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Psychologische Bedingungen der Redewirkung 531<br />

geworden, verließ ich die Versammlung. Proben, die ich<br />

später in gleicher Art unt ernahm, führten zu demselben<br />

Ergebnis.<br />

Dies darf einen nicht wundernehmen. Man gehe in eine<br />

Theatervorstellung und besehe sich ein Stück nachmittags<br />

drei Uhr und das gleiche Stück in gleicher Besetzung abends<br />

acht Uhr, und man wird erstaunt sein über die Verschieden-<br />

artigkeit der Wirkung und des Eindrucks. Ein Mensch mit<br />

feinem Gefühl und der Fähigke it, sich selbst über diese<br />

Stimmung Klarheit zu verschaffen, wird ohne weiteres<br />

feststellen können, daß der Eindruck der Vorführung nach-<br />

mittags kein so großer ist wie der abends. Selbst für ein<br />

Kinostück gilt die gleiche Feststellung. Wichtig ist dies deshalb,<br />

weil man beim Theater sagen könnte, daß<br />

vielleichtder Schauspieler nachmittags sich nicht so müht wie<br />

abends. Der Film jedoch ist nachmittags kein anderer als<br />

um neun Uhr abends. Nein, die Zeit selbst übt hier eine<br />

bestimmte Wirkung aus, genau so wie auf mich der<br />

Raum. Es gibt Räume, die auch kalt lassen<br />

aus Gründen, die man nur schwer erkennt, die jeder<br />

Erzeugung von Stimmung irgend- wie heftigsten Widerstand<br />

entgegensetzen. Auch traditionelle Erinnerungen und<br />

Vorstellungen, die im Menschen vor- handen sind,<br />

vermögen einen Eindruck maßgebend zu be- stimmen.So<br />

wird eine „Parsifal“-Aufführung in Bayreuth<br />

stets anders wirken als an irgendeiner anderen Stelle der<br />

Welt. Der geheimnisvolle Zauber des Hauses auf dem<br />

Festspielhügel der alten Ma rkgrafenstadt kann nicht durch<br />

Äußeres ersetzt oder auch nur eingeholt werden.<br />

In allen diesen Fällen handelt es sich um Beeinträchti-<br />

gungen der Willensfreiheit des Menschen. Am meisten gilt<br />

dies natürlich für Versammlungen, in die an sich Menschen<br />

von gegenteiliger Willenseinstellung kommen, und die nun-<br />

mehr einem neuen Wollen gewonnen werden müssen. Mor-<br />

gens und selbst tagsüber scheinen die willensmäßigen<br />

Kräfte der Menschen sich noch in höchster Energie gegen<br />

den Versuch der Aufzwingung eines fremden Willens und<br />

einer fremden <strong>Mein</strong>ung zu sträuben. Abends dagegen<br />

unterliegen sie leichter der beherrschenden Kraft eines stär-

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