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Jahresbericht <strong>2003</strong> Jedoch wurde die Auslobung „ohne Konservierungsstoffe“ bei 8 Proben, die Rückstände an Imazalil bzw. Orthophe- nylphenol enthielten, als irreführend beurteilt. Die Rückstandssituation bei Pflanzenschutzmitteln in Frisch- obst wird in Teil C Kapitel 3 behandelt. Obsterzeugnisse [30] Von 234 Proben waren 19 (8 %) zu beanstanden. Trockenobst gehört zu den empfindlichen Lebensmitteln, denen im Rahmen der Lebensmittelüberwachung hohe Aufmerksamkeit gewidmet wird. Fremdkörper, Befallsspuren von Schädlingen, lebende Vor- ratsschädlinge und äußerer oder innerer Schimmelbefall treten auf. Verbraucher, die diese Produkte nicht im Dun- keln, sondern erst nach genauem Anschauen genießen, sind gut beraten. Bei Mandarinen in Dosen tritt immer wieder ein durch die Laboruntersuchung nicht abklärbarer, an „Chlorphenol“ anklingender Fehlgeruch und Geschmack auf. Fehlerhafte Kennzeichnung ist bei Importwaren häufig, besonders wenn diese ursprünglich nicht für den deutschen Markt gefertigt worden sind. Aber auch Hersteller aus dem deutschsprachigen Raum tun sich manchmal mit der Kenn- zeichnung von Fertigpackungen schwer. So müssen immer wieder „exquisit“ gestaltete Etiketten beanstandet werden, weil z. B. eine goldfarbene Schrift auf hellgrünem Unter- grund nicht deutlich lesbar ist. Fruchtsaft, Fruchtnektar [31] Von 406 Proben waren 23 (6 %) zu beanstanden. Von 10 vorgelegten Beschwerdeproben war in 6 Fällen Schimmelbefall der Beschwerdegrund, oft vom Verbrau- cher lediglich als Verunreinigung beschrieben, die erst nach Ausgießen der Flüssigkeit als festes, hautartiges Gebilde im Behältnis zurückblieb. Dabei fällt auf, dass diese Bean- standungen vermehrt in Getränkeverpackungen abgefüllte Ware betrifft, die im Gegensatz zu Flaschenware nicht heiß abgefüllt werden kann. Dieser Hinweis auf verschiedentlich auftretende Probleme hinsichtlich der biologischen Stabili- tät bzw. Kontamination der Säfte mit Schimmel ist Anlass, bei Betriebskontrollen weiterhin besonders den Abfüllbe- reich genauestens zu überprüfen. CVUA Stuttgart 31 In einem weiteren Fall lag ein anderer Beschwerdegrund vor: so wurden in einem Traubensaft von einer Verbrauche- rin angeblich viele kleine Glassplitter festgestellt; wie die Untersuchung ergab, handelte es sich jedoch um natürli- che Ausfällungen von Weinsteinkristallen. Im Berichtsjahr wurde eine Verfälschung von Zitronensaft nachgewiesen: das Erzeugnis war hauptsächlich unter Ver- wendung von Zitronensäure und Zitronenaroma hergestellt worden. Zudem erfolgten mehrere Pflichtangaben lediglich in türkischer Sprache. In zwei Fällen wurden Beanstandungen auf Grund über- höhter HMF-Gehalte ausgesprochen; in diesen Produkten lag eine Wärmeschädigung vor. Saft aus der Noni-frucht – Nichts als Saft Der Saft der in Asien, Australien und Polynesien heimischen Noni-Frucht (Morinda citrifolia) wurde in diesem Jahr von der Europäischen Kommission als „neuartiges Lebensmit- tel“ anerkannt. Bereits seit längerem wird beobachtet, dass insbesondere im Internet äußerst zweifelhafte bis eindeutig unzulässige Werbeaussagen zur angeblichen Heilwirkung des „Wun- dermittels Noni“ überhand nehmen. Durch Einnahme von Nonisaft-Erzeugnissen sollen angeblich Krankeiten wie Krebs, Diabetes, Bluthochdruck, Rheuma, HIV etc. geheilt werden können. Der wissenschaftliche Lebensmittelausschuss (SCF) der Eu- ropäischen Kommission hat unmissverständlich erklärt, dass Nonisaft ein Fruchtsaft wie jeder andere ist und darüber hi- nausgehende Wirkungen nicht vorhanden sind. Es gibt keine wissenschaftlichen Studien, die Heilwirkun- gen belegen, auch zu den angeblichen Noni-Wirkstoffen Xeronin bzw. Proxeronin existieren keine seriösen wissenschaftlichen Publikationen. Fruchtsaftgetränke, alkoholfreie Erfrischungsgetränke [32] Von 248 Proben waren 39 (16 %) zu beanstanden. Von 46 mikrobiologisch untersuchten alkoholfreien Geträn- ken wurden 7 (15,2 %) beanstandet. Hierbei handelte es sich meist um nach dem Öffnen unsachgemäß gelagerte Proben, die ein massives Hefen- und Schimmelpilzwachs- tum aufwiesen. Wie in den Vorjahren wurden wieder zahlreiche Beschwer- deproben vorgelegt. Die zu Recht aufgeführten Beschwer- degründe betrafen des Öfteren „Fremdartigkeit“ (nach
