CVUAS JB 2003 Gesamtdokument
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112 CVUA Stuttgart Jahresbericht <strong>2003</strong><br />
Gefl ügel und Ziervögel<br />
Im Jahr <strong>2003</strong> wurden insgesamt 8.275 Tierkörper und Pro-<br />
ben von Geflügel sowie Wild- und Ziervögeln eingesandt.<br />
Gefl ügel<br />
Unser größter Auftraggeber war nach wie vor der Geflü-<br />
gelgesundheitsdienst Stuttgart. Untersucht wurden 1.155<br />
Tierkörper, 951 Kotproben, 3.329 Blutproben, 258 Organ-<br />
proben und 688 Tupferproben von Puten, Broilern, Lege-<br />
hennen, Enten und Gänsen.<br />
Die meisten Tupferproben waren Trachealtupfer aus Puten-<br />
betrieben; sie wurden mittels PCR auf Mycoplasma gallisep-<br />
ticum (MG) untersucht. Bereits 2002 hatte sich der Erreger<br />
in den Putenbeständen verbreitet. Dieser Trend setzte sich<br />
im Berichtsjahr fort. Von 335 MG-PCR-Ansätzen waren 44<br />
positiv. Die durch MG hervorgerufene Infektionskrankheit<br />
wird als Putensinusitis oder „Chronic Respiratory Disease<br />
– CRD“ bezeichnet und führt in Mastbeständen zu Tierver-<br />
lusten, schlechter Mastleistung und eingeschränkter Ver-<br />
wertbarkeit der Schlachttierkörper. Die Infektion ist daher<br />
von großer wirtschaftlicher Bedeutung.<br />
Ebenso wurden im Berichtsjahr die freiwilligen Selbstkont-<br />
rollen bezüglich Salmonellen in Legehennenbetrieben fort-<br />
geführt. 482 Kotproben und 988 Eier aus 62 Betrieben im<br />
Regierungsbezirk Stuttgart wurden im Anreicherungsver-<br />
fahren untersucht. In 11 Betrieben (17,4 %) wurden Salmo-<br />
nellen nachgewiesen, wobei es sich in 8 Betrieben um das<br />
für den Menschen besonders gefährliche Salmonellen-Se-<br />
rovar Enteritidis handelte. Die Ergebnisse zeigen, wie wich-<br />
tig diese Untersuchungen in Legehennenbeständen für den<br />
vorbeugenden Verbraucherschutz sind.<br />
Ziervögel<br />
Im Bereich der Ziervögel wurden die meisten Proben aus<br />
dem Zoologisch-Botanischen Garten Wilhelma in Stutt-<br />
gart Bad Cannstatt eingesandt. Tierkörper und Kotpro-<br />
ben von 93 Vogelarten aus 13 Ordnungen wurden unter-<br />
sucht, vom Mangrovenreiher bis zum Senegal-Brillenvo-<br />
gel. Schwerpunkte waren bakteriell und parasitär bedingte<br />
Darmentzündungen sowie Pilzinfektionen. Bei einem Bril-<br />
lenpinguin wurde Vogelmalaria, verursacht durch einzelli-<br />
ge Blutparasiten der Gattung Plasmodium, als Todesursa-<br />
che nachgewiesen.<br />
Interessante Befunde gab es auch im Bereich der von Pri-<br />
vatpersonen eingesandten Ziervögel. Bei 7 Wellensittichen<br />
wurde als Todesursache eine durch Trichomonaden (para-<br />
sitäre einzellige Geißeltierchen) verursachte diphtheroide<br />
Entzündung der Schleimhaut des Rachens, der Speiseröhre<br />
und des Kropfes nachgewiesen. Diese Erkrankung ist den<br />
praktizierenden Tierärzten bei Tauben als „Gelber Knopf“<br />
wohl bekannt. Bei Sittichen kommt sie im Allgemeinen viel<br />
seltener vor und wird deshalb häufig nicht in die Differen-<br />
tialdiagnose mit einbezogen. Die jetzige Häufung der Fäl-<br />
le ist daher bemerkenswert. In unserem Untersuchungsgut<br />
haben wir die Erkrankung bei Wellensittichen fast genau<br />
so oft nachgewiesen wie bei Tauben.<br />
Bei Tauben kommt regelmäßig die Infektion mit Paramy-<br />
xovirus 1 vor. Es handelt sich dabei nicht um den Erreger<br />
der anzeigepflichtigen und veterinärbehördlich streng ge-<br />
maßregelten Newcastle Krankheit des Geflügels, sondern<br />
um eine taubenspezifische Variante des Virus. Symptome<br />
in den Taubenbeständen sind Polyurie, Lähmungen der<br />
Flügel oder Beine sowie Verdrehen des Kopfes (Tortikollis).<br />
Im Berichtszeitraum haben wir das Virus in 3 Fällen durch<br />
Anzüchtung aus Organmaterial im bebrüteten Hühnerei<br />
nachweisen können.<br />
Nachdem 2002 kein einziger Fall einer Vergiftung von Vö-<br />
geln aufgetreten war, wurde <strong>2003</strong> mit 9 Fällen ein neuer<br />
Höchststand erreicht. Neben unbeabsichtigten Vergiftun-<br />
gen, wie z. B. durch die Aufnahme von gebeiztem Saatgut,<br />
sind die meisten Vergiftungen tierschutzwidrig gezielt her-<br />
beigeführt worden. Dies trifft insbesondere auf die häufige<br />
Vergiftung von Stadttauben mit Chloralose zu. In der fol-<br />
genden Tabelle sind die Fälle des Berichtsjahres im Über-<br />
blick dargestellt:<br />
Fall Nr. Art und Anzahl der Nachgewiesener Fundort<br />
untersuchten Vögel Giftstoff<br />
1 7 Goldammern<br />
1 Feldsperling<br />
Parathion Renningen<br />
2 2 Tauben Chloralose Stuttgart<br />
3 3 Mäusebussarde<br />
1 Huhn<br />
Parathion Heilbronn<br />
4 1 Mäusebussard Parathion Heilbronn<br />
5 3 Tauben Chloralose Stuttgart<br />
6 1 Taube Chloralose Stuttgart<br />
7 Rassehühner Thiram Leinfelden<br />
8 4 Tauben Chloralose Stuttgart<br />
9 1 Taube Chloralose Stuttgart