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(1) Soziokulturelle Differenzen in Ost- und West<strong>de</strong>utschland<br />

In unserem Forschungsprojekt wer<strong>de</strong>n vier Untersuchungsregionen, davon<br />

jeweils zwei in <strong>de</strong>n neuen und <strong>de</strong>n alten Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn, einbezogen. Wir<br />

gehen davon aus, dass sozio-kulturelle Unterschie<strong>de</strong> einen wesentlichen Ein-<br />

fluss auf die Differenzen in <strong>de</strong>n lokalen Governance-Strukturen haben. Die<br />

jahrzehntelange Systemdifferenz zwischen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland<br />

und <strong>de</strong>r DDR bis 1990 hat nicht nur zu institutionellen und strukturellen, son-<br />

<strong>de</strong>rn auch zu sozio-kulturellen Differenzen geführt. Diese sozio-kulturellen<br />

Unterschie<strong>de</strong> lassen sich vor allem an drei Aspekten festmachen, wie sie in<br />

<strong>de</strong>r nachstehen<strong>de</strong>n Tabelle gegenübergestellt sind: am Typ <strong>de</strong>s Wohlfahrts-<br />

Mix, am Grad <strong>de</strong>r Milieubindung und an <strong>de</strong>r Stärke <strong>de</strong>r Zivilgesellschaft.<br />

Ost<strong>de</strong>utschland West<strong>de</strong>utschland<br />

neu etablierter Wohlfahrtsmix traditionell etablierter Wohlfahrtsmix<br />

schwache Milieubindung starke Milieubindung<br />

schwache Zivilgesellschaft starke Zivilgesellschaft<br />

Tabelle 2: Sozio-kulturelle Einflussfaktoren auf die Stärke lokaler Netzwerke<br />

Mit <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvereinigung wur<strong>de</strong>n die wohlfahrtsstaatlichen Grundprin-<br />

zipien <strong>de</strong>r alten auf die neuen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r übertragen. In <strong>de</strong>n alten Bun<strong>de</strong>s-<br />

län<strong>de</strong>rn hatte sich ein Wohlfahrtsmix entwickelt, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m „Subsidiaritäts-<br />

prinzip“ beruhte. Dieser gab <strong>de</strong>r Familie und <strong>de</strong>n Wohlfahrtsverbän<strong>de</strong>n eine<br />

zentrale Rolle bei <strong>de</strong>r Erbringung sozialer Dienstleistungen (vgl. Evers/Olk<br />

1996). In <strong>de</strong>r DDR wur<strong>de</strong> die Betreuung und Versorgung älterer Menschen,<br />

soweit diese Aufgaben nicht von <strong>de</strong>r Familie übernommen wur<strong>de</strong>n, im We-<br />

sentlichen durch staatliche Leistungen und Institutionen abge<strong>de</strong>ckt. Darüber<br />

hinaus wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r zentralistisch strukturierte Staatsaufbau auch hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Gestaltungsspielräume auf <strong>de</strong>r lokalen Ebene <strong>de</strong>utlich. Eine kommunale<br />

Sozialpolitik existierte nicht, so war auch die Netzwerkbildung auf <strong>de</strong>r loka-<br />

len Ebene staatlich nicht erwünscht und wur<strong>de</strong> nicht als notwendig erachtet<br />

(vgl. Backhaus-Maul/Olk 1993; Angerhausen u. a. 1996). Das zeigt einmal<br />

mehr, dass eine Artikulation von Interessen und Bedürfnissen auf lokaler<br />

Ebene nur sehr begrenzt möglich war und Handlungsspielräume auf <strong>de</strong>r<br />

kommunalen Ebene eingeschränkt wur<strong>de</strong>n (vgl.: Olk 1996; Angerhausen u. a.<br />

1996). Die Selbstorganisation wur<strong>de</strong> durch die Zentralstaatlichkeit aufgehoben.<br />

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