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verdrängen, sie überformen, an ihnen an- o<strong>de</strong>r auf ihnen aufbauen (Quack<br />
2005, 346). Eine Governance-Reform fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>mentsprechend statt, wenn<br />
die Steuerungs-, Kontroll- und Koordinationsmechanismen in und zwischen<br />
Organisationen absichtsvoll verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n (Klenk 2005, 33). Maßgeblich<br />
für Governance-Reformen innerhalb <strong>de</strong>r lokalen Arbeitsmarktpolitik ist im<br />
vorliegen<strong>de</strong>n Fall die Zusammenlegung <strong>de</strong>r Sozial- und Arbeitslosenhilfe und<br />
die Einbettung eines neuen zentralen Akteurs, <strong>de</strong>r ARGE, in die institutionelle<br />
Landschaft <strong>de</strong>r lokalen Arbeitsmarktpolitik, die im Zuge <strong>de</strong>r weiteren<br />
Umsetzung graduelle institutionelle Transformationen im Handlungsfeld nach<br />
sich zieht. Diese wer<strong>de</strong>n durch die sich wan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Akteurskonstellationen,<br />
Interessen, handlungsleiten<strong>de</strong>n Orientierungen und Machtverhältnisse innerhalb<br />
<strong>de</strong>r lokalen Sozial- und Arbeitsmarktpolitik geprägt. Die Neuformierung<br />
bestehen<strong>de</strong>r Regelungs- bzw. Governance-Strukturen innerhalb <strong>de</strong>r lokalen<br />
Arbeitsmarktpolitik fällt <strong>de</strong>mzufolge nicht vom Himmel, son<strong>de</strong>rn muss von<br />
<strong>de</strong>n Akteuren in einer Reihe von mikropolitischen Prozessen erst herbeigeführt<br />
wer<strong>de</strong>n. 1 Diese wer<strong>de</strong>n maßgeblich durch die handlungsermöglichen<strong>de</strong>n<br />
und -restringieren<strong>de</strong>n institutionellen Rahmenbedingungen strukturiert, legen<br />
die Akteure aber nicht automatisch auf erwünschte Praktiken fest. Sie erfor<strong>de</strong>rn<br />
vielmehr einen Akt <strong>de</strong>r Interpretation, Bewertung und Zurechnung,<br />
welcher nur in Ansehung situativer Umstän<strong>de</strong> erfolgen kann (Ortmann 2004,<br />
45). Dies eröffnet gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Entstehungsphase <strong>de</strong>s ARGE-Netzwerkes<br />
die Möglichkeit eigennütziger strategischer Rekurse auf emergente Governance-Strukturen.<br />
Die Entwicklung von Governance-Strategien im ARGE-<br />
Netzwerk erscheint dann als ein inkrementaler Vorgang entlang eines lokal<br />
spezifisch Entwicklungspfa<strong>de</strong>s, bei <strong>de</strong>m die Präferenzen <strong>de</strong>r Akteure nicht<br />
von Beginn an feststehen, son<strong>de</strong>rn sich in Abhängigkeit von <strong>de</strong>n institutionellen<br />
und akteursspezifischen Konstellationen verän<strong>de</strong>rn. Um mit Mintzberg<br />
zu sprechen, wan<strong>de</strong>ln Governance-Strategien daher auf zwei Füßen, einem<br />
geplanten und einem emergenten, und stellen damit das transintentionale<br />
Ergebnis interessegeleiteter Such und Aushandlungsprozesse dar.<br />
In ihren Empfehlungen für die kommunale Ebene <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- und Jugendhilfe<br />
und für die Arbeitsgemeinschaften haben die AGJ und die BA (2005)<br />
auf die beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Vernetzung <strong>de</strong>r Träger <strong>de</strong>s SGB II und <strong>de</strong>r<br />
1 In diesem Sinne bil<strong>de</strong>n die stärker akteurstheoretisch inspirierte Steuerungstheorie einerseits<br />
und die stärker institutionalistisch inspirierte Governance-Forschung zwei Seiten einer Medaille<br />
(Mayntz 2004).<br />
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