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636 Bundes- oder Einheitsstaat?<br />

oder sie waren unter dem Druck der preußischen<br />

Übermachteinfach genommen worden. Allerdings ging<br />

Bismarck dabei nicht von dem Grundsatz aus, dem Reiche<br />

zu geben, was den einzelnen Staaten nur irgend<br />

genommen werden konnte, sondern von den<br />

Einzelstaaten nur abzuverlangen, was das Reich unbedingt<br />

brauchte. Ein ebenso gemäßigter wie weiser Grundsatz, der<br />

auf der einen Seite auf Gewohn- heit und Tradition die<br />

höchste Rücksicht nahm und auf der anderen dadurch von<br />

vornherein dem neuen Reich ein großes Maß von<br />

Liebe und freudiger Mitarbeit sicherte. Es ist aber<br />

grundfalsch, diesen Entschluß Bismarcks etwa seiner<br />

Überzeugung zuzuschreiben, daß damit das Reich für<br />

alleZeit genügend an Hoheitsrechten besäße. Diese<br />

Überzeugunghatte Bismarck keineswegs; imGegenteil,<br />

er wollte nur der Zukunft überlassen, was im<br />

Augenblick schwer durch- zuführen und zu ertragen<br />

gewesen wäre. Er hoffte auf die langsam ausgleichende<br />

Wirkung der Zeit und auf den Druck der Entwicklung an<br />

sich, der er auf die Dauer mehr Kraft zutraute als einem<br />

Versuch, die augenblicklichen Wider- stände der<br />

einzelnen Staaten sofort zu brechen. Er hat da- mit die<br />

Größe seiner staatsmännischen Kunst gezeigt und<br />

am besten bewiesen. Denn in Wirklichkeit ist die Souve-<br />

ränität des Reiches dauernd auf Kosten der Souveränität<br />

der einzelnen Staaten gestiegen. Die Zeit hat erfüllt, was<br />

Bismarck sich von ihr erhoffte.<br />

Mit dem deutschen Zusammenbruch und der Vernichtung<br />

der monarchischen Staatsform ist diese Entwicklung zwangs-<br />

läufig beschleunigt worden. Denn da die einzelnen deut-<br />

schen Staaten ihr Dasein weniger stammesmäßigen Unter-<br />

lagen als rein politischen Ursachen zuzuschreiben hatten,<br />

mußte die Bedeutung dieser Einzelstaaten in dem Augen-<br />

blick in ein Nichts zusammensinken, in dem die wesentlichste<br />

Verkörperung der politischen Entwicklung dieser Staaten,<br />

d i e m o n a r c h i s c h e S t a a t s f o r m u n d i h r e<br />

D y n a s t i e n , ausgeschaltet wurden. Eine ganze Anzahl<br />

dieser „Staatsgebilde“ verlo r dadurch so sehr jeglichen<br />

inneren Halt, daß sie damit von selbst auf ein weiteres<br />

Dasein Verzicht leisteten und sich aus reinen Zweckmäßig-

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