An der blauen Donau - Die Freiheitlichen in Wien
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An der blauen Donau
Damit war aber auch das politische Schicksal von Norbert Steger
besiegelt. Er zog sich aus der aktiven Politik zurück, für immer, wie er
damals verkündete, um unter H.-C. Strache allerdings wieder zurückzukommen.
Mittlerweile ist Norbert Steger seit 2018 Vorsitzender des
ORF-Stiftungsrates. Die FPÖ Wien hatte für Steger damals ohnehin
schon lange keine Rolle mehr gespielt. Man mag zu Steger stehen, wie
man will, zugestehen wird man ihm müssen, dass er im Gegensatz zu Erfolgen
beim Wähler parteiintern ausgezeichnet
taktiert hat. Sein strategisches Geschick
hat ihn sowohl unter Friedrich Peter als auch
unter Alexander Götz vorangebracht. Ein
anderer Musterstratege, nämlich Sebastian
Kurz, versteht es aber, einen Schatten auf die
Rolle Stegers zu werfen. In seinen Memoiren,
geschrieben von Paul Ronzheimer, ist zu lesen:
„Haider hatte unter anderem über seinen
Vorgänger als FPÖ-Parteichef Norbert Steger
gesagt: Die persönliche Ehre eines freiheitlichen
Politikers ist in Gefahr, wenn man ihn
unter vorgehaltener Hand als Freimaurer ins
Gerede bringt.“
Erwin Hirnschall
Die Obmannschaft in der FPÖ-Wen hatte
mittlerweile der Niederösterreicher Erwin
Hirnschall übernommen. 1983, in dem Jahr,
als Steger in die Funktion des Vizekanzlers
in der Regierung Sinowatz tätig wurde, ward
Hirnschall – man muss wohl sagen: endlich
– Obmann der Wiener Freiheitlichen. Zu diesem
Zeitpunkt war Erwin Hirnschall wohl
schon überreif. Mit seinen 53 Jahren war er
zwar noch in einem Alter, in dem auch in
Zeiten der Buberlpartie politisch alles möglich
sein musste, allerdings war er auch damals
schon knapp 15 Jahre älter als sein damaliger
Vorgänger Steger und knapp 25 Jahre
älter als der kommende Bundesparteiobmann
Jörg Haider.
Der junge Erwin
Hirnschall
Wie schon gesagt, stammte Hirnschall
aus Niederösterreich. Er wurde am 22. Juli
1932 in Allentsteig geboren und verbrachte
die Jugend und Kindheit in Niederösterreich.
1948, knapp nach dem Zweiten Weltkrieg,
maturierte er am Gymnasium in Zwettl. Unmittelbar danach kam er
nach Wien, um zu bleiben. Hier studierte er Rechtswissenschaften und
promovierte 1955 zum Dr. jur. 1955 war auch das Jahr, in dem sich
für die FPÖ alles entscheiden sollte. Die FPÖ unter Reinthaller wurde
als Nachfolgepartei des VdU in der Josefstadt gegründet. Auch die
Hochschulfraktion der Freiheitlichen, der RFS, war damals entstanden.
Beides geschah unter Mitwirkung des Allentsteigers Erwin Hirnschall.
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