Dokument 1.pdf - hb.fh-muenster.de
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sich darauf grün<strong>de</strong>t, dass die in ihnen han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Individuen über bestimmte<br />
Wertvorstellungen, Einstellungen und Interessen verfügen, die sich nur sehr<br />
langsam verän<strong>de</strong>rn lassen. So kommt es, dass selbst ein kumulativer Effekt<br />
von Forschungsbefun<strong>de</strong>n in bestimmten Bereichen (prominentes Beispiel<br />
ist die Bildungspolitik) nur sehr allmählich die Problemsicht <strong>de</strong>r politischen<br />
Entschei<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Öffentlichkeit modifiziert o<strong>de</strong>r auch gar nicht …<br />
An zwei Beispielen möchte ich dies im Anschluss in Bezug auf die Struk-<br />
turen <strong>de</strong>r kommunalen Jugendhilfe ver<strong>de</strong>utlichen.<br />
Doch welcher Governance-Begriff wird zugrun<strong>de</strong> gelegt?<br />
Eine relativ sichere Erkenntnis im Rahmen <strong>de</strong>r Gesamt<strong>de</strong>batte um Gover-<br />
nance-Konzepte, -Theorien und -Begriffe ist die, dass es drei zentrale Ebenen<br />
und davon abgeleitet entsprechen<strong>de</strong> Begriffsverwendungen gibt.<br />
(1) Zunächst, und dies stellt m. E. die häufigste Begriffsverwendung dar,<br />
be<strong>de</strong>utet Governance eine verän<strong>de</strong>rte Perspektive auf politische Steue-<br />
rungsprozesse. Damit ist zunächst allgemein eine neue Sichtweise auf<br />
<strong>de</strong>n Prozess <strong>de</strong>r politischen Steuerung gekennzeichnet. Gleichzeitig wird<br />
in diesem Kontext ein nachhaltiger Paradigmenwechsel innerhalb <strong>de</strong>r<br />
steuerungstheoretischen Diskussion markiert. Es geht nicht mehr um die<br />
Betrachtung kausal-hierarchischer Steuerungsverläufe z. B. im Sinne von<br />
klassischen Planungsmo<strong>de</strong>llen o<strong>de</strong>r Politik-Zyklus-Mo<strong>de</strong>llen. Vielmehr<br />
stehen die Inter<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nzen verschie<strong>de</strong>ner Akteure/Systeme entlang <strong>de</strong>s<br />
Steuerungsprozesses im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Betrachtung. Die Politikwissenschaft<br />
löst sich damit von ihrer traditionellen „Staatsfixierung“. Damit ist<br />
aber noch keine Aussage darüber getroffen, ob sich die politische Steuerung<br />
im Zeitablauf auch tatsächlich inhaltlich verän<strong>de</strong>rt hat (vgl. Bogumil<br />
2003).<br />
(2) Darauf zielt aber die zweite prominente Form <strong>de</strong>r Begriffsverwendung<br />
ab: Governance wird als neue Steuerungsform gesehen. Es wer<strong>de</strong>n<br />
tatsächlich stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> inhaltliche Verän<strong>de</strong>rungen politischer Steuerungsprozesse<br />
beschrieben. Diese beinhalten im Kern eine Zunahme<br />
von interorganisatorischer Kooperation und Koordination und daraus<br />
resultieren<strong>de</strong> neue Formen von Steuerungsmodi, die im Wesentlichen<br />
durch verhandlungsförmige Entscheidungsprozesse unter Einbezug <strong>de</strong>r<br />
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