08.12.2012 Aufrufe

CVUAS JB 2003 Gesamtdokument

CVUAS JB 2003 Gesamtdokument

CVUAS JB 2003 Gesamtdokument

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

86 CVUA Stuttgart Jahresbericht <strong>2003</strong><br />

Zearalenon (ZEA) wird in der Regel von denselben Pro-<br />

duzenten gebildet wie DON und kommt daher ebenfalls<br />

überwiegend in Getreide und Getreideprodukten vor. Ze-<br />

aralenon und seine im Organismus gebildeten Metaboliten<br />

α- und β- Zearalenol wirken stark östrogen. Eine möglicher-<br />

weise krebserregende Wirkung kann bisher nicht abschlie-<br />

ßend ausgeschlossen werden.<br />

In Deutschland gilt seit Februar 2004 eine Höchstmenge<br />

von 50 µg / kg (Getreide und Getreideprodukte) sowie 10<br />

µg / kg (Babynahrung).<br />

Im Berichtszeitraum war Zearalenon lediglich in 14 % der<br />

untersuchten Proben mit Gehalten deutlich unter den<br />

Grenzwerten nachweisbar. Lediglich eine Probe Weizen-<br />

kleie wies mit 53 µg / kg einen Wert im Bereich der nun-<br />

mehr geltenden Höchstmenge auf.<br />

6. Acrylamid<br />

Am 24. April 2002 gingen Meldungen durch die Medien,<br />

dass schwedische Forscher in erhitzten stärkehaltigen Le-<br />

bensmitteln hohe Konzentrationen an Acrylamid entdeckt<br />

haben. Acrylamid ist eine Verbindung, die bisher nur als<br />

Ausgangsstoff für Kunststoffe (Polyacrylamid) in Erschei-<br />

nung getreten ist. Acrylamid hat sich im Tierversuch als<br />

krebserregend, erbgutverändernd und nervenschädigend<br />

erwiesen. Bei den Konzentrationen, die in Lebensmitteln<br />

vorkommen, ist für den Menschen allerdings keine Ner-<br />

venschädigung zu erwarten, umstritten bleibt allerdings<br />

die Frage, ob Acrylamid in diesen Konzentrationen beim<br />

Menschen Krebs auslösen kann.<br />

Weltweite Forschungsaktivitäten haben zu einer breiten Er-<br />

weiterung des Wissens über die Bildungsweise von Acryl-<br />

amid in den unterschiedlichsten Lebensmitteln geführt. Es<br />

wurden inzwischen zahlreiche Einflussgrößen und Prozess-<br />

parameter identifiziert, die Einfluss auf die Acrylamidbil-<br />

dung haben und so eine Minimierung der Acrylamidgehalte<br />

in Lebensmitteln möglich machen.<br />

Bei allen Versuchen hat sich aber die bekannte Grundre-<br />

gel bestätigt, dass Acrylamid beim Erhitzen von Lebens-<br />

mitteln immer nur dann gebildet wird, wenn 4 Bedingun-<br />

gen erfüllt sind:<br />

• Die Aminosäure Asparagin ist vorhanden.<br />

• Reduzierende Zucker, z. B. Trauben- oder Fruchtzucker<br />

(ab 150 °C auch Rohr- / Rübenzucker) sind vorhanden.<br />

• Das Lebensmittel ist weitgehend wasserfrei (zumindest<br />

an der Oberfl äche).<br />

• Die Temperatur in oder auf dem Lebensmittel beträgt<br />

über 100 °C.<br />

Am CVUA Stuttgart wurden Versuche zur Bildung von<br />

Acrylamid in Backwaren, insbesondere in Lebkuchen und<br />

ähnlichen Erzeugnissen, durchgeführt. Unterstützung leis-<br />

tete dabei die Bäckerfachschule Stuttgart. Als Fazit der Ver-<br />

suche wurden rechtzeitig vor Weihnachten Empfehlungen<br />

zur Vermeidung hoher Gehalte an Acrylamid beim Backen<br />

von Lebkuchen auf unserer Internet-Homepage der Öffent-<br />

lichkeit zugänglich gemacht.<br />

In Zusammenarbeit mit dem Saatbauamt Donaueschingen<br />

wurde außerdem ein Forschungsprojekt zur Acrylamidbil-<br />

dung in Kartoffeln durchgeführt. Dabei konnte eindrucks-<br />

voll gezeigt werden, dass eine starke Abhängigkeit des<br />

Acrylamid-Bildungspotentials von der Kartoffelsorte und<br />

von den Lagerungsbedingungen besteht.<br />

Im Berichtsjahr wurden am CVUA Stuttgart insgesamt 171<br />

Lebensmittelproben aus Herstellerbetrieben, aus dem Han-<br />

del und aus der Gastronomie auf Acrylamid untersucht. Die<br />

Ergebnisse sind, geordnet nach Lebensmittelgruppen, im<br />

folgenden Text dargestellt.<br />

Die Untersuchungsergebnisse fließen direkt in die Berech-<br />

nung der sogenannten Signalwerte mit ein. Zur Berech-<br />

nung der Signalwerte werden die Ergebnisse aller amtli-<br />

chen Acrylamiduntersuchungen aus allen Bundesländern<br />

beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittel-<br />

sicherheit (BVL) gesammelt. Die Untersuchungsergebnisse<br />

der problematischsten Lebensmittelgruppen werden dann<br />

statistisch ausgewertet. Als Signalwert für die jeweilige Wa-<br />

rengruppe wird der Acrylamidgehalt festgelegt, der von<br />

90 % der untersuchten Proben unterschritten wird. Wird<br />

in einer Lebensmittelprobe eine Überschreitung des Signal-<br />

wertes festgestellt, so hat dies zwar noch keine unmittel-<br />

bare rechtliche Konsequenz (Verkehrsverbot, Bußgeld), der<br />

Hersteller dieses Lebensmittels ist aber verpflichtet, Maß-<br />

nahmen zur Ursachenforschung und zur Minimierung der<br />

Acrylamidbelastung seiner Produkte einzuleiten. Die Sig-<br />

nalwerte werden in regelmäßigen Abständen neu berech-<br />

net und festgelegt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!