CVUAS JB 2003 Gesamtdokument
CVUAS JB 2003 Gesamtdokument
CVUAS JB 2003 Gesamtdokument
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Jahresbericht <strong>2003</strong><br />
Der Gesetzgeber sieht für Cadmium einen Grenzwert von<br />
100 mg / kg Material vor. Die auffälligen Proben wurden<br />
beanstandet.<br />
Kosmetische Mittel [84]<br />
Von 424 Proben waren 128 (30 %) zu beanstanden.<br />
Für den Regierungsbezirk Stuttgart wurden 306 kosme-<br />
tische Mittel chemisch und mikrobiologisch mit einer Be-<br />
anstandungsquote von 31 %, für die Regierungsbezirke<br />
Freiburg, Karlsruhe und Tübingen 118 Proben mikrobio-<br />
logisch untersucht.<br />
Kosmetische Mittel von Messen, Märkten, Wanderlagern<br />
und Sonderverkäufen – Grauzonenprodukte<br />
Auf Messen und Märkten werden viele Produkte aus dem<br />
Grenzbereich zwischen kosmetischen Mitteln und Arzneimit-<br />
teln, der sogenannten „Grauzone“ angeboten. Die Produkte<br />
sind oft als kosmetische Mittel aufgemacht. Auf Wirkungs-<br />
aussagen auf den Etiketten wird entweder ganz verzich-<br />
tet oder diese sind zurückhaltend und unverfänglich. Häu-<br />
fig findet man beworbene Eigenschaften wie „wärmt und<br />
beruhigt“, „kühlt und entspannt“, „fördert die Durchblu-<br />
tung“ und weniger oder keine Aussagen, die sich auf die<br />
Pflege der Haut beziehen. Auf ausliegenden Handzetteln<br />
und Bestellformularen wird der interessierte Verbraucher<br />
mit Wissen aus der Volksheilkunde überschüttet, wobei<br />
Bezug auf die angebotenen Produkte oder auf bestimmte<br />
Inhaltsstoffe in diesen genommen wird. Verbraucher er-<br />
warten dann von den angebotenen Produkten entspre-<br />
chende Wirkungen und verwenden diese Produkte zu<br />
Heilzwecken.<br />
Aufgrund der häufigen Beanstandungen in den vergange-<br />
nen Jahren wurden auch in diesem Jahr regelmäßig Pro-<br />
ben von Messen, Märkten und Sonderverkäufen untersucht<br />
und überwiegend wegen irreführender Aufmachung und<br />
Werbung beanstandet.<br />
Teufelskralle, Teufelskralle Balsam, Harpago-Balsam<br />
An Marktständen wurden rotbraune Gele, bräunliche und<br />
weiße glibberige Cremes als Pflege-Gel Teufelskralle, als<br />
Teufelskralle Balsam oder als Harpago-Balsam u. a. ange-<br />
boten. Auf den Etiketten war stilisiert oder naturgetreu<br />
die charakteristische Wurzel der in den letzten Jahren in<br />
Deutschland sehr bekannt gewordenen Teufelskralle mit<br />
dem botanischen Namen Harpagophytum procumbens<br />
abgebildet.<br />
CVUA Stuttgart<br />
49<br />
In der pharmazeutischen Fachliteratur ist die Wurzeldroge<br />
detailliert beschrieben und als Anwendungsgebiete sind<br />
Appetitlosigkeit, Magen- und Darmbeschwerden und die<br />
unterstützende Therapie degenerativer Erkrankungen des<br />
Bewegungsapparates aufgeführt. Auch in der Volksmedizin<br />
spielt diese Pflanze eine Rolle, in Europa sind z. B. Anwen-<br />
dungen bei Stoffwechselerkrankungen, Arthritis, Gallen-,<br />
Leber-, Nieren- und Blasenleiden beschrieben. Das Thema<br />
Teufelskralle und insbesondere deren Einsatz zur Behand-<br />
lung bei Beschwerden des rheumatischen Formenkreises<br />
ist Verbrauchern derzeit durch die Laienwerbung in den<br />
Medien sehr wohl bekannt.<br />
Eines dieser Produkte enthielt zusätzlich 1 % Methylsali-<br />
cylat, einen intensiv riechenden Stoff, der wegen seiner<br />
die Durchblutung stark fördernden Eigenschaften (hyper-<br />
ämisierend) vielfach in Rheumaeinreibungen verwendet<br />
wird. Der Vertreiber warb damit, dass „diese nach neues-<br />
ten Erkenntnissen zusammengestellte Pflege-Vitalkompo-<br />
sition“ die Haut frei atmen ließe und damit die darunter<br />
liegenden Gelenke, Sehnen und Muskeln mit Sauerstoff<br />
versorgen könne.<br />
Ein anderes Produkt, vom Vertreiber „zur Anwendung bei<br />
Verspannungen“ mit der Empfehlung „großzügig auf Ge-<br />
lenkpartien auftragen und einmassieren“ angeboten, wur-<br />
de von einer Verbraucherin auf einer Verkaufsveranstaltung<br />
erworben. Vom WKD-Beamten befragt, gab sie an, dass<br />
sie das Mittel zur Behandlung ihrer Rückenschmerzen und<br />
des Weichteilrheumas gekauft habe und sich Linderung<br />
ihrer Schmerzen und mehr Beweglichkeit davon erhoffe.<br />
Im Rahmen der Veranstaltung sei über die bewährte, arz-<br />
neiliche und innerliche Verwendung von Teufelskralle bei<br />
Gelenkschmerzen gesprochen und dieses Produkt zur äu-<br />
ßerlichen Anwendung angeboten worden. In diesem Fall<br />
wurde unser Verdacht bestätigt, dass Produkte mit Teufels-<br />
kralle von Verbrauchern nicht als kosmetische Mittel son-<br />
dern als Heilmittel gekauft werden.<br />
Pferde Balsam, Reiter-Balsam<br />
Es wurden auch wieder verschiedene Pflegeprodukte mit<br />
der Bezeichnung Pferde Balsam zur Einstufung und Beur-<br />
teilung vorgelegt. Dabei handelte es sich um grün- oder<br />
rotgefärbte Produkte von gelartiger Konsistenz in Gebin-<br />
degrößen von 500 ml, die einen intensiven Geruch nach<br />
Eukalyptus, Pfefferminz, Kampfer und Methylsalicylat auf-<br />
wiesen. Meist waren auf den Etiketten galoppierende Pfer-<br />
de abgebildet. Die Werbeaussagen machten dem Käufer<br />
zwar verständlich, dass diese Produkte einmassiert werden<br />
sollten, doch ließen sie ihn darüber im unklaren, ob die äu-<br />
ßerliche Anwendung auch am Menschen vorgesehen ist.