CVUAS JB 2003 Gesamtdokument
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Jahresbericht <strong>2003</strong><br />
4. Weinkontrolle<br />
Rückblick auf das Weinjahr <strong>2003</strong><br />
Bereits der Vegetationsbeginn des Jahres <strong>2003</strong> verhieß ein<br />
gutes Weinjahr; es konnte, wie schon in den unmittelbaren<br />
Vorjahren, frühzeitig ein Vorsprung bei der Rebentwicklung<br />
gegenüber dem langjährigen Mittel festgestellt werden.<br />
Die Frosttemperaturen in der ersten Aprildekade blieben<br />
überwiegend ohne gravierende Folgen. Nach einem zu-<br />
friedenstellenden Austrieb und günstigem Witterungsver-<br />
lauf im Mai lag die Rebblüte um den 05. Juni bereits ca.<br />
3 Wochen vor dem durch schnittlichen Termin. Die rasche<br />
Rebentwicklung in dieser Zeit führte nur bei wenigen Aus-<br />
nahmen zu Mangelerscheinungen, und die Niederschläge<br />
im Juli kamen rechtzeitig, um zu diesem Zeitpunkt einen<br />
Trockenstress zu vermeiden.<br />
Die weit über der Norm liegenden Temperaturen im August<br />
waren jedoch des Guten zuviel; die mangelnde Wasserver-<br />
sorgung trug ihren Teil dazu bei, dass die schnelle Reifeent-<br />
wicklung mit starkem Mostgewichtsan stieg, zügigem Säu-<br />
reabbau und geringen Mengen zuwächsen zu Trockenstreß<br />
führte. In der Folge war die Reifeentwicklung, gemessen an<br />
der Zunahme des Mostgewichtes, deutlich langsamer als in<br />
den langjährigen Vergleichen, und die anhaltende Trocken-<br />
heit auch im Monat September hat die Erwartungen der<br />
Winzer etwas gedämpft. Geringere Lagen mit stärkerem<br />
Wasserhalte vermögen schnitten hier deutlich besser ab als<br />
die üblicherweise als Spitzenlagen eingestuften Rebflächen.<br />
Die Niederschläge in der ersten Oktoberdekade sorgten<br />
für eine deutliche Belebung der Assimilationsleistung der<br />
Reben und führten zu einer Steigerung von Qualität und<br />
Menge. Für die frühreifenden Sorten kam dieser Segen je-<br />
doch in der Regel zu spät, da die Traubenlese bereits An-<br />
fang September flächendeckend begonnen hatte und zum<br />
genannten Zeitpunkt nur noch die später reifenden Sorten<br />
zur Ernte anstanden.<br />
Der höchste hier jemals gemessene vorhandene Alkohol-<br />
gehalt wurde in einer spontan vergorenen Spätburgun-<br />
der Beerenauslese (eingetrocknete, handverlesene Beeren)<br />
festgestellt, nämlich 18,7 % vol = 147,7 g / L bei 12 g Rest-<br />
zucker, das ursprüngliche Mostgewicht lag bei 140 °Oe. Für<br />
den Jahrgang <strong>2003</strong> war eine Änderung des EG-Weinrechts<br />
erforderlich. Die in südlichen Ländern übliche, aber hierzu-<br />
lande nicht erlaubte Säuerung musste eigens zugelassen<br />
werden, da die Moste teilweise hohe pH-Werte hatten und<br />
viele Weine zu niedrige Gesamtsäuregehalte aufwiesen.<br />
CVUA Stuttgart<br />
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Die Schädlingssituation war weitgehend problemlos. Auch<br />
der Trockenstreß dürfte für die meisten Anlagen ohne Fol-<br />
gen für das Jahr 2004 bleiben, lediglich einzelne Lagen be-<br />
dürfen hier einer besonderen Aufmerksamkeit.<br />
Die Gesamternte beträgt ca. 85,5 Mio. Liter Wein, wo-<br />
bei der Rotweinanteil mit 60,2 Mio. Litern bei über 75 %<br />
liegt. Annähernd 53 % der Ernte wurde als Qualitätswein,<br />
ca. 46,5 % als Prädikatswein eingelagert. Die Beobach-<br />
tungen der Weinkontrolle zeigen jedoch deutlich, dass<br />
hier häufig absatzwirtschaftlich begründete Herabstufun-<br />
gen Ursache waren und der Anteil der tatsächlich im Prä-<br />
dikatsbereich geernteten Trauben deutlich höher lag. Der<br />
Durch schnittsertrag liegt mit 76,8 hl / ha deutlich unter der<br />
rechtlichen Obergrenze, wobei der Trollinger als ertrags-<br />
stärkste Rebsorte im Schnitt 86,3 hl / ha erzielte, die Sor-<br />
te Spätburgunder mit dem Synonym Samtrot lediglich ca.<br />
50 hl / ha. Im Weißweinbereich lag der Schnitt bei ca. 65<br />
hl / ha, wobei lediglich der Silvaner mit nur 53 hl / ha außer-<br />
halb der Norm lag.<br />
Als Risikofaktor für die Weine des Jahrgangs <strong>2003</strong> dürfte<br />
sich das Alterungspotential erweisen. Insbesondere bei den<br />
Weißweinen ist zu erwarten, dass die untypische Alterungs-<br />
note zu Problemen führen wird. Dabei wird es unerheblich<br />
sein, ob nun Trockenheit, Stickstoffmangel oder zunehmen-<br />
de Belastung durch ultraviolettes Licht als Ursache für das<br />
Auftreten des UTA-Tons verantwortlich ist, denn alle drei<br />
genannten Faktoren sind für die Jahrgangsentwicklung<br />
<strong>2003</strong> überdurchschnittlich.<br />
Das Weinjahr <strong>2003</strong> war also bestimmt außergewöhnlich,<br />
fraglich bleibt jedoch, ob es durchweg ein Spitzenweinjahr<br />
war oder ob es lediglich ein Jahr einzelner Spitzenweine<br />
ist, die ohne Zweifel in den Kellern vieler Winzer eingela-<br />
gert werden konnten.<br />
Allgemeine Beobachtungen und<br />
Anmerkungen der Weinkontrolle<br />
Im Berichtsjahr <strong>2003</strong> wurden, wie im Vorjahr, diverse Ver-<br />
suche zur Aromatisierung von Wein mittels Holzchips oder<br />
speziellen Lagerbehältnissen mit eingebauten Holzelemen-<br />
ten durchgeführt. Die neuerlichen Beurteilungen dieser Ver-<br />
suche zeigten deutlich, dass Weine aus diesen Verfahren in<br />
ihrer sensorischen Ausprägung kaum von den im Barrique<br />
gelagerten Weinen zu unterscheiden sind, insbesondere<br />
bei der Kombination mit der sogenannten Micro-Oxigenie-<br />
rung, der gezügelten Zugabe von Sauerstoff zur Erzielung<br />
eines Reifeprozesses. In verschiedenen Fällen konnten Kel-<br />
lermeister oder Winzer ihrem Wunsch nach eigenen Erfah-