr<strong>und</strong>sätzlichbegrüßenswerten Regelungen bedürfen für <strong>eine</strong> routinemäßigeAnwendbarkeit in der Praxis ebenfalls nochweiterer Konkretisierungen oder Ergänzungen. Insbesonderesollten die Vermeidung von Bodenerosion <strong>und</strong> Bodenverdichtungsowie der Erhalt <strong>des</strong> standorttypischenHumusgehalts ausdrücklich zur Pflicht gemacht werden.Beispiele für die konkrete Ausgestaltung dieser Maßgabenkönnen ansatzweise den „Gr<strong>und</strong>sätzen <strong>und</strong> Handlungsempfehlungenzur guten fachlichen Praxis der landwirtschaftlichenBodennutzung“ nach den Anforderungen<strong>des</strong> B<strong>und</strong>esbodenschutzgesetzes (BMELF, 1999) entnommenwerden. Auch diese Gr<strong>und</strong>sätze bedürfen jedochnoch weiterer inhaltlicher <strong>und</strong> standortbezogener Spezifizierung(vgl. SRU, 2000, Tz. 470f.). Insbesondere ersetztder Hinweis auf die Verwendung der Bodenabtragsgleichungzur Ermittlung der Erosionsraten <strong>und</strong> Ableitungvon geeigneten Bewirtschaftungsmaßnahmen (BMELF,1999, S. 5) nicht die bisher fehlenden Grenzwerte für tolerierbareBodenabträge. Diese sollten nach Standortfaktorendifferenziert werden (vgl. KNICKEL et al., 2001,S. 24). Ebenso fehlen weiterhin verbindliche <strong>und</strong> kontrollierbareRegelungen zur Vermeidung der Bodenverdichtung<strong>und</strong> zur Erhaltung <strong>des</strong> standortspezifischen Humusgehaltes.Schutz vorhandener Biotope vor Beeinträchtigungen344. Die neue Regelung in § 5 Abs. 4 2. SpiegelstrichBNatSchG n. F. verlangt, dass vermeidbare Beeinträchtigungenvon auf der Betriebsfläche vorhandenen <strong>und</strong> andiese angrenzenden Biotopen zu unterlassen sind. Dabeisollen nach der ursprünglichen Begründung zum Gesetzesentwurfnicht nur die bereits gesetzlich geschütztenBiotope (§ 30 BNatSchG n. F.) vor Beeinträchtigungenaus der Umgebung geschützt werden, sondern alle für denNaturschutz bedeutsamen Biotope. Darunter sollten nebenden in § 17 Abs. 2 Nr. 5 BBodSchG genannten Strukturelementender Feldflur auch weitere naturschutzfachlichbedeutsame Biotope, wie beispielsweise die in denLan<strong>des</strong>biotopkartierungen erfassten, verstanden werden(vgl. Begründung zum BNatSchGNeuRegG-Entwurf,S. 39, B<strong>und</strong>estagsdrucksache 14/6378).
Deutscher B<strong>und</strong>estag – 14. Wahlperiode – 137 – Drucksache 14/9852Ausgewählte rechtliche Standards für die LandwirtschaftTabelle 5-9RechtsbereichDüngemittelgesetz (DMG) v. 15.11.1977,zuletzt geändert 27.9.1994 BGBL. IS. 2705 i. V. m. Düngeverordnung(DVO) v. 26.1.1996, BGBl. I S. 118,geändert 16.7.1997, BGBl. I S. 1835Pflanzenschutzgesetz (PflSchG) v.14.5.1998, BGBl. I S. 971Pflanzenschutz-Sachk<strong>und</strong>everordnungv. 28.7.1987, BGBl. I S. 1752, geändert14.10.1993, BGBl. I S. 1720Pflanzenschutzmittelverordnung v.17.8.1998, BGBl. I 1998 S. 2161;B<strong>und</strong>es-Bodenschutzgesetz(BBodSchG) v. 17.3.1998, BGBl. IS. 502Kreislaufwirtschafts- <strong>und</strong> Abfallgesetz,(KrW-/AbfG) v. 27.9.1994,BGBl. 2705, zuletzt geändert27.7.2001; S. 1950;Klärschlammverordnung (AbfKlärV)1992, BGBl. I S. 912, zuletztgeändert 25.4.2002 S. 1488B<strong>und</strong>esnaturschutzgesetz (BNatSchG)v. 25.3.2002, BGBl. I S.1193Strafgesetzbuch (StGB) v. 13.11.1998,BGBl. I S. 3322, zuletzt geändert19.6.2001, BGBl. I S. 1142Standard– bedarfsgerechte Düngung, § 2 Abs. 1 DVO– Verbot direkter Einträge <strong>und</strong> Abschwemmungen von Düngemitteln inOberflächengewässer, § 2 Abs. 3 DVO– wenn k<strong>eine</strong> Herbstaussaat Zwischenfruchtanbau anstreben,§ 2 Abs. 1 DVO– Wirtschaftsdünger: auf Grünland max. 210 kg Gesamt-N/ha . a,auf Acker max. 170 kg/ha . a, nach der Hauptfruchternte max. 80 kgGesamt-N/ha . a, Ausbringungsverbot vom 15.11. bis 15.1. <strong>eine</strong>s Jahres,§ 3 Abs. 7 DVO– Beachtung der Gr<strong>und</strong>sätze <strong>des</strong> integrierten Pflanzenschutzes <strong>und</strong> <strong>des</strong>Gr<strong>und</strong>wasserschutzes, § 2a Abs. 1 PflSchG– sachk<strong>und</strong>ige Handhabung, § 10 Abs. 1 PflSchG <strong>und</strong> § 1 ff. Pflanzenschutz-Sachk<strong>und</strong>everordnung– Ausbringungsgeräte nach Stand der Technik, § 24 PflSchG, Kontrolleder Geräte alle vier Jahre, § 7 Abs. 1 Pflanzenschutzmittelverordnung– standortangepasste Bodenbearbeitung, Erhaltung oder Verbesserungder Bodenstruktur, Bodenerosion möglichst vermeiden– zum Schutz <strong>des</strong> Bodens notwendige Landschaftsstrukturen erhalten– Erhaltung oder Verbesserung der biologischen Aktivität <strong>des</strong> Bodensdurch Fruchtfolgegestaltung, § 17 Abs. 2 BBodSchG– Einhaltung von Grenzwerten für Schwermetalle <strong>und</strong> organischeSchadstoffe bei Klärschlammaufbringung, § 6 Abs. 1 <strong>und</strong> 2AbfKlärV– Gr<strong>und</strong>sätze der guten fachlichen Praxis, § 5 Abs. 3– Eingriffsregelung, § 18– Beeinträchtigungsverbot von geschützten Biotoptypen, § 30– Artenschutz, § 41– Verbot der Verunreinigung von Gewässern oder sonstigen nachteiligenVeränderungen von deren Eigenschaften, § 324 StGB– Verbot der Einbringung, <strong>des</strong> Eindringenlassens oder Freisetzensvon Stoffen in den Boden in <strong>eine</strong>r Weise, die geeignet ist, dieGes<strong>und</strong>heit <strong>eine</strong>s anderen, Tiere, Pflanzen oder andere Sachenvon bedeutendem Wert oder Gewässer zu schädigen, oder inbedeutendem Umfang verunreinigt oder sonst nachteilig verändert,§ 324a StGBSRU/SG 2002/Tab. 5-9