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An der blauen Donau - Die Freiheitlichen in Wien

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1956–1990

sich nun endlich in Wien von der Spitze zurückziehen. Er machte damit

den Weg frei für Norbert Steger. Obwohl Landesparteiobmann war

Norbert Steger selbst niemals Mitglied des Wiener Gemeinderates. Seine

Ziele lagen eindeutig eine, ja eigentlich zwei Stufen höher. Wien war

dazu, mit Rückendeckung, des damals immer stärker werdenden Atterseekreises,

nur ein Mittel zum Zweck. So zeigte auch die Wahl zum Wiener

Landtag bzw. Gemeinderat 1978, wie gering dieser im Stellenwert

für Steger war. Die FPÖ verlor zwar 1,2 Prozent der Stimmen, Norbert

Steger als deren Landesparteiobmann wurde aber trotzdem nicht deren

Mitglied. Diese drei waren Erwin Hirnschall, Rainer Pawkoicz und

Holger Bauer. Als letzterer im Juni 1980 in den Nationalrat wechselte,

wurde er von Friedrich Kuchar in der FPÖ

Wien abgelöst. Alle Abgeordneten kamen über

Reststimmen in den Wiener Landtag, das heißt

über die Landesliste. Norbert Steger ihr Obmann

war nicht dabei. Gleiches geschah bei

Stegers zweiter Wien-Wahl 1983. Da wurde das

Ergebnis noch einmal schlechter. Dieses Mal

gingen von den mageren 6,5 Prozent nochmals

1,1 Prozent verloren, und, was noch viel stärker

schmerzte, das dritte Mandat war ebenfalls

weg. Im Wiener Landtag verblieben lediglich

Rainer Pawkowicz und der unerschütterliche

Erwin Hirnschall. Steger war zu diesem Zeitpunkt

nicht nur der Wien-Obmann, sondern

seit 1980 auch bereits als Nachfolger von Alexander

Götz, dem Bundesparteiobmann der

FPÖ im Gespräch. Er war 1970 in den Nationalrat

eingezogen und konnte nun in aller Ruhe

seine Machtinteressen verfolgen. Der Atterseekreis,

der ihn letzten Endes an die Spitze der Partei gehievt hatte, war

beim Wähler weniger beliebt.

Was parteiintern funktionierte, gelang bei den Wahlen nicht. Erst

nach einer Wahlrechtsreform Kreiskys 1984, die den Einzug in den

Nationalrat mit einem Stimmenanteil die unter 5 Prozent ermöglichte,

gelang Steger mit 4,98 Prozent 1983 der Wiedereinzug in Österreichs

oberstes Gesetzgebungsorgan. Eine sehr weise Voraussicht des Bundeskanzlers,

denn dadurch wurde ihm ermöglicht, auch nach dem Verlust

der absoluten Mehrheit 1983 das Heft in der Hand zu behalten. Der damals

gesundheitlich bereits schwer angeschlagene Bruno Kreisky überließ

das Regieren zwar seinem Wunschkandidaten Fred Sinowatz, stellte

ihm aber mit Norbert Steger als Vizekanzler die mit dem schlechtesten

Ergebnis aller Zeiten schwer angeschlagene FPÖ zur Seite.

Diese erste Koalition mit einer blauen Regierungsbeteiligung sollte

solange gut gehen, bis der seit 1976 als Landesparteisekretär von Kärnten

und seit 1983 als Landesparteiobmann fungierende Jörg Haider wieder

ins bundesparteipolitische Geschehen eingriff. Sinowatz hatte sich nach

der Wahlniederlage seines Kandidaten Kurt Steyrer bei der Bundespräsidentenwahl

im Juli 1986 zurückgezogen und seinem Finanzminister

Franz Vranitzky das Feld überlassen. Dieser kündigte die rot–blaue Koalition

auf, als Haider beim Bundesparteitag der FPÖ am 13. September

1986 in Innsbruck zum neuen Obmann der Bundes-FPÖ gewählt worden

war. Vranitzky schrieb Neuwahlen aus.

Diese erste

Koa lition mit einer blauen

Regierungsbeteiligung

sollte solange gut gehen,

bis Jörg Haider wieder ins

bundesparteipolitische

Geschehen eingriff.

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