An der blauen Donau - Die Freiheitlichen in Wien
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1990–2004
heitlichen Jugend. Wir hatten damals uns eine
Bude auf der Mölkerbastei erkämpft und haben
auch eine Zeitung herausgegeben, das war damals
„Der Jungfreiheitliche“. Diese Zeitschrift
geht im Wesentlichen auf Günther Lebisch
zurück, der an der WH diesen viersemestrigen
Kurs für Werbung und Verkauf gemacht hat.
Er war später auch als Werbefachmann recht
erfolgreich.
Wie ging es nun mit ihrer politischen Laufbahn weiter?
Kabas: Nun, die Arbeit beim RFJ ging bei
mir bis zu den Jahren 1967/68 weiter. Dann
wurde ich recht bald Bezirksrat im 9.Bezirk.
Ich habe dann schon sehr bald geheiratet und
wurde Vater.
Irgendwann kam dann auch im Wiener Vorstand
der Sprung auf den Posten des Obmannes?
Kabas: Ja, das hat aber noch eine
geraume Zeit gedauert. Vorher war ich
auch noch im österreichischen Nationalrat.
Im Parlament war ich als Jurist
auch Sprecher der FPÖ im Justizausschuss
und auch dessen Obmann.
Das alles unter einem Bundesminister
Harald Ofner. Mit diesem war ich beruflich
sehr verbunden und ich habe
auch mit ihm auf das Engste zusammengearbeitet.
Eine äußerst interessante
Zeit. Harald Ofner war nicht nur
ein ausgezeichneter Minister, sondern
auch ein wirklich guter Politiker, der
trotz der Abstimmungsniederlage gegen Norbert
Steger damals zur Spitze der FPÖ gehört
hat. Für mich war das auch schon deshalb interessant,
weil ich ja vier Jahre lang Mitarbeiter
von Gustav Zeilinger war, der ja auch vor mir
der Vorsitzende des Justizausschusses im Parlament
gewesen war.
es sich nicht irgendwann einmal mit der Partei
spießen könnte.
Nun, eine Möglichkeit des „Spießens“ bot ja innerhalb
der FPÖ der Konflikt zwischen „Liberal“ und
„National“.
Kabas: Natürlich gab es unterschiedliche
Meinungen. Andere Standpunkte beispielsweise
von Otto Scrinzi und Gustav Zeilinger. Es
wurde aber niemals in der Öffentlichkeit gestritten,
wie das heute so oft der Fall ist. In Bezug
auf „national und Liberal“ ist aber immer
sehr viel von außen in die Partei hineingetragen
worden. Natürlich war Zeilinger ein ganz
anderer Typ als etwa Emil van Tongel der die
Schutzengelapotheke auf der Wiedner Hauptstraße
besessen hatte. So musste dieser also
praktisch nie mit Existenzängsten kämpfen.
Zeilinger hatte zwar die Rechtsanwaltsprüfung
„
Natürlich gab es unterschiedliche
Meinungen.
Andere Standpunkte beispielsweise
von Otto Scrinzi
und Gustav Zeilinger.
abgeschlossen, diesen Beruf aber nie wirklich
ausgeübt. Dafür war er ein begnadeter Redner
und Politiker. Christian Broda hat schließlich
dafür gesorgt, dass Zeilinger Vorsitzender des
Justizausschusses wurde. Mit ihm hat dann
Broda, im guten Einvernehmen mit der FPÖ
stehend, die Strafrechtsreform durchgezogen.
Das muss aber wohl eine Generation zuvor gewesen
sein?
Kabas: Ja, ich habe nach meinem Eintritt
bei der Finanz meine Buchhaltungsprüfungen
gemacht. Das muss so 1968/69 gewesen sein.
Im Anschluss daran hat mich der damalige erste
Klubsekretär Mario Erschen bewogen, 1970 als
Mitarbeiter in den Parlamentsklub zu gehen.
Daraufhin wurde ich bei der Finanz dienstfreigestellt
und bin als öffentlich Bediensteter
in den Parlamentsklub der FPÖ übersiedelt.
Nach der öffentlichen Dienstprüfung wurde
ich dann Parlamentsbeamter. Ich sage das deshalb,
weil ich immer darauf bedacht war, nicht
in eine unmittelbare Abhängigkeit der FPÖ zu
kommen. Mir war es wichtig, Beamter im Parlament
zu sein. Man konnte ja nicht wissen, ob
Das überrascht eigentlich, vom Erzsozialisten Christian
Broda hätte man das nicht erwartet.
Kabas: Ja, es war zwar die Kreisky-Alleinregierung,
Broda war aber immer bemüht,
die Opposition stets mit einzubeziehen. Er
war überhaupt sehr kooperativ und das hat
schließlich auch Zeilinger geholfen. Broda hat
da ganz offensichtlich weit über den Horizont
hinausgesehen. Der Bruch kam dann allerdings
mit der Fristenlösung. Aber auch hier wurde
schließlich eine diplomatische Lösung gefunden.
Wie war das möglich?
Kabas: Man hat sich mit den Sozialisten
darauf geeinigt, dass die Fristenlösung aus der
Reform ausgeklammert und gesondert abge-
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