CVUAS JB 2003 Gesamtdokument
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Jahresbericht <strong>2003</strong><br />
Clostridium perfringens in Ungarischem Gulasch<br />
Einen Tag nach dem Verzehr von „Ungarischem Gulasch<br />
mit Beilagen“ in einer Betriebskantine meldeten sich 54<br />
Personen krank. Aus einem anderen Betrieb, dessen Kan-<br />
tine von der gleichen Zentralküche mit dem gleichen Es-<br />
sen beliefert worden war, wurden zur gleichen Zeit 15 Er-<br />
krankungsfälle bekannt. Die Erkrankungssymptome waren<br />
bei beiden Gruppen identisch: Magenkrämpfe und starker,<br />
wässriger Durchfall.<br />
In einer der beiden Kantinen war noch eine Restmenge Gu-<br />
lasch vorhanden. Die Untersuchung ergab den Nachweis<br />
von Clostridium perfringens (4,3 x 10 4 KbE / g). Auch wenn<br />
die Clostridien-Konzentration in der untersuchten Teilprobe<br />
unter dem genannten Schwellenwert von 10 6 KbE / g lag,<br />
dürfte Clostridium perfringens die Ursache für die zahlrei-<br />
chen Erkrankungen gewesen sein.<br />
Clostridium perfringens in Hasenbraten<br />
Während der jährlichen Kleintierzüchter-Lokalschau wur-<br />
den in einer Turnhalle Hasenbraten mit Spätzle und Sa-<br />
lat als Mittagessen ausgegeben. Mindestens 7 Personen<br />
erkrankten gegen Abend und in der folgenden Nacht an<br />
Übelkeit und Durchfall. Die mikrobiologische Untersuchung<br />
der Reste des Hasenbratens ergab den Nachweis von knapp<br />
10 6 KbE / g Clostridium perfringens. Mittels PCR wurde bei<br />
dem aus dem Hasenbraten isolierten Keim nachgewiesen,<br />
dass es sich um einen Enterotoxinbildner handelte. Der Ha-<br />
senbraten war demnach in der vorgelegten Form geeignet,<br />
die Gesundheit zu schädigen.<br />
Campylobacter-Untersuchungen<br />
Thermophile Campylobacter-Keime (C. jejuni und C. coli)<br />
sind nach Angaben des Bundesinstitutes für gesundheit-<br />
lichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin nach Sal-<br />
monellen die häufigsten Verursacher von lebensmittelbe-<br />
dingten Darminfektionen. Nach der Infektion durch den<br />
Verzehr eines mit thermophilen Campylobacter-Keimen<br />
verunreinigten Lebensmittels treten die ersten Krankheits-<br />
erscheinungen (Durchfall, Erbrechen, Fieber) meist erst<br />
nach mehreren Tagen auf, was die Suche nach dem infek-<br />
tionsauslösenden Lebensmittel erschwert.<br />
Da insbesonders rohes Geflügelfleisch mit Campylobacter-<br />
Erregern belastet ist, bildete die Untersuchung von Ge-<br />
flügelfleisch den Schwerpunkt der Untersuchungen auf<br />
Campylobacter. Darüber hinaus wurden alle Proben, die<br />
im Zusammenhang mit fieberassoziierten Erkrankungen<br />
eingeschickt wurden, auf Campylobacter untersucht.<br />
CVUA Stuttgart<br />
63<br />
Insgesamt wurden bei 492 Lebensmittelproben, darun-<br />
ter 128 Geflügelfleischproben, Untersuchungen auf ther-<br />
mophile Campylobacter-Keime durchgeführt. In 16 rohen<br />
Geflügelfleischproben wurden sie mit klassischen mikrobi-<br />
ologischen Methoden nachgewiesen. Alle Geflügelfleisch-<br />
proben wurden auch mit einer molekularbiologischen Un-<br />
tersuchungsmethode (PCR) getestet (siehe auch Teil C Ka-<br />
pitel 2 Molekularbiologie). Hierbei verlief der Test bei 39<br />
der getesteten 128 Geflügelfleischproben positiv. Offenbar<br />
ist die neue PCR-Technik für den Campylobacter-Nachweis<br />
sensibler als die klassische mikrobiologische Methode. Die<br />
Befunde blieben allerdings lebensmittelrechtlich ohne Fol-<br />
gen: bei einer bestimmungsgemäßen Behandlung durch<br />
ausreichende Durcherhitzung vor dem Verzehr des Geflü-<br />
gelfleisches werden Campylobacter-Keime mit Sicherheit<br />
abgetötet.<br />
Yersinia enterocolitica-Untersuchungen<br />
Nach oraler Infektion mit Yersinia enterocolitica kommt es<br />
nach einer Inkubationszeit von vier bis sieben Tagen zu<br />
akuten Magen-Darm-Störungen, deren Dauer zwischen<br />
wenigen Tagen bis Wochen variieren kann. Klinisch treten<br />
Durchfall, kolikartiger Bauchschmerz, Fieber, Übelkeit, blu-<br />
tiger Stuhl sowie Entzündungen im Halsbereich auf.<br />
Yersinien kommen im Darm von Tieren vor. Als Infektions-<br />
quelle für die humane Yersiniose spielt rohes oder nicht<br />
vollständig durcherhitztes Schweinefleisch (Hackfleisch<br />
und Rohwürste) die größte Rolle. Als Ursache für die Kon-<br />
tamination des Fleisches gelten einzelne, hygienisch pro-<br />
blematische Verfahrensschritte beim Schlachtprozess und<br />
in der Verarbeitung.<br />
Für den Menschen sind nur ganz bestimmte Serotypen pa-<br />
thogen. Deshalb muss sich dem Yersinien-Nachweis immer<br />
der Pathogenitätsnachweis (mittels PCR und / oder kultu-<br />
rell) anschließen. Nur wenn pathogene Yersinia enteroco-<br />
litica nachgewiesen werden, kann ein Gesundheitsrisiko<br />
vermutet werden.<br />
Im CVUA Stuttgart wurden im Berichtszeitraum 300 Unter-<br />
suchungen, überwiegend bei rohem Schweinefleisch, auf<br />
Yersinia enterocolitica durchgeführt. Mit Hilfe der weniger<br />
sensiblen, klassischen Mikrobiologie wurden aus 18 Proben<br />
Yersinien isoliert, molekularbiologisch (mit PCR) wurden 85<br />
positive Nachweise geführt. Der negative Pathogenitäts-<br />
nachweis zeigt, dass die Mehrzahl der Yersinia enterocoli-<br />
tica-Stämme nicht-pathogen sind.