An der blauen Donau - Die Freiheitlichen in Wien
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
An der blauen Donau
de. Gredler studierte zunächst
Rechtswissenschaften an der
Universität Wien, promovierte
dort zum Doktor der Rechte,
betrieb ein zweites Studium an
der Hochschule für Welthandel
und erwarb außerdem noch das
Diplom an der Wiener Konsularakademie.
Als Student suchte
der damals in Wien 6., Magdalenenstraße
4 wohnhafte Gredler
am 24. Mai 1938 um Aufnahme
in die NSDAP an, die rückwirkend
mit 1. Mai 1938 erfolgte.
Ihm wurde die Mitgliedsnummer
6,334.817 zugeteilt. Aufnahmeantrag,
Aufnahme sowie die Mitgliedsnummer
lassen auf eine
„illegale“ Betätigung schließen.
Im Zweiten Weltkrieg zur Wehrmacht
eingezogen, erreichte er
nur den Dienstgrad eines Gefreiten.
Nach einer Verwundung
diente er im deutschen Auswärtigen
Amt. Gredlers politische
Karriere war erstaunlich: Als Parteimitglied
der NSDAP schloss
er sich im letzten Kriegsjahr der
Widerstandsgruppe 05 an und
gehörte zu jener Gruppe, die
sich 1945 im Palais Auersperg
zusammenfand und eine kampflose
Übergabe Wiens erreichen
wollte. Im Herbst 1945 trat er in
ein Konzern-Unternehmen einer
Bank ein, dessen geschäftsführender
Direktor er nach einigen
Jahren wurde. Daneben arbeitete
er auch in der Katholischen
Aktion. 1948 trat er der ÖVP bei
und bekleidete im Wiener Zweig
der Partei die Stelle des Propagandareferenten.
1949 nahm
er bekanntlich an der Gründung
der „Jungen Front“ teil, zu deren
Obmann-Stellvertreter er gewählt
wurde. Ab 1953 war er nun
im VDU aktiv. Herbert Kraus, der
Gredler als „blitzgescheit, geistreich
und amüsant“ beschrieb,
betrachtete ihn trotzdem als
Konkurrenten und Feind, denn
„Gredler hat oft seine Partei gewechselt,
und noch öfter seine
Freunde“. Laut Viktor Reimann
schätzte Gredler Kraus, doch als
er Abgeordneter wurde, hätte
er bemerkt, wie stark der Stern
von Kraus bereits im Sinken
war. Reimann zitierte Gredler,
der später entdeckt habe, dass
„sich im Falle einer Auflösung
des VdU eine neu zu gründende
nationale Partei nur entweder
einen Kraus oder einen Gredler
leisten könne. Da sich Gredler
selbst näher stand, entschied er
sich für Gredler“.
◆
Wahlplakat
VdU: 1953
126