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An der blauen Donau - Die Freiheitlichen in Wien

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An der blauen Donau

des Deutschen Alpenvereins und vor allem der Deutsche Schulverein

waren einflussreiche Faktoren, die über die politischen Parteien weit heraus

wirkten.

Eher elitäre Organisationen, wie der „Deutsche Club“ und andere

mehr oder minder diskrete Gesellschaften, trugen überdies zur

politischen Substanz dieses Lagers in der ehemaligen Kaiserstadt,

die nunmehr Bundeshauptstadt war, bei. Ihnen allen gemein war

ein striktes Eintreten für den Anschluss an das Deutsche Reich, was

als solches noch kein politisches Alleinstellungsmerkmal gewesen

wäre, bekanntlich traten ja auch die Sozialdemokraten dafür ein und

sogar die Christlichsozialen bis zu einem gewissen Grad. Rot und

Schwarz allerdings zumeist nur dann, wenn jeweils ihre Gesinnungsgenossen

in Berlin politisch am Ruder waren. Unmittelbar nach dem

Ersten Weltkrieg, als der Sozialdemokrat Ebert Reichspräsident war

und auch die Reichsregierung von den Sozialdemokraten dominiert

wurde, waren natürlich auch die österreichischen Sozialdemokraten

um Otto Bauer, Karl Renner und Karl Seitz überzeugte und leidenschaftliche

Vertreter des Anschlussgedankens. Als die Regierung in

Berlin dann in anderen Händen lag, schwand diese Anschlussbegeisterung.

Ähnlich verhält es sich bei den österreichischen Christlichsozialen,

die immer dann positiv gegenüber dem Anschlussgedanken

waren, wenn sich in Berlin eher bürgerliche Parteien an der

politischen Spitze befanden.

Im deutschfreiheitlichen

Lager war das grundsätzlich

anders, da man den Anschluss

gewissermaßen bedingungslos

befürwortete.

Dass sich dann ab Beginn der

Dreißigerjahre große Teile

des nationalliberalen Lagers

in Österreich dem Nationalsozialismus

zuwandten, dürfte

auch einen Grund in dieser

Tatsache haben. Man glaubte,

dass der Anschluss der Alpenrepublik

an das Deutsche

Reich am ehesten von den

Nationalsozialisten realisiert

werden könnte.

Dies kann natürlich in

heutiger Geschichtsbetrachtung

keinerlei Entschuldigung

für die Hinwendung des

traditionsreichen nationalliberalen

Lagers zur NSDAP

sein, es ist aber möglicherweise

ein Teil der Erklärung

dafür. Die Verwirklichung

der nationalen Einheit war

vielen Vertretern des historisch

gewachsenen national-

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