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CVUAS JB 2003 Gesamtdokument

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44 CVUA Stuttgart Jahresbericht <strong>2003</strong><br />

Bedarfsgegenstände mit Körperkontakt<br />

und zur Körperpfl ege [82]<br />

Bedarfsgegenstände mit<br />

Lebensmittelkontakt [86]<br />

Spielwaren und Scherzartikel [85]<br />

Von 775 Proben waren 310 (49 %) zu beanstanden.<br />

„Krebsgifte“ in Luftballonen<br />

Im Jahr <strong>2003</strong> wurden Luftballone erneut auf die Abgabe<br />

der als krebserregend eingestuften N-Nitrosamine unter-<br />

sucht. Die Bilanz war wieder einmal bedenklich: 93 % der<br />

Proben lagen über dem Richtwert von 10 µg / kg Materi-<br />

al. Diese Befunde haben Alarm geschlagen: Der Gesetz-<br />

geber will rechtlich verbindliche Regelungen für Luftbal-<br />

lone schaffen, sodass künftig bei einer Grenzwertüber-<br />

schreitung die Ware vom Markt genommen werden kann.<br />

(Pressemitteilung des MLR vom 26.11.03: http://www.<br />

mlr.baden-wuerttemberg.de/; zusammenfassender Be-<br />

richt: http://www.cvua-stuttgart.de/ ).<br />

Krebserregende Substanzen in Deckeldichtungen?<br />

Im Sommer gab die Industrie bekannt, dass die möglicher-<br />

weise cancerogene Substanz Semicarbazid in Lebensmit-<br />

teln, unter anderem auch in Babynahrung gefunden wur-<br />

de. Unklar war, wie Semicarbazid in die Lebensmittel kam.<br />

Unter anderem wurde vermutet, dass dieser Stoff aus der<br />

Dichtungsmasse der Gefäßdeckel stammte. Dieser Verdacht<br />

konnte im Grundsatz bestätigt werden. (siehe Teil C Kapitel<br />

„Sonstige analytische Arbeiten“ sowie zusammenfassender<br />

Bericht: http://www.cvua-stuttgart.de/ ).<br />

Hormone in Kunststoffen?<br />

Bei der Herstellung von Kunststoffen werden sogenannte<br />

monomere Ausgangssubstanzen verwendet, die dann zu<br />

den entsprechenden Kunststoffen polymerisiert werden. Im<br />

Allgemeinen liegen diese Monomere im fertigen Kunststoff-<br />

material nur noch in geringen Restmengen vor und sind<br />

dort auch fest eingebunden. Da es sich bei diesen Stoffen<br />

um gesundheitsschädliche Substanzen handeln kann, dür-<br />

fen diese aus dem Fertigerzeugnis nicht freigesetzt werden.<br />

Für Bedarfsgegenstände und insbesondere für Erzeugnisse,<br />

die für den Lebensmittelkontakt eingesetzt werden, wurden<br />

daher rechtlich verbindliche Grenzwerte für diese Substan-<br />

zen festgelegt. Werden Erkenntnisse gewonnen, die eine<br />

frühere toxikologische Einschätzung für eine solche Sub-<br />

stanz in Frage stellen, muss der entsprechende Grenzwert<br />

erneut diskutiert werden.<br />

So liegen z. B. als Ergebnis aktueller Studien Hinweise vor,<br />

dass Bisphenol A (BPA), das als Baustein für den Kunststoff<br />

Polycarbonat verwendet wird, außer seiner schon nach-<br />

gewiesenen Hormonwirkung auch Erbgutschädigungen<br />

verursachen kann. Da insbesondere Babyfläschchen aus<br />

diesem Material hergestellt sind, wurden gezielt Migrati-<br />

onsversuche durchgeführt. Das Ergebnis dieser Untersu-<br />

chungen zeigte, dass nur Spuren von max. 0,3 µg BPA pro<br />

Kilogramm Lebensmittel herausgelöst werden. Der rechts-<br />

verbindliche Grenzwert für die Migration liegt derzeit bei<br />

3 mg / kg, also um den Faktor 10.000 höher. Über eine<br />

Neufestlegung des Grenzwertes wird derzeit in der EU<br />

diskutiert (zusammenfassender Bericht: http://www.cvua-<br />

stuttgart.de/ ).<br />

Phthalate wie z. B. Diisononylphthalat werden als Weichma-<br />

cher eingesetzt. Aufgrund ihrer nachgewiesenen Hormon-<br />

wirkung sind diese zur Herstellung von Kleinkinderspiel-<br />

zeug verboten worden. Dieses seit 1999 gültige „Phtha-<br />

latverbot“ wird von einigen Herstellern noch immer nicht<br />

beachtet. So waren Phthalate in einem Badebuch, in zwei<br />

Puppenaccessoires und in drei Scherzartikeln für die Fast-<br />

nachtszeit (z. B. Vampirgebiss) enthalten. Die Proben wur-<br />

den beanstandet.<br />

Auch Organozinnverbindungen (OZV) greifen in den<br />

Hormonhaushalt ein. Weit verbreitet ist ihre Anwendung<br />

als Hitzestabilisator in diversen Kunststoffen. Deshalb wur-<br />

den auch silikonbeschichtete Backpapiere eingehend ge-<br />

prüft, wobei diese Stoffe bei keiner der 17 untersuchten<br />

Proben nachweisbar waren. Dagegen wiesen 4 von 10 un-<br />

tersuchten Badesandalen einen Gehalt an OZV von bis zu<br />

1.500 mg / kg Material auf. Die Hersteller wurden aufge-<br />

fordert, auf den Einsatz dieser problematischen Stoffe zu<br />

verzichten.<br />

Die Nase meldet Alarm<br />

Wie schon in den vergangenen Jahren berichtet, fallen im-<br />

mer wieder Kunststoffmaterialien auf, die einen sehr star-<br />

ken und unangenehmen Geruch aufweisen. Insgesamt<br />

wurden mehr als 50 Proben aus unterschiedlichen Poly-<br />

meren aufgrund ihres Geruches auf die Abgabe von flüch-<br />

tigen organischen Stoffen untersucht. Es konnten dabei<br />

Substanzen festgestellt werden, die als gesundheitsschäd-<br />

lich beim Einatmen oder Verschlucken eingestuft sind (z. B.<br />

Cyclohexanon, Phenol, Ethylhexanol, Naphthaline, substi-<br />

tuierte Benzole und Nonylphenole) aber auch solche, die im<br />

Verdacht stehen cancerogen zu sein (z. B. Isophoron).

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