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ent<strong>de</strong>cken (Sahner 1995), aber keine <strong>de</strong>utlichen Evolutionen: Während ein<br />
weit fortgeschrittener Prozess <strong>de</strong>r administrativ-politischen Transformation<br />
(Wollmann 2001) und <strong>de</strong>r ökonomischen Verän<strong>de</strong>rungen beschrieben wer<strong>de</strong>n<br />
kann und vor allem am Anfang <strong>de</strong>r Forschung im Vor<strong>de</strong>rgrund gestan<strong>de</strong>n hat<br />
– so wird inzwischen bezweifelt, ob <strong>de</strong>r Transformationsprozess überhaupt<br />
als sozialer Wan<strong>de</strong>l betrachtet wer<strong>de</strong>n kann, o<strong>de</strong>r ob es sich nicht vielmehr<br />
um „grundsätzliche Verän<strong>de</strong>rungen von politischen und wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen“ (Kaase/Lepsius 2001, 359) han<strong>de</strong>le. Soziale wie<br />
psychologische Kategorien fin<strong>de</strong>n nun die Aufmerksamkeit <strong>de</strong>r Transformati-<br />
onsforschung, wo diese traditionell außen vor geblieben wären, etwa bei <strong>de</strong>r<br />
Analyse <strong>de</strong>r „nichttechnischen Innovationsprobleme bei <strong>de</strong>r ost<strong>de</strong>utschen<br />
Produktionsmo<strong>de</strong>rnisierung“ (Schmidt 2001, S. 181 ff.). Auch die Analyse<br />
<strong>de</strong>r „Regionalpartei“ PDS im ost<strong>de</strong>utschen Parteiensystem (Nie<strong>de</strong>rmayer<br />
2001), einer Spaltung <strong>de</strong>r politischen Gesellschaft hinsichtlich <strong>de</strong>s Vertrauens<br />
in die Institutionen (Gabriel 2001) sowie <strong>de</strong>r Arbeitsmarktentwicklung (Lutz/<br />
Grünert 2001) weisen auf Transformationsaspekte, die sich einerseits nicht<br />
durch einen linearen Entwicklungsprozess erklären lassen, wie an<strong>de</strong>rerseits<br />
die Be<strong>de</strong>utung einer hinreichen<strong>de</strong>n theoretischen Würdigung sozio-ökonomischer<br />
wie sozio-politischer Prozesse unterstrichen wird. Die subjektive<br />
Verarbeitung <strong>de</strong>r Transformation richtet sich dabei an einem subjektiven<br />
Evaluationsprozess aus. Die mo<strong>de</strong>rnisierungstheoretische Transformationsforschung<br />
unterstellt hier die Annahme, dass eine Leistungssteigerung <strong>de</strong>r<br />
Sozialstruktur mit objektivierbarem Gratifikationsplus die psychologische<br />
Bilanz <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rvereinigung für die Ost<strong>de</strong>utschen bestimme, und lässt<br />
an<strong>de</strong>re Prozesse sozialpsychologischer Art unbetrachtet (Geißler 2000).<br />
Statt<strong>de</strong>ssen wäre eine Verortung <strong>de</strong>s Prozesses im ökonomischen, politischen<br />
wie kognitiven Koordinatensystems vorzunehmen, bei <strong>de</strong>m die Be<strong>de</strong>utung<br />
von Zirkeln von transformationsbezogener Erwartungsbildung und Erwartungsenttäuschung<br />
betont und eine „in sozialintegrativer Hinsicht ungünstige<br />
Konstellation“ (Wiesenthal 1995, 100) konstatiert wer<strong>de</strong>n muss. Thematisiert<br />
wird die Entstehung einer „ost<strong>de</strong>utschen I<strong>de</strong>ntität“ in Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit<br />
<strong>de</strong>r west<strong>de</strong>utschen Gesellschaft, <strong>de</strong>ren „Siegermentalität“ (Maaz 1995) eine<br />
Kolonialisierung bewirke und <strong>de</strong>shalb eine <strong>de</strong>fensive „Ethnisierung“ zur<br />
Folge habe (Brie 1994). Eine gefährliche „Selbstausgrenzung“ wer<strong>de</strong> sichtbar,<br />
bei <strong>de</strong>r die „Ost<strong>de</strong>utschen“ allerdings nicht, nach ihrem Meinungsbild,<br />
als monolithischer Block zu betrachten sind (Winkler 1999). Zu kurz greift<br />
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