An der blauen Donau - Die Freiheitlichen in Wien
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1990–2004
geschafft hatte, aber ein paar Jahre später war
es dann soweit.
Mit welchem Politiker gab es für Sie dann, nach
Hirnschall, in Wien den engsten Kontakt?
Kabas: Da muss man wohl vorausschicken,
dass ich nicht in der Gnade von Jörg Haider
gestanden bin. Ich hatte damals die Linie
vertreten, dass ein Ausscheiden aus dieser ersten
Regierung mit freiheitlicher Beteiligung eigentlich
ein Blödsinn war. Das heißt die Ablöse
von Norbert Steger hätte nach meinem Empfinden
nicht passieren dürfen. Das hatte mir
den „Bannfluch“ Haiders eingebracht, obwohl
wir davor und auch dann danach ein gutes Verhältnis
hatten. Dazu kam, dass ich mich auch
Steger vom Atterseekreis her verpflichtet gefühlt
habe. Haider hat dann dafür gesorgt, dass
ich 1986 aus dem Nationalrat geflogen bin.
Da stellt sich die Frage nach dem Finanzreferenten,
der Sie ja lange Zeit in Wien waren.
Kabas: Das war schon früher, das war bereits
1977/78. Das war keine Erfindung des
Pawkowicz, das ist schon älter, und es hat auch
nichts mit meinen Wechseln zwischen Gemeinderat
und Parlament zu tun.
Wie war ihrer Meinung nach die Beziehung, die Pawkowicz
zu dem scheinbar allmächtig gewordenen Haider
hatte?
Kabas: Also Pawkowicz hat mich fast
immer mitgenommen, wenn es zu einem Gespräch
mit Haider kam. Ich kann nur sagen,
dass diese von einer wechselseitigen Achtung
getragen waren. Auch Haider hatte bei Pawkowicz
ständig das Gefühl, dass er so leicht gegen
ihn nicht ankonnte. Er wusste, dass Pawkowicz
– im Unterschied von anderen in der Partei
Was dann in weiterer Folge zur Aufnahme
in den Wiener Gemeinderat geführt hat.
Kabas: Hirnschall war damals so
fair, dass er mir daraufhin angeboten
hatte, in den Gemeinderat zu kommen.
Ich war damals bereits Bezirksobmann
des 1. Bezirkes. Die Aktivität Hirnschalls
für mich ist also keineswegs mit
„Krampf“ erfolgt. Es hat damals aber
auch schon Rainer Pawkowicz mitgewirkt.
Er war eigentliche der erste aus
dem Kreis der Atterseer gewesen, der
in den Gemeinderat gekommen ist. Das war
bereits 1983. Bei meiner Bestellung 1987, wo
dann schon acht Mandatare einziehen konnten,
hatte Pawkowicz in meinem Fall sicher auch
schon etwas nachgeholfen.
Daraus hat sich dann offenbar auch Ihre Freundschaft
mit Rainer Pawkowicz entwickelt?
Kabas: Die gab es schon früher. Pawkowicz
war ja auch im Atterseekreis gewesen.
Die Abende dort mit ihm sind unvergessen.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie
er beispielsweise von seiner Ferialarbeit als
Leichtmatrose erzählt hat. Er ist damals mit
einem Donaudampfer, mit einem Frachtschiff,
zum Schwarzen Meer gefahren ist.
Oder auch seine Reisen nach Afghanistan
und in andere Gebiete Vorderasiens, alles das
waren Erzählungen, die unvergesslich geblieben
sind. Nicht zuletzt wegen seines umwerfenden
Humors. Das war aber auch schon die
nachfolgende Generation. Es war daher auch
logisch, dass Pawkowicz in Wien schließlich
Klubobmann und auch Landesparteiobmann
geworden ist. Hirnschall, den ich, wie gesagt,
auch sehr geschätzt hatte, wurde dann Landtagspräsident.
„
Auch Haider hatte bei
Pawkowicz ständig das Gefühl,
dass er so leicht gegen
ihn nicht ankonnte.
kein reiner Befehlsempfänger war. Und so hat
er sich ihm gegenüber auch verhalten. Pawkowicz
führte meistens die feine Klinge, und das
hat Haider sich dann auch gefallen lassen.
Rainer Pawkowicz, war dann wohl so etwas wie ein
politisches Vorbild für Sie?
Kabas: Das kann man durchaus sagen.
Was er gesagt und getan hat, hatte für mich
immer so viel Hand und Fuß, dass man kaum
widersprechen konnte. Es war auch stets ausgerichtet
auf das Allgemeinwohl, dass es leicht
war, es mitzutragen. Ich kann aber durchaus
auch sagen, dass Pawkowicz für mich so etwas
wie ein guter Freund war. Ich weiß nicht wie es
ihm diesbezüglich, ergangen ist. Ich habe ihn
eigentlich nie danach gefragt.
Schlimm muss es dann ja für Sie gekommen sein, als
Pawkowicz verstorben ist.
Kabas: Ja, das war schlimm, es war so, als
ob ein Bruder von mir verstorben wäre. Ich
musste das ja eine Zeitlang mitansehen. Er
hatte schon längere Zeit über Kopfschmerzen
geklagt, aber auch die beste Betreuung, durch
Professor Pendl etwa, konnte in seinem Fall
nicht mehr helfen.
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