An der blauen Donau - Die Freiheitlichen in Wien
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1990–2004
gen. RFJ und die Wiener Landes Partei der FPÖ blieben aber nicht
die einzigen Betätigungsfelder von Hilmar Kabas. Im Nachhinein
betrachtet, wird man in dieser Hinsicht wohl auch seine Tätigkeit im
österreichischen Parlament ansehen müssen. Es war dies nicht nur eine
Institution, in der Kabas als Justizsprecher der FPÖ agierte, sondern
auch und vor allem als enger Mitarbeiter des damaligen Justizministers
Harald Ofner. Man darf dabei nicht übersehen, wie schwer es Ofner
als Justizminister eigentlich gehabt hat, Nicht nur seine Niederlage im
Posten um den Bundesparteiobmann gegen Norbert Steger hatte ihn
geschwächt, sondern wohl auch seine Nachfolge der SPÖ-Ikone Christian
Broda. Dieser war nicht nur SPÖ-Langzeit-Justizminister gewesen,
er hatte sich sehr wohl mit der Reform des österreichischen Strafrechts
zumindest in sozialistischen Kreisen, vor allem aber beim Sonnenkönig
Bruno Kreisky einen Namen gemacht. Ofner sah sich zu dieser Zeit
auch mit einem Lob Norbert Burgers konfrontiert, der ihm zugestanden
hatte, dass manche seiner Sätze durchaus dem Parteiprogramm der
NDP (Burgers rechtsgerichtete Partei die 1988 verboten und aufgelöst
wurde) entnommen worden sein könnten.
In der Nachfolge Brodas hatte Ofner einen schweren Rucksack zu
tragen. Umso mehr brauchte er daher einen starken und verlässlichen
Rückhalt im österreichischen Parlament. Und dieser Rückhalt war Hilmar
Kabas. Kabas konnte damals schon auf eine reichhaltige Erfahrung
im Justizressort zurückblicken. Er war zuvor bereits vier Jahre lang
der Mitarbeiter von Gustav Zeilinger gewesen.
Und dieser war, wie später auch Kabas, der
Leiter des Justizausschusses im Parlament gewesen.
Eine Funktion übrigens, für die damals
der rote Christian Broda gesorgt hatte. Es ist
vielleicht auch ein bisschen bezeichnend für
die Charakteristik des Hilmar Kabas, dass sich
dieser nicht gerne auf die FPÖ alleine verlassen
wollte. Als er seinerzeit von der Finanz in
den Klub der FPÖ gewechselt war, tat er das
nicht als Angestellter der FPÖ, sondern als Öffentlich
Bediensteter, als Beamter also. Er hatte
den Wechsel übrigens auf Anraten von Mario
Erschen getan, der zu diesem Zeitpunkt erster
Klubsekretär der Freiheitlichen im Parlament
gewesen war. Dieses kleine bisschen Unabhängigkeit
von der FPÖ war aber für Kabas damals
wohl sehr wichtig. Schließlich konnte man nie
wissen, ob es sich bei der damals noch sehr kleinen Partei nicht einmal
richtig „spießen“ könnte. Den Konflikt zwischen „National“ und „Liberal“
hat Kabas eigentlich nie als wirklich dramatisch erachtet, für ihn
war das eher ein Empfinden, das von außen in die Partei hineingetragen
wurde. Natürlich hat auch er die unterschiedlichen Standpunkte der
einzelnen Funktionäre wahrgenommen. Der Unterschied zur heutigen
Situation, denken wir nur einmal an Strache, Baron oder Kops, war aber,
dass Meinungsverschiedenheiten hinter verschlossenen Türen ausgetragen
wurden und nicht in der Öffentlichkeit, womöglich über böswillige
Medien. Dazu kam, dass die FPÖ zur damaligen Zeit klein war und so
als „Intellektuellenstammtisch“ gelten konnte. Die damaligen wenigen
Mandatare waren hoch angesehene Persönlichkeiten auch in ihren Zivilberufen.
„
Jedenfalls konnten
Kabas und seine Mannschaft
damals als
Jugendorganisation
wertvolle Beiträge für die
Gesamtpartei der FPÖ
einbringen.
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