Dokument 1.pdf - hb.fh-muenster.de
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se führen, in <strong>de</strong>r sich die verän<strong>de</strong>rten Beziehungen zwischen Gesellschaft<br />
und Politik auf <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>r Letztgenannten untersuchen lassen. Sie kommt<br />
allerdings nicht ohne eine Einbeziehung <strong>de</strong>r Interferenzen, Interaktionen und<br />
Inter<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nzen zwischen <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Subsystemen <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />
aus, von <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Staat und <strong>de</strong>r Markt die wichtigsten sind (Jessop 1998).<br />
Grundlage <strong>de</strong>r Analyse ist eine Schärfung <strong>de</strong>r Definition <strong>de</strong>s Betrachtungsgegenstan<strong>de</strong>s,<br />
<strong>de</strong>r die Perspektive auf die verschie<strong>de</strong>nen Relationen zwischen<br />
Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf eine Ebene stellt. Hierzu wur<strong>de</strong> mit<br />
Rückgriff auf die ökonomische Herkunftsgeschichte <strong>de</strong>r Governance-Theorie<br />
auch in <strong>de</strong>r politologischen Debatte <strong>de</strong>r Ansatz eines Neo-Institutionalismus<br />
herangezogen (Voigt 2002). Als Quintessenz dieses Theorietransfers wur<strong>de</strong><br />
festgehalten, dass Steuerung und Regulierung als Vorgänge von Institutionen<br />
zu betrachten sind, die sich dazu vielfältige direkter und indirekter Formen<br />
<strong>de</strong>r Beeinflussung bedienen können. Damit schließt <strong>de</strong>r angelsächsische<br />
Governance-Begriff an eine <strong>de</strong>utsche Theoretisierung von Steuerungsfähigkeit<br />
politischer Institutionen an, die bereits in <strong>de</strong>n neunziger Jahren intensiv<br />
geführt wor<strong>de</strong>n war, wenn auch unter an<strong>de</strong>ren Vorzeichen und mit an<strong>de</strong>ren<br />
theoretischen Referenzhintergrün<strong>de</strong>n. Gesellschaftliche Ausdifferenzierung,<br />
Verhandlungsprozesse, organisierte Selbstregelung und politische Interventionen<br />
fin<strong>de</strong>n in einem vielschichtigen Umfeld statt (vgl. etwa Mayntz 1996).<br />
Hierbei wird im Allgemeinen davon ausgegangen, dass sich heutige Steuerungsformen<br />
größerer gesellschaftlicher Komplexität, stärkeren Entwicklungsdynamiken<br />
und erhöhter Diversität <strong>de</strong>r Akteure zu stellen haben (vgl.<br />
Kooiman 1999). Dadurch wer<strong>de</strong> die funktionale Aufgabenteilung politischer<br />
Organisationen fragwürdig und erfor<strong>de</strong>rt an<strong>de</strong>re Steuerungskonzepte. Mithin<br />
lässt sich die Governance-Debatte also als eine doppelt ausgerichtete politologische<br />
Theoretisierung verstehen, in <strong>de</strong>r es einerseits um eine auf <strong>de</strong>n allgemeinen<br />
gesellschaftlichen Organisationswan<strong>de</strong>l, initiativ in <strong>de</strong>r politischen<br />
Ökonomie/Wirtschaftswissenschaften, zielen<strong>de</strong> Analyse verän<strong>de</strong>rter Sozialbeziehungen<br />
und <strong>de</strong>ren institutionelle Einbettung geht (hier wird Governance<br />
als Policy-Forschung anschlussfähig), an<strong>de</strong>rerseits ist ihr Fokus zum Teil<br />
begrenzter und stehen die neueren Steuerungsformen im Mittelpunkt <strong>de</strong>s<br />
Forschungsinteresses (mit Anschluss an politics/policies-orientierter Politikwissenschaften).<br />
Letztere Ausrichtung hat sich durch <strong>de</strong>n schlagwortartigen<br />
Übergang von „Government zu Governance“ Gewicht verschafft und Governance<br />
zum Teil mit <strong>de</strong>m Regieren durch netzwerkartige Steuerungsformen<br />
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