An der blauen Donau - Die Freiheitlichen in Wien
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An der blauen Donau
Herzog: Zweifelsfrei, auch Wien ist davon
nicht unberührt geblieben. Es war ja so, dass
die Position Stegers keineswegs unbestritten
war. Seine politischen Versuche, in Richtung
Liberalismus zu gehen, fanden nicht überall
Anklang. Das wurde nicht goutiert von einer
Vielzahl der Wähler und letzten Endes auch
nicht von der Basis. Letzteres hat man dann
ja auch am Parteitag von Innsbruck gesehen,
wo auch ein Teil der Wiener Fraktion, etwa
ein Drittel war es wohl, nicht hinter ihm gestanden
ist.
Hirnschall hat dann 1987 den ersten großen Erfolg
für die FPÖ in Wien eingefahren.
Herzog: Ja wir hatten über 9 Prozent und
8 Abgeordnete und Rainer Pawkowicz kam als
Stadtrat in die Wiener Stadtregierung.
Der ganz große Erfolg von Erwin Hirnschall und
wohl auch schon von Rainer Pawkowicz kam dann aber
fünf Jahre später.
Herzog: Ja, das war dann der große Durchbruch.
Wir haben damals in Wien über 22,5
Prozent und 23 Abgeordnete erreicht.
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So sehr sich Steger innenpolitisch nach oben arbeiten
konnte, sowenig ist seine Politik beim Wähler angekommen.
Herzog: Nun, die Freiheitlichen sind zu
dieser Zeit immer schon in einem Bereich von
7 bis 8 Prozent und auch darunter gewesen.
„
Das wird man nach 36
Jahren in der FPÖ wohl sein
dürfen. Jedenfalls hatte Pawkowicz
von allem Anfang an
das Heft in der Hand, auch inhaltlich.
Er war der treibende
Motor der Wiener Partei.
Das war schon seit der Gründung der FPÖ so.
Schon damals konnten nicht alle Wähler vom
VdU mitgenommen werden. Aber es stimmt,
der absolute Tiefpunkt war 1983 unter Steger,
wo im Bund nicht einmal mehr die 5 Prozent
erreicht werden konnten. Auch in Wien hat es
nicht gut ausgesehen. Wir hatten gerade einmal
zwei Abgeordnete. Ein eigener Klub für zwei
Abgeordnete musste erst geschaffen werden.
Nach Steger kam in Wien dann Erwin Hirnschall.
Warum kam der eigentlich nicht früher zum Zug, er war
ja in Wien von allem Anfang an dabei?
Herzog: Auf der einen Seite war Steger
ein geschickter Taktiker und auf der anderen
Seite war er auch der jüngere, was damals sicher
auch eine Rolle gespielt hat. Warum genau
Hirnschall es nicht schon früher wurde, kann
ich jetzt nicht sagen. Hirnschall ist jedenfalls
nach Steger ein verbindendes Element für alle
Gruppen geworden. Er hat dann eigentlich alles
konsolidiert.
Jedenfalls hat Hirnschall dann an Pawkowicz die
Wien-Obmannschaft übergeben. Kann man sagen, dass
er schon ein bisschen amtsmüde geworden war.?
Herzog: Das wird man nach 36 Jahren in
der FPÖ wohl sein dürfen. Jedenfalls hatte
Pawkowicz von allem Anfang an das Heft in
der Hand, auch inhaltlich. Er war der treibende
Motor der Wiener Partei.
Gab es da künftig nicht auch eine Auseinandersetzung
zwischen Pawkowicz und Jörg Haider?
Herzog: Auseinandersetzung ist in
diesem Zusammenhang wohl zu viel gesagt.
Man kann ohne Zweifel davon sprechen,
dass Haider aufgrund seiner Erfolge
in Kärnten, aber auch in ganz Österreich,
eine gewisse Dominanz entwickelt hatte.
Und da war Rainer Pawkowicz natürlich
ein gewisses Gegengewicht in Wien, was
eigentlich ganz gut war, auch für Wien.
Und 1996 kam es dann zu der legendären
Wahl, bei der die Wiener Partei auf über 27,9
Prozent gekommen ist.
Herzog: Das war eigentlich bis zu dieser
Zeit der weitaus größte Erfolg.
Mitauslöser für diesen Wahlerfolg könnte auch die
bereits 1991 eingesetzte und 1996 fortgeführte Werbekampagne
„Wien darf nicht Chicago werden“ gewesen
sein. Wie sind Sie dazu gestanden?
Herzog: Ich war natürlich ganz eindeutig
dafür. Die Kampagne war indessen nicht unumstritten.
Aber es war eine klare Ansage und
eine deutliche Absage an die Zuwanderer aus
dem Osten. Vor allem aber, hat sie damals,
wie eigentlich auch heute, ganz eindeutig dem
Wunsch der Bevölkerung entsprochen.
Es fand 1996 ja am gleichen Tag die EU-Wahl
statt. Da gab es natürlich den direkten Vergleich zwischen
Haider und Wien an dessen Wahlwerbung sich
Haider nicht beteiligt hatte.
Herzog: Das war damals auch gut so. So
konnte Pawkowicz die großstädtische Orientierung
der FPÖ stärker hervorkehren. Er war