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An der blauen Donau - Die Freiheitlichen in Wien

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1956–1990

Schilling machten das AKH zum teuersten Krankenhaus Europas. Zum

Hauptverantwortlichen neben zehn weiteren Beschuldigten, stempelte

man den hochrangigen Beamten der Wiener SPÖ-Stadtregierung Adolf

Winter, der zum technischen Direktor des AKH aufgestiegen war. Ihm

wurde Geschenkannahme, bzw. Schmiergeld im Ausmaß von 30 Millionen

Schilling unterstellt. Das endgültige Urteil lautete schließlich

acht Jahre wegen Geschenkannahme. Damit wurde die ursprünglich

vorgeworfene Untreue etwas abgemildert, was sich auch in einer herabgesetzten

Freiheitsstrafe um ein Jahr ausgewirkt hatte. Bemerkenswert

in diesem Zusammenhang ist allerdings auch die Involvierung von

Hannes Androsch. Drehscheibe für diese Malversationen war nämlich

die AKPE, eine 1974 auf Betreiben Winters errichtete Krankenhauserrichtungsgesellschaft.

Sie gehörte zur Hälfte der Stadt Wien und zur anderen

Hälfte der Republik Österreich und kooperierte mit der Arbeitsgemeinschaft

Odelga-ÖKODATA des AKH Chefs Adolf Winter. Die

Steuerberatungskanzlei des Finanzministers Hannes Androsch (SPÖ),

Consultatio, war eng mit diesem Netzwerk verbunden. Ein Großteil der

Akteure hatte – laut dem Politologen Anton Pelinka – ein Nahverhältnis

zur SPÖ, so dass dieser veritable Skandal von der Opposition wohl ganz

eindeutig als „rotes Netzwerk“ bezeichnet werden

konnte.

Der einstige SPÖ-Vizekanzler und seinerzeit

lauthals verkündete Kronprinz des

Bundeskanzlers Kreisky Hannes Androsch

wurde 1988 wegen Falschaussage vor dem parlamentarischen

AKH-Ausschuss verurteilt und

musste als Direktor der CA. der damals bedeutendsten

Bank Österreichs, zurücktreten.

Auch Tassilo Broesigke war in Wien natürlich

von dem scheinbaren Zwiespalt zwischen

„national“ auf der einen Seite und „liberal“

auf der anderen betroffen. Immerhin gehörte

damals der überaus bekannte und klar profilierte

nationale Apotheker Emil von Tongel

zur Wiener Gruppe. Van Tongel stammte aus

Leitmeritz, dem heutigen Tschechien, und war

1959 zum FPÖ-Abgeordneten im Nationalrat

geworden.

Broesigkes ganzer Art aber entsprach es, einen Ausgleich, soweit das

immerhin möglich war, zu schaffen. Dazu kam es, dass er eher dem Vermächtnis

des liberalen Kraus nachhing, der immer wieder erklärt hatte,

dass es unter anderem auch die Aufgabe der FPÖ wäre, ein Sammelbecken

zu werden. Und zwar für all jene, die sich einer Elite zugehörig

fühlten und schon aufgrund dieses Status von den beiden Volksparteien

nicht oder zumindest nicht ausreichend bedient werden könnten. Natürlich

wusste auch Broesigke, dass mit Eliten allein keine Wahlen gewonnen

werden konnten. Er wusste aber auch, dass gerade noch in den

siebziger und achtziger Jahren in breiten Schichten der Bevölkerung ein

gebührendes Obrigkeitsdenken vorhanden war.

Es war noch lange nicht soweit, die „breite Masse“ mit ihren bildungsfernen

Schichten anzusprechen, das war etwas, was schließlich

Auch Tassilo

Broesigke war in Wien

natürlich von dem

scheinbaren Zwiespalt

zwischen „national“

auf der einen Seite und

„liberal“ auf der anderen

betroffen.

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