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Der Parlamentarismus 81<br />

Ersichtlich war das Muster dieser Körperschaft in Eng-<br />

land, dem Lande der klassischen „Demokratie“, gelegen.<br />

Von dort übernahm man die ganze beglückende Anordnung<br />

und setzte sie so unverändert als möglich nach Wien.<br />

Im Abgeordneten- und Herrenhaus feierte das englische<br />

Zweikammersystem seine Wiederauferstehung. Nur die<br />

„Häuser“ selber waren etwas verschieden. Als Barry einst<br />

seinen Parlamentspalast aus den Fluten der Themse her-<br />

auswachsen ließ, da griff er in die Geschichte des britischen<br />

Weltreichs hinein und holte sich aus ihr den Schmuck für<br />

die 1200 Nischen, Konsolen und Säulen seines Prachtbaues<br />

heraus. In Bildwerk und Malerkunst wurde so das Haus<br />

der Lords und des Volkes zum Ruhmestempel der Nation.<br />

Hier kam die erste Schwierigkeit für Wien. Denn als<br />

derDäne Hansen die letzten Giebel am Marmorhaus der<br />

neuen Volksvertretung vollendet hatte, da blieb ihm<br />

auch zur Zierde nichts anderes übrig, als Entlehnungen<br />

bei der An- tike zu versuchen. Römische und griechische<br />

Staatsmänner und Philosophen verschönern nun dieses<br />

Theatergebäude der „westlichen Demokratie“, und<br />

in symbolischer Ironie ziehen über den zwei<br />

Häusern die Quadrigen nach den vier Himmelsrichtungen<br />

auseinander, auf solche Art dem da- maligen Treiben<br />

im Innern auch nach außen den besten<br />

Ausdruck verleihend.<br />

Die „Nationalitäten“ hatten es sich als Beleidigung und<br />

Provokation verbeten, daß in diesem Werke<br />

österreichischeGeschichte verherrlicht würde, so wie man im<br />

Reiche selbst ja auch erst unter dem Donner der<br />

Weltkriegsschlachten wagte, den Wallotschen Bau des<br />

Reichstags durch Inschrift dem deutschen Volke zu weihen.<br />

Als ich, noch nicht zwanzig Jahre alt, zum erstem Malein<br />

den Prachtbau am Franzensring ging, um als Zuschauer und<br />

Hörer einer Sitzung des Abgeordnetenhauses beizu-<br />

wohnen, ward ich von den wide rstrebendsten Gefühlen er-<br />

faßt.<br />

Ich hatte schon von jeher das Parlament gehaßt, jedoch<br />

durchaus nicht als Institution an sich. Im Gegenteil, als<br />

freiheitlich empfindender Mens ch konnte ich mir eine andere

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