15.09.2020 Aufrufe

An der blauen Donau - Die Freiheitlichen in Wien

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

An der blauen Donau

In der Folge wurde

den Arbeitern auch das

freie Wahlrecht gewährt,

was in der burschenschaftlichen

Petition vom

12. März schon verlangt

worden war.

aber als Abgeordneter der Universität auch der Jude Josef Kuranda. Interessant

war auch, dass die Nationalversammlung am 31. Mai auf Antrag

der österreichischen Delegierten bereits einen Minderheitenschutz

für nichtdeutsche Volksgruppen, insbesondere in Böhmen und Mähren

beschloss. Darin hieß es: §188. Denn nicht deutsch redenden Volksstämmen

Deutschlands ist ihre volksthümliche Entwicklung gewährleistet,

namentlich die Gleichberechtigung ihrer Sprachen, soweit deren

Gebiete reichen, in den Kirchenwesen, dem Unterrichte, der inneren

Verwaltung und der Rechtspflege.“ Im Juni schließlich wurde Erzherzog

Johann von Österreich, der beliebte liberale Habsburger, von der Nationalversammlung

zum deutschen Reichsverweser bestellt.

Die Mai Revolution

– der dritte Wiener Aufstand

Nachdem sich die Lage in der Residenzstadt wieder ein wenig beruhigt

hatte, versuchte die kaiserliche Regierung sofort wieder, das Gesetz

des Handelns in die Hand zu bekommen. Deshalb verfügte sie am

25. Mai die Auflösung der Akademischen Legion und die Schließung

der Universität. Das war der Grund, warum die

Wiener Bürger, Arbeiter und Studenten am 26.

Mai wieder Barrikaden errichteten und für Bürgerrechte

demonstrierten. Zu Kämpfen kam

es allerdings nicht, da die Regierung ihren Beschluss

am 26. Mai wieder zurückzog. Unter der

Führung des jüdischen Arztes Dr. Adolf Fischhof

wurde nunmehr der „Sicherheitsausschuss

der Bürger, Nationalgarden und Studenten zur

Aufrechterhaltung von Ruhe, Ordnung und

Sicherheit und zur Wahrung der Volksrechte“

gebildet, den die Regierung anerkannte und mit

Behördenfunktionen ausstattete. Dieser Ausschuss

befehligte 6000 Studenten der Akademischen

Legion und etwa 20.000 Arbeiter und

war bald die eigentliche politische Autorität der

Hauptstadt, da der Kaiser nicht in Wien war

und der Reichsrat noch nicht konstituiert war.

Bemerkenswert war, dass in dieser Phase des Revolutionsjahrs die burschenschaftlich

orientierten Studenten nach ihrem Einsatz für die Emanzipation

der Juden für die sozialen Rechte der Arbeiterschaft kämpften. Am

28. Juni wurde von einem Arbeiterkomitee unter der Leitung des

Studenten Willmer, der auch der Arbeiter-König genannt wurde,

eine Arbeiter-Ordnung durchgesetzt. Auch gründete man einen

ersten „allgemeinen Arbeiterverein“, der die Sorge für den Lebensunterhalt

der arbeitenden Massen zum Zwecke hatte. In der

Folge wurde den Arbeitern auch das freie Wahlrecht gewährt, was

in der burschenschaftlichen Petition vom 12. März schon verlangt

worden war. Damit war die Revolution von 1848 in der österreichischen

Haupt- und Residenzstadt auf ihrem Höhepunkt: Am

1. Juli 1848 wurde Johann Nestroys Theaterstück „Freiheit in Kräwinkel“

in Wien uraufgeführt, am 3. Juli erschien die erste Ausgabe der

neuen Tageszeitung „die Presse“, und am 5. Juli fand ein Fackelzug

192

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!