32 CVUA Stuttgart Jahresbericht <strong>2003</strong> Lösungsmittel, Terpentin, Mineralölprodukten ebenso wie nach Kräuter- und Gewürzzubereitungen). Die Ursachen dieser sensorischen Abweichungen sind offensichtlich immer noch nicht allen Verbrauchern bekannt: so führt die missbräuchliche Verwendung insbesondere von PET-Fla- schen häufig auch nach der üblichen Flaschenreinigung zur geruchlichen Kontamination der Getränke. Auch Proben mit überschrittenem MHD verunsichern ge- legentlich besorgte Verbraucher, diese stellen dann einen „komischen“ Geschmack im Getränk fest – was von den Sachverständigen nicht immer bestätigt werden kann. Ein Beschwerdeführer gab an, im Cola-Getränk Alkohol festgestellt zu haben. Wie die Untersuchung ergab, war jedoch kein Alkohol nachweisbar. In einem Baumarkt fanden Fünfliterflaschen eines Erfri- schungsgetränks zum Schnäppchenpreis reißenden Ab- satz. Diese waren blickfangmäßig als „Kirsche“ bzw. „Ap- fel“ etikettiert samt den dazugehörigen ausdrucksstarken Fruchtabbildungen. Diese Etikettengestaltung war allerdings zu viel des Guten für ein Erfrischungsgetränk, wel- ches gänzlich ohne Frucht, sondern nur aus den Zutaten Zucker, Säuren, Aroma und Farbstoff hergestellt worden war. Weitere erhebliche Kennzeichnungsmängel vervoll- ständigten die Beanstandung; so reicht z. B. die Nennung der Internetadresse als Herstellerangabe nicht aus. In einem Energy-Drink wurde von einem Untersuchungs- amt in Norddeutschland ein zehnfach überhöhter Gehalt an Coffein und Taurin festgestellt. Nachdem dieses Produkt auch im Überwachungsgebiet aufgetaucht war, wurden mehrere Proben zur Untersuchung vorgelegt; dabei konnte allerdings Entwarnung gegeben werden: bei sämtlichen Proben waren die per Allgemeinverfügung zugelassenen Höchstwerte eingehalten. Im Berichtsjahr wurden fünf Proben aus türkischen Einzel- handelsgeschäften vorgelegt, die als Thymian- bzw. Orega- nowasser bezeichnet waren. Diese Erzeugnisse finden als alkoholfreier Aperitif ebenso Verwendung wie als Wellness- getränk. Da sie zudem in den entsprechenden Verbraucher- kreisen als Gesundbrunnen gelten, fanden sich umfangrei- che unzulässige gesundheitsbezogene Angaben: • Für die Behandlung von Bronchitis und Erkältung • Beseitigt Kopfschmerzen • Behebt Herzklopfen • Unterstützt die Nierenfunktion • Als blutzuckersenkend bekannt • Bei einigen Krebsarten beruhigende Wirkungen Weitere Beanstandungen betrafen die folgenden Kenn- zeichnungsmängel: • Nur in ausländischer Sprache (italienisch, türkisch) • Zu kleine Schriftgröße (0,5 mm) • Fehlende Kennzeichnungselemente (Verkehrsbezeich- nung, MHD, Losnummer) Wein, Schaumwein, Perlwein [33] Von 1108 Proben waren 114 (10 %) zu beanstanden. Stoffl iche Beschaffenheit Beanstandungen, die sich auf die stoffliche Beschaffenheit begründen, mussten in 47 Fällen ausgesprochen werden. Auch im Berichtsjahr wurden wieder eine Reihe von deutschen Weinen mit der Bezeichnung „Qualitätswein“ ent- deckt, die nicht identisch mit der zur amtlichen Prüfung angestellten Probe waren, was über den Vergleich mit den hinterlegten Analysenzahlen nachgewiesen wurde, oder die verkauft wurden, obwohl die Prüfbehörde den Antrag auf Erteilung der A.P.Nr. wegen sensorischer Fehler abgelehnt hatte. Vier Weine wurden mit Prüfungsnummern bezeichnet und verkauft, die überhaupt nicht beantragt worden sind. Die Angabe „Qualitätswein“ steht derarti- gen Weinen nicht zu, sie ist irreführend. Einem Qualitäts- wein musste die amtliche Prüfungsnummer wieder ent- zogen werden, weil für das Erzeugnis keine Weinbuch- aufzeichnungen vorhanden waren. Der Entzug der bereits erteilten Prüfungsnummer musste hingleichen betrieben werden bei einem Qualitätswein, der sich als inhomogen erwies, weil offenbar die Süßreserve nicht in ausreichendem Maße darin verteilt worden war. Zwei Qualitätsweine aus einem Weinbaubetrieb im Dienst- gebiet, die schon bei der Qualitätsweinprüfung sensorisch aufgefallen und dort abgelehnt worden waren, besaßen ein unwirklich intensives Pfirsicharoma. Mittels chiraler GC-MS konnte in ihnen ein racemischer Anteil von R- und S-Gamma-Decalacton nachgewiesen werden. Die Erzeug- nisse waren mit synthetisch hergestellten, künstlichen Aro- mastoffen aromatisiert worden. Auch diesmal wieder waren in zahlreichen Fällen offen ausgeschenkte Tafelweine aus Besenwirtschaften, darun- ter auch von der Qualitätsprüfung zurückgewiesene Er- zeugnisse, überangereichert, überschwefelt, oxidiert oder sensorisch verdorben, z. B. durch Böckser- und Schimmeltö- ne, Mäuseln, Ethylacetat und durch flüchtige Säure (Essig-
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