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CVUAS JB 2003 Gesamtdokument

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Jahresbericht <strong>2003</strong><br />

CVUA Stuttgart deckt Verfälschung von Honig auf<br />

Das wertvolle und teure Naturprodukt Honig aus der Türkei<br />

wurde auf vielfältige Weise gestreckt und verfälscht:<br />

• Zusatz von Zucker-, Fructose- und Glucosesirup<br />

• Zuckerfütterung der Bienen<br />

• Verwendung bebrüteter Wabenteile für Wabenhonig<br />

Von 26 untersuchten Honigen aus der Türkei mussten 22<br />

(85 %) beanstandet werden. Die außergewöhnlich hohe<br />

Beanstandungsquote führte zu einer EU-Schnellwarnung.<br />

Eine latente Gefahr: Legionellen in Duschwasser<br />

Seit In-Kraft-Treten der neuen Trinkwasser-Verordnung un-<br />

terliegt das Wasser in öffentlichen Gebäuden ebenfalls der<br />

Kontrolle der Gesundheitsämter. Bei insgesamt 30 % der<br />

Duschen in Schulen, Sporthallen, Schwimmbädern wurden<br />

bedenkliche Gehalte an Legionellen nachgewiesen. Diese<br />

Krankheitserreger entfalten ihre schädliche Wirkung, wenn<br />

sie fein verteilt als Aerosol z. B. über die Dusche oder den<br />

Whirlpool in die Lunge gelangen. Dort können sie im un-<br />

günstigsten Falle schwere Lungenentzündungen hervor-<br />

rufen. Die Untersuchungen führten zu entsprechenden<br />

Sanierungsmassnahmen in den betroffenen Gebäuden.<br />

Die Aura des Wunderbaren sichert Umsatz<br />

Der Saft der in Asien, Australien und Polynesien heimischen<br />

Noni-Frucht (Morinda citrifolia) wurde in diesem Jahr von<br />

der Europäischen Kommission als „neuartiges Lebensmit-<br />

tel“ anerkannt. Insbesondere im Internet nehmen äußerst<br />

zweifelhafte bis eindeutig unzulässige Werbeaussagen zur<br />

angeblichen Heilwirkung des „Wundermittels Noni“ über-<br />

hand. Durch Einnahme von Nonisaft-Erzeugnissen sollen<br />

angeblich Krankheiten wie Krebs, Diabetes, Bluthochdruck,<br />

Rheuma, HIV etc. geheilt werden können.<br />

Der wissenschaftliche Lebensmittelausschuss (SCF) der<br />

Europäischen Kommission hat unmissverständlich erklärt,<br />

dass Nonisaft ein Fruchtsaft wie jeder andere ist und darü-<br />

ber hinausgehende Wirkungen nicht vorhanden sind.<br />

Ähnlich unzutreffende Werbeaussagen findet man auch<br />

bei Aloe Vera Saft.<br />

Semicarbazid: unerwünschter Stoff aus Tierarzneimittel-<br />

rückständen und aus Kunststoffen<br />

Semicarbazid (SEM) ist ein Abbauprodukt des verbotenen,<br />

da krebserregenden Tierarzneimittels Nitrofurazon. Als SEM<br />

in rein pflanzlicher Babynahrung-Gläschenkost entdeckt<br />

wurde, kam ein anderer Eintragsweg ins Visier: für die Dich-<br />

CVUA Stuttgart<br />

tungsmasse von Twist-off-Verschlüssen bei Glasverpackun-<br />

gen wird ein Treibmittel zum Aufschäumen verwendet. Mit<br />

einer neu eingeführten LC / MS / MS-Methode ließ sich SEM<br />

direkt in der Deckeldichtung nachweisen; damit wurde der<br />

Beweis geführt, dass diese Substanz ursächlich aus der<br />

Dichtung stammt.<br />

„Krebsgifte“ in Luftballonen<br />

Erneut wurden Luftballone auf die Abgabe der als krebser-<br />

regend eingestuften N-Nitrosamine untersucht: Die Bilanz<br />

ist nach wie vor bedenklich: 93 % der Proben lagen über<br />

dem Richtwert von 10 Mikrogramm / kg Material. Diese<br />

Befunde haben Alarm geschlagen: Der Gesetzgeber will<br />

rechtlich verbindliche Regelungen für Luftballone schaf-<br />

fen, sodass künftig bei einer Grenzwertüberschreitung die<br />

Ware vom Markt genommen werden kann.<br />

Bakteriengift von Bacillus cereus erstmals chemisch<br />

nachweisbar<br />

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Zentrallabor für<br />

lebensmittelbedingte Erkrankungen bewährte sich aufs<br />

Neue: erstmals gelang es, das emetische Toxin des Um-<br />

weltkeimes Bacillus cereus in gegarten Reisbratlingen aus<br />

einer Schulkantine nachzuweisen. Dieses Toxin verursacht<br />

Erbrechen, gelegentlich auch Durchfall. Da der Giftstoff<br />

hitzestabil ist, findet man in gekochten Lebensmitteln in der<br />

Regel keine Keime mehr und hatte deshalb bislang Schwie-<br />

rigkeiten, die epidemiologische Kette zu schließen und den<br />

Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.<br />

Staphylococcus aureus zu Gast am Kaffeetisch<br />

Tiefkühl-Torten eines hiesigen Herstellers verursachten in<br />

mehreren Bundesländern Erkrankungen. Bei der Untersu-<br />

chung der gesamte Produktpalette auf pathogene Keime<br />

stellte sich heraus, dass 26 von 37 Torten z. T. massiv mit<br />

Staphylococcus aureus kontaminiert waren; in 8 Torten<br />

ließ sich sogar das gesundheitsschädliche Staphylokokken-<br />

Enterotoxin direkt aus der Backware isolieren. Die Lebens-<br />

mittelüberwachungsbehörde ordnete eine vorübergehen-<br />

de Betriebsschließung an, die erst aufgehoben wurde, als<br />

Wochen später die Staphylokokken-Freiheit der frisch her-<br />

gestellten Backwaren bestätigt werden konnte.<br />

Personaluntersuchungen zeigten, dass bei mehreren Mit-<br />

arbeitern Staphylococcus aureus auf Rachenabstrichen<br />

nachweisbar war. Mangelnde Personalhygiene ist ver-<br />

mutlich die Ursache für die gravierende Kontamination<br />

der Backwaren.<br />

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