Dokument 1.pdf - hb.fh-muenster.de
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An<strong>de</strong>rerseits scheint bei <strong>de</strong>n Jugendlichen ein Wertewan<strong>de</strong>l nachvollzogen zu<br />
wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n älteren Kohorten schwerer fällt (Schnabel/Baumert/Roe<strong>de</strong>r<br />
1994), und verfügten sie für ihre Bildungskarrieren durch kontinuierliche<br />
Erziehungsstile über große Bewältigungsressourcen (Hormuth 2001), wo-<br />
durch sich ein eklatanter Wi<strong>de</strong>rspruch zwischen Werten, Schulbildung und<br />
Sozialisationserfahrung ergebe. Insgesamt zeichne sich ein psychosozialer<br />
Transformationsprozess auf hohem psychologischem Kostenniveau ab, <strong>de</strong>r als<br />
klassischer Wi<strong>de</strong>rspruch zwischen individueller Freiheit und sozialer Bin-<br />
dung erlebt wer<strong>de</strong> (Reis et al. 2000). Dabei scheint die Dimension <strong>de</strong>r „all-<br />
täglichen Lebensführung“ als ein Korrektiv zwischen sozialstrukturellen<br />
Benachteiligungen zu wirken o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>renfalls gegenüber <strong>de</strong>r Durchschlags-<br />
kraft von sozialstrukturellen Rahmenbedingungen zu versagen (Weihrich<br />
1998, 475 ff.). An <strong>de</strong>n gesamtgesellschaftlichen Transformationsprozess<br />
angebun<strong>de</strong>n, rekonstruiert Hradil die „subjektive Mo<strong>de</strong>rnisierung“, bei <strong>de</strong>r er<br />
unterschiedliche „subjektive Mo<strong>de</strong>rnisierungslücken“ in Ost und West ausmacht.<br />
Milieus funktionierten meso-soziologisch als Transmissionsebene:<br />
Größere traditionelle Milieus, von <strong>de</strong>r „Individualisierung“ unberührte<br />
ländliche Gegen<strong>de</strong>n und häuslich-beschei<strong>de</strong>ne Lebensstile stehen gegenüber<br />
beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r post-industrialisierten Gesellschaft wie<strong>de</strong>r aufgewerteten<br />
gemeinschaftsbezogenen Einstellungen, einer Chaos-Mentalität und <strong>de</strong>r<br />
Nutzung von ökonomischen und privaten Netzwerken (Hradil 1996). Doch<br />
gegen eine sich nur auf Ost-West-Unterschie<strong>de</strong> stützen<strong>de</strong> subjektive Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />
sind Vorbehalte zu machen, da etwa Zufrie<strong>de</strong>nheits- und Unfairness-<br />
Erfahrungen stärker durch <strong>de</strong>n beruflichen Status <strong>de</strong>terminiert wer<strong>de</strong>n<br />
(Bierhoff 1999). Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Beschäftigungsverhältnisse und <strong>de</strong>r<br />
Arbeit(-swelt) kommen stärker zum Tragen (Pankoke 2001). Die Arbeitslosigkeit<br />
wer<strong>de</strong> nicht von allen als Desintegration erfahren (Hahn 1999). Zu<br />
koppeln wären diese Befun<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n milieutheoretischen Ansatz, <strong>de</strong>r sich<br />
mit <strong>de</strong>n transformationsbedingten Makro-Strukturverän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Berufsund<br />
Einkommensverläufe (Mathwig/Habich 1997) und <strong>de</strong>r Mobilität sozialer<br />
Lagen (Berger-Schmitt 1997) auseinan<strong>de</strong>rsetzt. Müller/Hofmann/Rink zeigen<br />
einen historischen Milieuwan<strong>de</strong>l auf, <strong>de</strong>r die spezifischen historischen Bedingungskonstellationen<br />
(Verwerfungen <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges; Herausbildung<br />
<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnisierten Sozialmilieus seit <strong>de</strong>n 70er Jahren; gegenwärtiger Transformationsprozess)<br />
in Verbindung mit sozio-politischen makroskopischen<br />
Verän<strong>de</strong>rungen (1997) bringt. Obwohl von <strong>de</strong>n Autoren eine Polarisierung,<br />
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