An der blauen Donau - Die Freiheitlichen in Wien
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1848/49
Das Paulskirchenparlament:
Ein Plenum
von Professoren
und Literaten
wurde, am Wiener Josephsplatz wurde mit einer schwarz–rot–goldenen
Schärpe und einer weißen Fahne mit der Aufschrift „Press-Freiheit
1780“ geschmückt.
Am 17. März kam es schließlich zu den großen Leichenfeiern für die
März-Gefallen auf dem Schmelzer Friedhof. Dabei amtierten ein katholischer
und ein evangelischer Geistlicher und auch ein jüdischer Prediger.
Für die Akademische Legion sprach Professor Füster und in allen Reden
wurde der todesmutige Einsatz der jüdischen Studenten gewürdigt
und die Gleichstellung der Juden gefordert. Als unmittelbare Folge der
Märzrevolution wurde die Stadtverwaltung grundlegend verändert. Aus
den bisherigen Hofställen wurden Ministerien. Am 25. März schließlich
kam es zu einer Petition zur Emanzipation der Juden, wobei eine Delegation
der jüdischen Gemeinde sich an den Kaiser richtete. Antisemitische
Wortmeldungen bewegten Josef Goldmark, einen der Führer der
revolutionären Bewegung, seine Funktion in der Akademischen Legion
niederzulegen. Die Burschenschafter innerhalb der Akademischen Legion
bewogen ihn allerdings, dies nicht zu tun. Schließlich wurde am
29. März die Zensur-Hofstelle aufgelöst und ein neues Pressgesetz veröffentlicht.
Und am 2. April hob der Bundestag in Frankfurt am Main
die noch immer bestehenden Ausnahmegesetze für alle Bundesstaaten,
also auch für Österreich, auf. Das bis dahin bestehende Verbot der deutschen
Farben schwarz–rot–gold fiel, und die burschenschaftliche Fahne
wehte von da an hoch vom Turm des Wiener Stephansdoms für die
ganze Dauer der Revolution.
Schwarz–rot–gold wehte nun überall in Wien. Die Bürger überreichten
auch Kaiser Ferdinand eine schwarz–rot–goldene Fahne, die
er auf dem Balkon der Hofburg zeigte. Am 15. April schließlich kam
es zu einer Fahnenweihe im Stephansdom, wo die schwarz–rot–goldene
Fahne der Tiroler Studentenkompanie gesegnet wurde. Die ganze
Kompanie marschierte unter höchstem Jubel der Bevölkerung zum
Wiener Südbahnhof, und der uralte Pater Haspinger, ein Mitstreiter von
Andreas Hofer aus dem Jahr 1809, begleitete diesen Zug ebenfalls, mit
einem schwarz–rot–goldenen Burschenband um die Brust.
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