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mo<strong>de</strong>rn erfahrenen Wohnungen. 1974 stieg die Zahl <strong>de</strong>r Einwohner bis auf<br />

70.000 Personen in 21.000 Wohnungen. Der Zentralausschuss <strong>de</strong>r sozialisti-<br />

schen Partei entschied, in Halle-Neustadt weitere 30.000 Einwohner unterzu-<br />

bringen und sukzessive bis 1980 weiter zu vergrößern. Der Ausbau nach 1971<br />

war ein Teil <strong>de</strong>r nationalen Wohnungspolitik <strong>de</strong>s Honecker-Regimes, um die<br />

allgemeine Wohnungsnot in <strong>de</strong>r DDR mit Hilfe <strong>de</strong>r vorfabrizierten Hochhäu-<br />

ser zu lösen.<br />

In einem Buch, das mit <strong>de</strong>r Widmung an die sozialistische Revolution<br />

eingeleitet wird, wur<strong>de</strong> die Geschichte von Halle-Neustadt von einer an-<br />

onymen Kollektivgruppe von Autoren beschrieben (Halle-Neustadt 1972,<br />

133). In ihrem Kapitel über Gemeinschaftsbeziehungen verweisen sie auf die<br />

Gestaltung im Geiste einer sozialistischen architektonischen und städtischen<br />

Philosophie. Die „Nac<strong>hb</strong>arschaft“ wur<strong>de</strong> als ein bürgerliches Konzept gese-<br />

hen, das ein Zurück zur Kleinstadt beinhalte und das es zu überwin<strong>de</strong>n gelte.<br />

Nac<strong>hb</strong>arschaftliches Zusammenleben wird hier auf Bürgertum zurückge-<br />

führt, das in seiner kapitalistischen Ausformung gescheitert sei. Die Autoren<br />

argumentieren, dass Menschen in einer sozialistischen Gesellschaft, in <strong>de</strong>r<br />

ja die Intelligenz <strong>de</strong>s Einzelnen zunehme, aufgrund von sich entwickeln<strong>de</strong>n,<br />

unterschiedlichen kulturellen Interessen weniger eng zusammenleben wol-<br />

len. Entsprechend marxistischen Theorien ist eine höhere Konzentration von<br />

Bewohnern in einer Zeit, in <strong>de</strong>r das Gesetz <strong>de</strong>r (kapitalistischen) Volkswirt-<br />

schaft vorherrsche, unvermeidbar. Sozialistische städtische Planung soll es<br />

folglich als eine ethische Aufgabe sehen, Bewusstsein bei <strong>de</strong>n Bewohnen zu<br />

schaffen, damit gemäß <strong>de</strong>r sozialistischen Notwendigkeiten im Allgemeinen<br />

gelebt wer<strong>de</strong>, und sich um ein <strong>de</strong>mentsprechen<strong>de</strong>s „Klima“ zu kümmern.<br />

Ein allgemeines pädagogisches Programm, mit <strong>de</strong>m „Verantwortlichkeit“<br />

ausgebil<strong>de</strong>t, die ästhetischen Gefühle und das Sachwissen vermittelt wer<strong>de</strong>n<br />

sollten, wur<strong>de</strong> entworfen, <strong>de</strong>m die städtische Planung von Halle-Neustadt<br />

folgen sollte. Der Wert <strong>de</strong>s Zentrums wur<strong>de</strong> in dieser halbamtlichen Deu-<br />

tung <strong>de</strong>r sozialistischen Planung für Halle-Neustadt unterstrichen, die als<br />

„sozialistisch vorbildliche Stadt“ gesehen wird (179). Das Stadtzentrum von<br />

Halle-Neustadt wur<strong>de</strong> als entschei<strong>de</strong>nd für die städtische Struktur und als ein<br />

Konzentrationspunkt für das Leben <strong>de</strong>r Bewohner im Allgemeinen gese-<br />

hen (135). Die Autoren weigern sich, mögliche Alternativen zu dieser I<strong>de</strong>e<br />

zu besprechen. Dieses wird offensichtlich, wenn sie die I<strong>de</strong>e von Gemein-<br />

schaftsräumen in <strong>de</strong>n Wohnkomplexen ablehnen, dies mit <strong>de</strong>m Argument,<br />

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