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schwachen institutionellen Einbindung, da sie lediglich als Teilnahmebeitrag<br />
für einen Wettbewerb produziert wur<strong>de</strong>n, eine bin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kraft für die weitere<br />
Ausrichtung <strong>de</strong>s Stadtumbaus Ost und für die Stadtentwicklung haben sie<br />
dadurch nicht: „Das be<strong>de</strong>utet, dass nach Abschluss <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>swettbewerbs<br />
das Integrierte Stadtentwicklungskonzept oft nicht weiter vervollkommnet<br />
wur<strong>de</strong>, vermutlich vielerorts in Schubla<strong>de</strong>n verschwun<strong>de</strong>n ist und nicht die<br />
Rolle spielt, die ihm zugedacht ist, nämlich ein ständig fortzuschreiben<strong>de</strong>s<br />
und qualifiziertes Instrument <strong>de</strong>r Stadtpolitik zu sein.“ (a. a. O., 35). Mit <strong>de</strong>r<br />
Governance-Theorie lässt sich das „Stadtumbau Ost“-Programm als eine<br />
Politikverän<strong>de</strong>rung verstehen, bei <strong>de</strong>r wichtigste Lebensbereiche <strong>de</strong>s Bürgers,<br />
das direkte Wohnumfeld, sein Ort und Art und Weise <strong>de</strong>s Wohnens nicht<br />
im Rahmen <strong>de</strong>r bereits vorhan<strong>de</strong>nen Institutionenlandschaft von Kommunen<br />
geregelt wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn durch eine massive Intervention <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s, bei<br />
<strong>de</strong>r das Netzwerk von Wohnungswirtschaft und <strong>de</strong>n „Chefs <strong>de</strong>r Stadt“ einen<br />
neuen Steuerungsmodus einführt. Hierbei wer<strong>de</strong>n bis dahin existieren<strong>de</strong> politische<br />
Steuerungsprinzipien, wie Öffentlichkeit, Kritikmöglichkeit, direkte<br />
Beteiligung, Abwägung differenzierter Interessen und langfristige kommunale<br />
holistische Planung zugunsten einer einseitigen wohnungswirtschaftlichen<br />
Perspektive verdrängt.<br />
In Anbetracht <strong>de</strong>r, wie oben dargestellt, vorhan<strong>de</strong>nen individualisiertendiskursiven<br />
Steuerung durch <strong>de</strong>n DDR-Städtebau schließen „Stadtumbau<br />
Ost“ und „Schrumpfen<strong>de</strong> Städte“ an diese nahtlos an und berücksichtigen<br />
nicht die durch Wegzug und soziale Anomie sichtbare Unzufrie<strong>de</strong>nheit mit<br />
dieser Politik. Die herbeigesehnte Inwertsetzung <strong>de</strong>s Bürgers fin<strong>de</strong>t nicht<br />
statt, son<strong>de</strong>rn wird durch eine kulturelle Kompensationsstrategie ersetzt, die<br />
unter <strong>de</strong>m Legitimationsdiskurs <strong>de</strong>s „Schrumpfens“ verharrt: „Wir befin<strong>de</strong>n<br />
uns erst am Anfang eines langen Weges. Stadtumbau ist eine wichtige,<br />
längerfristig angelegte, neue Aufgabe. Die Bevölkerung schrumpft. Man wird<br />
das nur teilweise durch Zuwan<strong>de</strong>rung ausgleichen können“, wird apodiktischprospektiv<br />
vorgegeben (a. a. O, 9). Die Botschaft heißt: Schrumpfung ist nicht<br />
verän<strong>de</strong>rlich, sie ist schlimm, muss ausgeglichen wer<strong>de</strong>n. Der Stadtumbau<br />
Ost schafft die politisch-administrative Governance-Ebene als eine nicht-reflektierbare<br />
Verän<strong>de</strong>rung politischer Steuerung eines komplexen gesellschaftlichen<br />
Prozesses, in<strong>de</strong>m er alternative Interventionsmöglichkeiten, vor allem<br />
aber die bestehen<strong>de</strong> Individualisierungsproblematik unreflektiert lässt. An<br />
dieser Stelle schließt das Projekt <strong>de</strong>r Kulturstiftung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s in Kooperati-<br />
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