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Phänomen darstellt, son<strong>de</strong>rn z. B. durch die im Rahmen <strong>de</strong>s Subsidiaritäts-<br />
prinzips notwendige Zusammenarbeit eher zum Alltag gehört.<br />
Nach einigen Monaten ergab sich aber eine Verän<strong>de</strong>rung dahingehend,<br />
dass die öffentlichen Akteure ihr Netzwerk für die Akteure <strong>de</strong>r Liga öffne-<br />
ten und diese als gleic<strong>hb</strong>erechtigte Partner akzeptierten. Wie kam es dazu?<br />
Neben öffentlichkeitswirksamen Aktionen <strong>de</strong>r Liga und <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung nach<br />
politischen Interventionen gab es auch Kommunikation <strong>de</strong>r Organisationen<br />
im Hintergrund. Diese führte zu einer Annäherung <strong>de</strong>r Erfahrungs- und<br />
Erwartungsmuster und unterstützte damit die Erkenntnis, dass das Mo<strong>de</strong>ll-<br />
projekt nur durch Einbeziehung <strong>de</strong>r Liga in das Policy-Netzwerk zu retten<br />
ist. Systemtheoretisch argumentiert haben sich die kognitiven Strukturen <strong>de</strong>r<br />
Organisationen, die bestimmen, was wahrgenommen wird, gegen die norma-<br />
tiven Strukturen, die bestimmen, was erlaubt ist, durchgesetzt. 1<br />
Die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Wissensbasis bei <strong>de</strong>n öffentlichen Akteuren schlägt<br />
sich in <strong>de</strong>r Erweiterung <strong>de</strong>s Policy-Netzwerkes nie<strong>de</strong>r und ist ein erster Lern-<br />
prozess, <strong>de</strong>m weitere im Verlaufe <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llprozesses folgen. Dazu gehören<br />
z. B. die Überwindung <strong>de</strong>s Misstrauens in <strong>de</strong>r Steuerungsgruppe – insbeson<strong>de</strong>re<br />
auf Seiten <strong>de</strong>r Liga – und die Anerkennung <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>r Liga von<br />
Seiten <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Akteursgruppen. Unterstützt wur<strong>de</strong> die Angleichung <strong>de</strong>r<br />
Wissensstrukturen und daraus entstehen<strong>de</strong>s Vertrauen durch Interaktion und<br />
Kommunikation im Governance-Modus. Hilfreich war zu<strong>de</strong>m eine externe<br />
Mo<strong>de</strong>ration, die u. a. auch die Verbindlichkeit von Entscheidungen durch das<br />
schriftliche Fixieren aller besprochenen Ziele und Beschlüsse för<strong>de</strong>rte.<br />
Nach Beendigung <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llprozesses erhielt dieses Policy-Netzwerk<br />
<strong>de</strong>n Auftrag, die lan<strong>de</strong>sweite Kommunalisierung vorzubereiten. Der Prozess<br />
wur<strong>de</strong> zunächst mit großem Engagement vorangetrieben, wur<strong>de</strong> aber jäh gestoppt,<br />
als die Lan<strong>de</strong>sregierung die Operation „Sichere Zukunft“ durchführte,<br />
bei <strong>de</strong>r ein Großteil <strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>r für soziale Hilfen aus <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>shaushalt<br />
gestrichen wur<strong>de</strong>. Unter diesen Bedingungen wollte die Steuerungsgruppe<br />
nicht weiterarbeiten. Etwa ein dreiviertel Jahr später fan<strong>de</strong>n sich die gleichen<br />
1 Eine eher machttheoretische Argumentation, die davon ausgeht, dass die hierarchische<br />
Machtausübung durch die Ministerin diesen Sinneswan<strong>de</strong>l bei <strong>de</strong>n öffentlichen Akteuren herbeigeführt<br />
haben könnte, trägt nicht, da ihre Einflusssphäre sich nicht auf alle im Governance-Modus<br />
zusammenarbeiten<strong>de</strong>n Organisationen bezieht. Der Staat in Gestalt <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sregierung hat zwar<br />
Machtmittel, die er z. B. in Form eines Streichens von Finanzmitteln einbringen kann, er kann damit<br />
aber nicht die Arbeit <strong>de</strong>r in Netzwerkstrukturen zusammenarbeiten<strong>de</strong>n Organisationen direkt<br />
steuern. Die staatlichen Akteure sind von <strong>de</strong>r Beteiligung <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Organisationen abhängig,<br />
wenn <strong>de</strong>r Prozess zu einem von allen akzeptierten Ergebnis – und damit kollektiv verbindlichen<br />
Entscheidungen – führen soll.<br />
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