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Diese verklären<strong>de</strong> Perspektive auf das Leben in ost<strong>de</strong>utsche Großsied-<br />

lungen wie in Halle-Neustadt ist durch eine Analyse <strong>de</strong>r Sozialbeziehungen<br />

zu ersetzen. Wenngleich die sozialen Netzwerke, die sich über die Betriebe<br />

und <strong>de</strong>m Arbeitsleben insgesamt – formell wie informell – organisierten, als<br />

„zweite Heimat” empfun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n konnten (Nawroth/Kullmann 1993),<br />

spielten diese für Aktivitäten außerhalb <strong>de</strong>s Arbeitsplatzes eine geringe Rolle<br />

(Diewald 1995). Wenig persönliche Teilnahme ermöglichten die nac<strong>hb</strong>ar-<br />

schaftlich organisierten sozialen und kulturellen Organisationen und Veran-<br />

staltungen, die von einem hohen Maß an sozialer Kontrolle gekennzeichnet<br />

waren (Schlesinger 1994) und eine Integrationswirkung auf das Sozialmilieu<br />

hatten (Harth/Herlyn 1996, 158). Die Bindungen an <strong>de</strong>n direkten Wohnort<br />

entwickelten sich aber <strong>de</strong>nnoch eher nicht auf <strong>de</strong>r Grundlage von persön-<br />

lichen Beziehungen zwischen <strong>de</strong>n Bewohnern (Harth 1994). Es verbleibt<br />

darauf hinzuweisen, dass in <strong>de</strong>r Stadt <strong>de</strong>r DDR die Familienban<strong>de</strong> entschei-<br />

<strong>de</strong>nd waren (Diewald 1991). Die Stabilität in <strong>de</strong>n Beziehungen reflektiert eine<br />

gesamtgesellschaftliche „Langsamkeit“ in <strong>de</strong>n sozialen Bewegungen (Weiske<br />

1996), weswegen auch die Verhaftung an <strong>de</strong>n Ort – vermittelt durch geringe<br />

Arbeitsmobilität und Wohnungsrestriktionen – eine Stadt-Flucht erschwerte<br />

und sich somit ein „<strong>de</strong>utlich geringerer Urbanisierungsgrad <strong>de</strong>r DDR“ kons-<br />

tatieren lässt (Mackensen 1992, 742). Entschei<strong>de</strong>nd für die Konfiguration<br />

sozialer Netzwerke in ost<strong>de</strong>utschen Städten war eine <strong>de</strong>utliche Trennung<br />

aufgrund persönlicher Wertschätzung, weshalb eine ausgesprochene Wir-Ihr-<br />

Dichotomie mit Zuschreibung negativer moralischer Urteile gegenüber <strong>de</strong>n<br />

Frem<strong>de</strong>n notwendig wur<strong>de</strong> (Gutberger/Neef 1994). Somit ergibt sich eine<br />

konfigurationssoziologische Gemeinschaftsbildung anhand <strong>de</strong>r Etablierten-<br />

Außenseiter-Trennlinien.<br />

In zahlreichen Forschungen wird die ost<strong>de</strong>utsche Gesellschaft als ein<br />

Raum eigener Lebensstil-Dimensionen anerkannt. Zunächst haben viele<br />

Analysen <strong>de</strong>r ost<strong>de</strong>utschen Lebensstile einen gesellschaftlichen Raumbegriff<br />

konstituiert, <strong>de</strong>r „Ost<strong>de</strong>utschland“ insgesamt als Raum – dies zumeist im<br />

Vergleich zu einem „west<strong>de</strong>utschen Raum“ – versteht. Beispielhaft sei hier<br />

auf <strong>de</strong>n Vergleich <strong>de</strong>r Typologien hingewiesen, <strong>de</strong>n Spellerberg und Berger-<br />

Schmidt ermittelten (1998). Aufbauend auf <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>s Wohlfahrts-<br />

survey von 1993 und einer item-reduzierten Befragung drei Jahre später,<br />

bei <strong>de</strong>nen mittels Cluster-Analyse neun west- und ost<strong>de</strong>utsche Lebensstil-<br />

Gruppen i<strong>de</strong>ntifiziert wur<strong>de</strong>n, ließen sich für die west<strong>de</strong>utsche Lebensstil-<br />

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