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An der blauen Donau - Die Freiheitlichen in Wien

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1990–2004

lang. Sowohl im RfS als auch einige Zeit an der

juridischen Fakultät war ich im Vorsitz. Diese

Tätigkeit war für mich wohl auch die Entscheidende,

warum ich dann schließlich bei der

FPÖ weitergemacht habe.

Der Weg führte also vom RFS zur FPÖ, gab es da

irgendeinen Proponenten, von dem auch Sie sagen konnten,

mit dem möchte ich unbedingt zusammenarbeiten?

Herzog: Nein, so kann man das nicht sagen.

Wir waren damals alles junge Leute und haben

gemeint, wir müssten die Partei völlig erneuern.

Broesigke, Dr. Schmidt waren da und auch Erwin

Hirnschall, die Altvorderen also. Wir sind

damals in relativ großer Schar der FPÖ beigetreten

und haben damit relativ viel Unruhe verbreitet.

Das war, zumindest für uns damals

der Start zu einer neuen Generation in

der Politik der Freiheitlichen.

Damals spielte ja bereits Norbert Steger

eine Rolle, der hat bis 1970 studiert…

Herzog: …der kam etwas später.

Er war aber sicher bereits im RFS tätig.

Dort haben wir einander auch kennengelernt.

Wir haben einander immer gut

verstanden, auch wenn Steger zu der

damaligen Zeit sich immer deutlich anders

gab als die meisten andern.

Wien gesessen ist. Dann kam allerdings die Obmannschaft

von Norbert Steger, können Sie sich daran noch

erinnern?

Herzog: Ja natürlich, ich kann mich sehr gut

daran erinnern. Das war eine Obmannschaft,

die zu Beginn einmal aus einer Konfrontation

mit Harald Ofner entstanden ist. Die gab es

auch in Wien. Steger hat auf Bundesebene da

mit einer Mehrheit von deutlich über fünfzig

Prozent gewonnen. Beim nächsten Mal waren

es dann schon über 80 Prozent.

Da kam es gewissermaßen zu einem Paradigmenwechsel…

Herzog: …ja, das war natürlich ein Kurs,

der so nicht in vollem Umfang durchsetzbar

Der Atterseekreis war

damals ein geistiges Zentrum,

das die Politik der gesamten

FPÖ beeinflusst und

geformt hat.

1971 gab es dann die Entwicklung hin

zum Atterseekreis, an dem sich auch Rainer Pawkowicz

und Hilmar Kabas aus Wien beteiligt hatten, waren Sie

da auch dabei?

Herzog: Nein, das hat sich nicht so ergeben,

ich bin da außerhalb desselben geblieben.

Das war in erster Linie eine Angelegenheit von

Friedhelm Frischenschlager, Norbert Steger

und Helmut Krünes natürlich. Ich hatte mich

auf Wien konzentriert und dort relativ bald die

Obmannschaft im 6. Bezirk, Mariahilf übernommen.

Das wurde dann auch zur Bastion

in Wien, zusammen mit dem 15. Bezirk von

Pawkowicz und dem 12. von Madejsky. Damit

setzte sich auch schön langsam die neue Richtung

in der FPÖ Wien durch.

Kann man da schon von einer nachhaltigen Konsequenz

für die Wiener Landesgruppe sprechen?

Herzog: Ich glaube, das war einfach einmal

ein „Durchstarten“. Mit jungen neuen Leuten, die

auch mehr Engagement gezeigt haben. Es war

vielleicht nicht unbedingt inhaltlich eine andere

Positionierung, sondern einfach einmal ein anderes

Auftreten, auch eine andere Strahlung nach außen

aufgrund der Jugend der betroffenen Personen.

Broesigke war ja relativ lange Obmann von Wien

– auch noch, als er bereits lange im Nationalrat von

war. In Österreich waren, vielleicht im Unterschied

zu Deutschland, die liberalen Strukturen

traditionell so nicht gegeben. Das musste er damals

wohl einsehen.

Kann man sagen, dass Steger vom Atterseekreis her

Unterstützung bekam?

Herzog: Das war ganz sicher so. Der Atterseekreis

war damals ein geistiges Zentrum, das

die Politik der gesamten FPÖ beeinflusst und

geformt hat. Man kann auch guten Gewissens

sagen, dass der Atterseekreis Steger bei dem

Erringen der Bundesobmannschaft erheblich

geholfen hat.

Bei der Schaffung der ersten Regierung mit freiheitlicher

Beteiligung sind damals die beiden Wiener Gegenpole

Steger und Ofner in die Regierung gekommen.

Herzog: Ja, Ofner war ein ganz bedeutender

Justizminister. Er war vor allem programmatisch

ein ganz wesentlicher Mann. Er

hatte ja seinerzeit bereits an der Strafrechtsreform

von Christian Broda mitgearbeitet.

Es gab dann ja auch den Konflikt zwischen Steger

und Haider, der mittlerweile ja nach Kärnten gegangen

war. Habt Ihr da in Wien von dieser Auseinandersetzung

auch etwas mitbekommen?

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