An der blauen Donau - Die Freiheitlichen in Wien
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1956–1990
Wien absolvieren. Die Wiener Sängerknaben umfassen nämlich heute
rund 100 junge Burschen zwischen 9 und 14 Jahren.
Vieles von dem, was die Sängerknaben anzubieten haben, geschieht
aber nicht in Österreich. Rund zehn Wochen des Schuljahres ist der
Chor auf Tournee. Und das auf der ganzen Welt, in den Staaten der
EU, in Asien, Australien, den USA und auch in Süd- und Mittelamerika
sowie in Südafrika. Auf diese Weise kommen bei weiteren Konzerten
der vier Chöre noch einmal eine halbe Million Zuhörer dazu. Auftritte
bei Fernsehshows, Sponsoren und die Produktion von zahlreichen Tonträgern
sorgen für ein weiteres einträgliches Einkommen.
Die erfolgreichste Werbung im Ausland, ist das Neujahrskonzert der
Wiener Philharmoniker. Und da gibt es eine interessante Parallele zu
den Sängerknaben. Dieser berühmte Wiener Klangkörper erkürt Jahr
für Jahr seiner Dirigenten für das jeweils nächste Konzert. Und schauen
wir uns dabei die Liste der Tonkünstler an, so stammt ein großer Teil
aus dem Kreis des Knabenchors: Herbert von Karajan, Ricardo Muti,
Zubin Mehta, Nicolaus Harnoncourt, Seiji Ozawa oder Mariss Janson
etwa verbrachten einen Teil ihrer Jugend bei
den Wiener Sängerknaben. Aber auch noch
andere Größen aus der Musikszene wie Franz
Schubert, Bruno Walter oder Wilhelm Furtwängler
begannen hier ihre erste professionelle
Ausbildung. Nach dem Gymnasium der Sängerknaben
in die Bundeslehrerbildungsanstalt.
Und dort traf er erneut auf Prominenz.
Der spätere, man kann heute durchaus sagen,
legendäre Helmut Zilk war dort sein Lehrer.
Steger maturierte 1964, um dann in weiterer
Folge Rechtswissenschaft zu studieren. Und
damit begann auch schon seine politische
Laufbahn. Er trat 1965 nicht nur der Universitätssängerschaft
„Barden zu Wien“ bei, sondern
auch der politisch aktiven, freiheitlichen
Studentenvertretung, dem Ring Freiheitlicher
Studenten (RFS). Der RFS war damals, zu Stegers Zeit, eine politische
Macht mit Wahlergebnissen von 30 Prozent und mehr. Das Jahr 1965
ist aber auch noch aus einem anderen Grund äußerst bemerkenswert.
Es war das Jahr, in dem es in Wien zu Demonstrationen der Studenten
kam. Demonstrationen für und gegen den ursprünglich christlichsozialen
Universitätsprofessor Taras Borodajkewycz vom Kartellverband
(CV). Borodajkewicz wurden damals antisemitische Äußerungen in seiner
Vorlesung an der Hochschule für Welthandel (heute WU) vorgeworfen.
Die Demonstrationen wurden einerseits von Gewerkschaftern
und Widerstandskämpfern organisiert und die Gegendemonstration
vom RFS und Vertretern der Wiener Korporierten, zu denen Burschenschaften,
Corps, Landsmannschaften und auch Sängerschaften zählten.
Beim Zusammentreffen der beiden Demonstrationen kam es zu Zusammenstößen,
in deren Verlauf es zu einem Faustschlag gegen den
herzkranken Kommunisten Ernst Kirchweger kam. Zwei Tage danach
verstarb Kirchweger in einem Wiener Krankenhaus. Borodajkewycz
lehrte weiter an der WU. Der schwarze Unterrichts- und Wissenschaftsminister
Piffl-Percevic widersetzte sich erfolgreich den heftigen Ablöse-
„
Es lag auf der
Hand, dass in der Bundeshauptstadt
zu dieser
Zeit das wohl größte
Wachstumspotenzial für
die FPÖ zu suchen war.
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